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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Habich, Georg: Emil Dittler
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0261

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Emil Dittler f.

daß die ganze Art den architektonischen
Intentionen des Erbauers von Linderhof
und Herrenchiemsee vorzüglich entgegenkam,
auch die schnelle virtuose Arbeitsweise, wie
sie sich aus den ephemeren Festdekorationen,
in denen Gedon der unerreichte Meister
war und bleibt, herausgebildet hatte, ent-
sprach vortrefflich dem oft ungestüm raschen
Verlangen des königlichen Bauherrn, seine
Ideen verwirklicht zu sehen. Das eigentlich dekorative
Element in der ganzen Richtung erhielt durch die
königlichen Aufträge erst ihre letzte, freilich nicht
unbedenkliche Steigerung. Vielfach hat inan Plastiken
dieser Zeit, wie z. B. denen im Schloßgarten von
Herrenchiemsee gegenüber die Empfindung von in
Metall abgegossenen Stuckdekorationen, und mustert
man die ganze Reihe jener Modelle, die jetzt unter
den Arkaden von Schleißheim ihre Aufstellung ge-
funden haben, so empfängt man den Eindruck, das
Gipsmodell fei der eigentliche Endzweck: Stucco-Stil.

Auch die akademischen Lehrjahre der kunst-
studierenden Jugend verliefen in den angedeuteten
Bahnen. Malerische und stoffliche Wirkung war
im kompositionellen Ausbau wie in der Detailbehand-
lung die Hauptsache. Man suchte die weitausladende
Linie, die fließenden Draperien, arbeitete stark auf

382 u. 383. Skizze und Marmorausführuug des Grabmals für die
Familie Dittler; von st Emil Dittler.

Licht und Schatten und namentlich bei der Behand-
lung des Auges sowie der paare war man erfinde-
risch in kleinen „Druckern", dem Natureindruck in
ganz malerischer Weise gerecht zu werden. Nicht
genug thun konnte man sich aber, Fleisch und paut in
ihrer stofflichen Beschaffenheit zu schildern, die kleinen
Reize der »morbickeWa« mit allen möglichen Mitteln
und Mittelchen der Thonbehandlung wiederzugeben.
Das Thonmodell war unter der pand Selbstzweck
geworden. Der Gedanke an das Material bei der
späteren Ausführung trat völlig in den pintergrund.
Man konnte auf den Ausstellungen Gipsmodelle in
sorgfältiger Bronze-Imitation sehen, die ein Jahr
darauf in karrarischem Marmor ausgeführt wieder
auftauchten, um dann womöglich anderwärts oder
ein anderes Mal als „Thromoplastiken" eine dritte
Auferstehung zu feiern. Wir wollen nicht sagen,

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