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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0284

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Lhronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

und kunstgeschichtlichen Interesse ent-
sprechen. Die Hauptpunkte dieser Vor-
schläge sind:

Eine Wiederbestattung der auf-
gefundenen Leichenüberreste in der
bisherigen Weise, nämlich im Boden
eingegraben, ist nicht zu empfehlen;
vielmehr wird die Herstellung einer
Gruft unter dem Königschore zur
Aufnahme der Überreste der dortselbst
bestatteten Kaiser und Könige em-
pfohlen (wobei aus der Mitte der
Kommission vorbildlich auf verschie-
dene alte Grüfte, wie Heinrichs I. in
(puedlinburg, des Kanzlers Eginhard
in Steinach bei Michelstadt und der
Merovinger in Soifson hingewiesen
wurde).

Als Särge für die im Unterge-
schosse der Sakristei aufbewahrten
Leichenreste werden Sandsteiusärge,
ähnlich den erhaltenen Särgen der
Salier, empfohlen; weiterhin wird
jedoch in Anregung gebracht, zur mög-
lichen Erhaltung der Leichenüberreste
diese in Metallsärge zu verschließen
und erst die Metallsärge in die neu
anzufertigenden Steinsärge zu legen.

2. Die im Bauschutte des Königs-
chors und bei den Leichenresten auf-
gefundenen Gegenstände, soweit sie
von geschichtlicher oder kunstarchäo-
logischer Bedeutung sind, sollen in
einem hierzu geeigneten Raume des
Domes in pietätvoller Weise zur besonderen
Aufstellung gelangen; über die Auswahl und
Bestimmung dieser Gegenstände soll erst dann
entschieden werden, wenn die wissenschaft-
lichen Untersuchungen der Fundgegenstände
beendet sind."

Inzwischen wurde bereits ein Plan zu
einer würdigen Gruft ausgearbeitet, in welcher
die Särge einzeln aufgestellt und der Besich-
tigung zugänglich gemacht werden; für die
bei den Leichen gefundenen Gegenstände von
geschichtlicher oder kunstarchäologischer Be-
deutung werden in der Schatzkammer des
Domes geeignete Aufbewahrungsräume ge-
schaffen werden. Für alle diese mit der Auf-
deckung und Wiederbeisetzung der ehrwürdigen
Reste erforderlichen Arbeiten, einschließlich der
wissenschaftlich-publizistischen Bearbeitung, ist
ein Betrag von ; 20000 M. vorgesehen.

Achtzehnter Abend — den (5. April — Vortrag des
Chemikers Georg Büchner über Metallfärbungen. Der Vortrag
bot so viel des Interessanten und Anregenden, daß wir glaubten,
denselben mit unwesentlichen Änderungen in die Zeitschrift auf-
nehmen zu sollen (s. S. 209); der Beifall, den der Redner erntete,
wird wohl auch seinen gedruckten Ausführungen zu teil werden.
— Eigentlich sollte der Vortrag nur eine Ergänzung der sehr
reichhaltigen Ausstellung von Kupfer-, Zinn-, Bronzearbeiten
sein, zu der Altes und Neues in großer Menge beigesteuert

worden war. An alten Arbeiten hatten
besonders Antiquitätenhändler Jul.
und Wilhelm Böhler, Hofkonditor
L. G. Bof, M. Ebenböck gute Stücke
ausgestellt; von den Meistern der
Gegenwart waren namentlich L. Mory,
L. Lichtinger, Georg Leykauf (Nürn-
berg), Jos. Schnieidl, I. f). Schmitz
(Köln), Winhart & Lo., Zimmermann
& Eo., Gottfr. Stumpf, Reinh. Kirsch,
Th. Holländer, Weber-Rücker, Stei-
nicken & Lohr, Jos. Lasser mit Ar-
beiten vertreten.

Neunzehnter Abend — den 22. April
— Schluß der Wochenversammlungen
des Winters und Lehrlings-Preisver-
teilung lautete der offizielle Titel für
diesen Abend; er verschwieg weislich die
dem verdienten (. Vereinsvorstand, der
am (8. April sein 50. Lebensjahr
vollendet hatte, zugedachte Überraschung
— und so zeigte der erste Teil des
Abends ein ähnliches Bild wie in
früheren Jahren. Musikstücke leiteten
die Feier in dem besonders durch die
Herren Steinicken, Lohr und Bradl
festlich geschmückten Saal ein, worauf
der Vereinsvorstand, Fr. v. Thiersch,
die Versammelten bei der gemütlichen
Schlußfeier willkommen hieß. Der Ver-
lesung der Satzungen für die Lehr-
lingspreisverteilung und des Stifter-
verzeichnisses folgte die Mitteilung,
daß seit (879 etwa 6000 M. an 4.45 Lehr-
linge verteilt worden seien; für die diesmalige
Preisbewerbung waren (3 Lehrlinge gemeldet,
deren Arbeiten am (2. Januar in den Ent-
würfen, am (3. April als fertige Stücke ge-
prüft und xrämiierungswürdig gefunden
worden waren. Unter den Klängen eines
flotten Marsches führte Dekorationsmaler A l l -
wang die Lehrlinge herein, vergegenwärtigte
ihnen die Bedeutung des Ehrenaktes und
mahnte sie zu rastlosem vorwärtsschreiten
unter Eitierung der Worte I. v. Schmaedels:
„Wer Meister ist, der schaffe stets das Beste!
Und der Geselle bleibe nicht zurück!

Der Lehrling sei ein Adler schon im Neste!
Nach Höchstem streben sei Euch höchstes Glück!"
Alsbald erhielten die Lehrlinge aus der
Hand des Prof. v. Thiersch die Geleitsbriefe
samt den Ehrenpreisen in folgender Rangord-
nung (die Namen der Lehrmeister und die vor-
gelegte Prüfungsarbeit setzen wir in Klammern bei): Anton
Sedlmaier (Schreiner Ioh. Lor. Fischer — Kassette), Johann
Schuirer (Schlosser W. Eichheim — geschmiedetes Tischchen),
Rob. Blume (Schlosser Jos. Frohnsbeck — Blumen-Vorsatz-
gitter), Peter Hemmer (Schreiner Mart. Kemmer — kleines
Zierschränkchen), Ioh. Hiermayr (Schreiner Ioh. Benker —
Bücheretagere), Eugen Wasti an (Schlosser Wilh. Eichheim —
Kaminschirm aus Messing), Ludw. Honig (Hofgoldschmied
Th. Heiden — in Silber getriebener Pokal), Max G r ü b l

<(30 u. 43(.

Vom Postament des Weißen-
burger Brunnens(Abb.-(2Z).

SS

Kunst und Handwerk 52. )ahrg. Hefl 9-

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