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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Zur Wiederherstellung des Heidelberger Schlosses
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0304

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Zur Wiederherstellung des ^Heidelberger Schlosses.

q63 11.^64. Aus Schloß Matzen (v. Lipperheide); Schlafzimmer und Veranda. Nach Entwurf von L. Rom eis,

Malereien von St. Hi cf eit, München.

wie man annehmen sollte, ein Satteldach der Länge
nach hatte, sondern vielmehr zwei Satteldächer quer
zur Längsachse des Baues, deren Stirnseiten durch
Giebel eingenommen waren. (Einer dieser Giebel
auf der Hofseite stürzte s6((9 ein, woraus man statt
des großen Zwillingsgiebels eilt Längssatteldach mit
Vorgesetzten Zwerchgiebeln errichtete, wovon noch
heute (nach der letzten durch Blitzstrahl veranlaßten
Zerstörung des Baues) die Reste zu sehen sind. -
Haupt weist bis ins einzelne hinein die Arbeiten
des Colins nach; es fällt ihtn nicht schwer, die An-
gaben des oben genannten Arbeitsvertrages mit der
künstlerischen Beurteilung an Hand des noch Be-
stehenden in Übereinstimmung zu bringen. An einer
zahllosen Menge von Einzelheiten führt Haupt den
Nachweis,-wie der Bau schon während der Aus-
führung Änderungen gegenüber dem ursprünglichen
plan erlitten: an Aapitellen, Fenstergiebeln, Me-
topen, Medaillonbildern rc. Mit unwiderstehlicher
Überzeugungskraft bezeichnet er Norditalien als die
Heimat des ursprünglichen Plans pavia, Bologna,
Ferrara; ja er steht nicht an, direkt den Palazzo
Roverella in Ferrara als das unmittelbare Vorbild
zu nennen. Äußere und innere Gründe machen dies
höchst wahrscheinlich.

Als Colins zum Bau berufen wurde, war dieser
kaum bis zur Fußbodenhöhe des Erdgeschosses ge-
diehen. Er muß mit seinen 12 Gesellen fleißig ge-
arbeitet haben; denn als \ \ Monate nach Vertrags-
abschluß der Pfalzgraf starb (\2, Februar s559) und
bald darauf die Bauthätigkeit eingeschränkt wurde,
hatte er beinahe alles fertig. Langsam wurde weiter-
gebaut und gegen Ende der 60 er Jahre konnte der
Bau äußerlich als fertig angesehen werden; aber
statt des ursprünglich unzweifelhaft geplanten Hori-
zontalabschlusses des Baues waren zwei Giebel auf-
gesetzt worden. !Vie diese Giebel ausgesehen haben,
läßt sich aus den überlieferten Darstellungen wenigstens
insoweit feststellen, „daß der thatsächlich vor-
handen gewesene Doppelgiebel denr neuer-
dings geplanten Schäferschen iricht in einer
Linie ähnlich gesehen, auch keinerlei reiche
Architektur gezeigt hat, sowie daß er das
völlig freie und unbeeinstußte Merk der deutschen
Meister war. Diese Feststellung ist für die weitere Be-
handlung der Schloßbaufrage von großer Bedeutung."

Auch über den „englischen Bau", den „Glä-
sernen Saalbau" und den Renaissance -Aamin iin
„Ruprechtsbau" verbreitet sich Haupts Schrift ein-
gehendst. Von gaitz besonderen: Fnteresse ist dabei

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