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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Habich, Georg: Emil Dittler
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0262

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(Emil Dittler f.

38^. pietä von f (Emil Dittler.

daß solches hier oder sonstwo nicht mehr Vorkommen
könne, jedenfalls vertritt die jüngere Münchener
Bildhauergeneration, soweit sie sich auf eigene Hüße
gestellt, heute andere Aitschauungen. Welche, das
lehren z. B. die jährlich stattfindenden, staatlichen
Brunnendenkmals-Aonkurrenzen, von denen diese
Zeitschrift schon seit mehreren Jahren regelmäßigen
Bericht erstattet. Der Umschwung erfolgte, man
wußte nicht recht wie: ohne daß ein Programm
hinausgerufen wurde, unvermerkt durch die Thal.
Über Nacht schien die Erkenntnis aufgegangen, daß
Plastik und Malerei nichts miteinander zu schaffen
haben, daß eine gegenseitige Beeinstussung beiden
Teilen nur zuin Nachteil gereichen könne, und wenn
die Bildhauerei — es gilt dies im besonderen von
der Bildhauerei im engeren Sinne, der Steinbild-
hauerei — mit einer anderen Aunst innerlich ver-
wandt sei, dies allenfalls die Architektur fei.

Eine starke Reaktion erfolgte auf jenes akademisch
gewordene Neubarock in Horm eines ausgesprochen
architektonischen Stils. Man sprach nicht
mehr von „aufgesetzten Lichtern", „schummeriger
Behandlung" und „melodiösen Haltenzügen", sondern
wandte sich an die herbe Strenge des Quattrocento
und suchte unter den alten Antikenabgüssen, die ver-
staubt und schmutzig auf den Aorridoren der Aka-
demie umherstanden, die schlichtesten und primitiv-
sten Motive als Borbilder, poudons alleinselig-
machende Gluckbüste rückte in den Winkel, und an
ihre Stelle traten die Aöpfe des antiken Polykletischen
Bronzestils mit seinen scharf umgrenzten formen,
seiner ciselierten Schärfe. Der pikante Reiz, der vir-

tuose Strich, die skizzenhafte Geistreichigkeit begannen
mit einemmal im Wert zu sinken. Der straffe Um-
riß, klare Verteilung der Massen und ausgeglichene
ponderation im Ausbau galten wieder. Man ließ
sich nicht mehr durch „die Natur" alias Aktmodell
irritieren, sondern holte sich dieses erst, wenn die

385. Draxeriestudie von i (Emil Dittler
(zu Abb. 38(fc gehörig).

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