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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Bredt, Ernst Wilhelm: Das Germanische Nationalmuseum und der Bayer. Kunstgewerbe-Verein
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0277

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Das Germanische Nationalmuseum und der Bayer. Aunstgewerbeverein.

4;\2 u. (5. portraitMedaillons von f Linil Dittler. (‘/4 der mirkl. Gr.)

außen hin ungewöhnlich erweitert worden. Während
anfangs die Aufseßsche Sammlung im Tiergärtnerthor
untergebracht werden konnte, bedecken jetzt die Bauten
und fjöfc des Museums eine Fläche von mehr als
14; 500 qm. Dabei kann keineswegs von geringster
Raumverschwendung die Rede sein. jm Gegenteil.
Erst in den von Direktor Gustav v. Bezold, den:
Renner der Baukunst des ganzen Abendlandes, er-
richteten Neubau und in dem für die Bibliothek, das
Rupferstichkabinett und das Archiv umgebauten Rönigs-
stiftungshaus konnte die Aufstellung in wünschens
werter Geräumigkeit geschehen, und eigentlich nur
die Räumlichkeiten dieser Gebäude durchflutet das
Licht in reichlicher stille und
Heiterkeit.

In den großen fallen
des hochgiebligen Neubaus,
dessen schlanker, zierhafter
Dachreiter Nürnbergs Dächer
stolz überragt, ist die Waffen-
sammlung und die ebenso
wertvolle Rlingsche Rostüm-
sammlung untergebracht,
während das ganze zweite
Stockwerk die große Reihe
neugebildeter Bauernzimmer
einnimmt. Diese Zimmer
bilden eine sehr begrüßens-
werte Ergänzung zu den
im Bayer. Nationalmuseum
eingerichteten Bauern- und
Bürgerstuben, Hier ist ein
niedersächsisches Flet, ein
Zimmer von der gallig, ein
Raum mit niedersächsischen

Möbeln, die Blink eines holsteinschen Pesels, ein
Hindeloopener Zimmer, ein Zimmer aus einem
krause aus der Wilstermarsch mit großem Geschick
und aus fast nur echten Bestandteilen geschaffen
worden. Außer diesen nord- oder niederdeutschen
Räumlichkeiten wird dieses Wohnungsmuseum noch
gebildet durch ein oberbayerisches, ein hessisches, ein
Thurgauer, ein Tiroler und ein Egerländer Zimmer.

Diese Räumlichkeiten werden jedenfalls vom
Publikum mit besonderem Interesse besucht, mit
besonderer Befriedigung verlassen werden. Mag
auch von seiten der Historiker dieser Genuß als ein
halber, ja bedenklicher hingestellt werden, das Be-
mühen, gerade diese Haus-
altertümer zu bewahren und
in ansprechender Weise auf-
zustellen, bedeutet doch für
die Thätigkeit und Wirk-
samkeit unserer Museen einen
Fortschritt auf dem gleichen
Gebiete, wie das Interesse
und die Freude des Pub-
likums, das sich früher am
allerliebsten in derFolterkam-
mer aufhielt, hierfür einen
Schritt vorwärts bedeutet in
künstlerischer Erziehung.

Zweifellos ist jedenfalls
gerade durch das Germa-
nische Museum das Be-
dürfnis nach einer künst-
lerischen Lebenserfassung und
Lebensgestaltung mehr ge-
nährt worden als durch
manche andere Bildergalerie.

Portrait (Maler Habers) von f (Emil Dittler.
(>/4 der wirk!. Gr.)

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