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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Unsere Bilder
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Unsere Bilder.

q.?l> Mandmuster-Notiv von ffans Schlicht, Dresden. (Grund weiß, Knospen rot,

Gezweig und Laub grün )

letztere mit farbiger Felderung und einzelnen gemalten
Füllungen, z. T. mit fachwerkartigen Teilungen in
polz. Bei der Vertäfelung uitd den Möbeln kam
Weichholz zur Verwendung mit deckendem hellgrün-
lichenr Anstrich; die Ausführung erfolgte von Bres-
lauer Firmen — Beleuchtungsgerät von Steinicken öc
Lohr, München. — Auch bei den beiden Zimmern
aus dem Landhaus pemsel (Abb. ^57—-f60), die
von Rohlbecker & Sohn, Akünchen, ausgeführt
wurden, wurde mit deit einfachsten Mitteln zu
wirken gesucht: leichte farbige Beizung des Eichen-
holzes, Heller Anstrich der Wände, Bemalung
nur der Deckenkehle, Spuren von Farbe in den
ausgeschnittenen Füllungen der Wandbekleidung,
farbige Stoffvorhänge mit Stickereien von Frau
v. Brauchitsch.

Die folgenden vier Bilder stammen aus dem
herrlich gelegenen und ebenso reich wie reizvoll aus-
gestatteten Schloß Matzen, das Freih. Frz. v. Lipper-
heide sich im Unterinnthal, zwischen Brixlegg und
Ienbach, erbaut hat; die innere Ausstattung wurde
von verschiedenen Rünstlern besorgt. Während die
großen Räume z. T. niehr repräsentativen Charakter
tragen, erfreuen die kleineren, von denen unsere
Bilder einige Beispiele geben, durch einen Zug von
ansprechender Traulichkeit, der überall, sei es beim
Eintritt auf den Vorplatz, fei es beim Aufenthalt auf
der Veranda oder im Schlafzimmer, das Gefühl des
Behagens weckt. Nicht weil die Ausstattung dieser

Räume vorwiegend boden-
ständige Tiroler Vorbilder
ins Gedächtnis zurückruft,
fühlen wir uns hier so
wohlthuend berührt, son-
dern weil die Ausstattung
in durchaus fach und
materialgemäßer Weise er-
folgt ist.

In schärfstem Gegensatz
dazu stehen die folgenden
drei Zimmereinrichtungen
aus der Wohnung des
Architekten paiger (Abb.
H65— ^67); hier herrscht
in erster Linie gemessene
Vornehmheit, und während
man in Schloß Matzen,
ohne Unbehagen zu em-
pfinden , in verwettertem
Bergsteigeranzug eintreten
kann, verlangen selbig
6c paigers Räume ge-
bieterisch nach Frack und
weißer lhalsbinde, nach Parfüms und Lackschuhen,
wenn man sich darin nicht als Fremdkörper fühlen soll.
Doch zeigt der Wäscheschrank, daß auch den wirt-
schaftlichen Notwendigkeiten in gebührender Weise
Rechnung getragen ist.

Rönnte man versucht sein, in diesen Stücken
eine Hinneigung des Modernen zum Dekadenten zu
wittern, so zeigen dagegen die Proben aus der Rarls-
ruher Jubiläumsausstellung (Abb. Hgg—H70), daß
man sehr wohl modern sein kann, ohne im geringsten
die Gemütlichkeit eines Raumes dadurch zu beein
trächtigen. Max Läugers hellblauer, in feuerfestein
Thon ausgeführter (Dfeit ist zwar bei einer Länge
von fast 3 m und einer Höhe von 2,5 m für die
üblichen Wohnräume zu groß; aber als Wärme
quelle für eine Diele wird er in Verbindung mit
dem braunen Getäfel, mit der umlaufenden Bank
und mit den schwellenden Rissen ein beliebter
Mittelpunkt für trauliches Geplauder werden,
wenn alt und jung an: Abend in: behaglichen
peim der Winterstürme spottet. (Die Ausführung
des Ofens lag in den fänden der von Läuger
künstlerisch geleiteten Aunsttöpferei und Thonwerke
in Rändern.)

Auch Hermann Billings Arbeitszimmer wirkt
durch die hohe Vertäfelung entschieden behaglich; zu
den graublau gebeizten, durch kleinen Intarsienschmuck
belebten Flächen der Eichenholzmöbel stehen die
Beschläge aus Aluminiumbronze vortrefflich. (Dis

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