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Die Kunde — 4.1936

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Nr. 11
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Ohlhaver, Horst: Die angelsächsische Landnahme der Völkerwanderungszeit - eine völkisch-kulturelle Bindung zwischen Deutschland und England
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https://doi.org/10.11588/diglit.61686#0258

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und waren damit von vornherein zum Untergang bestimmt. Ihre
Kultur zwar blieb bis heute in den fernsten Gegenden ihrer kühnen
Züge spürbar, ihre Reiche waren aber nur von kurzer Dauer. Die
Eroberung Britanniens jedoch war die Eroberung eines Landes für
alle Zeiten. Das jetzige England ruht auf dieser germanischen
Grundlage.
Und die Landnahme war nicht nur eine Ausweitung des rein
germanischen Gebietes, sie war — von höherer Warte gesehen — der
entscheidende Umstand, der die nordische Rasse in einem der wichtigsten
Teile Europas zu weiterer und endgültiger Ueberwindung der Mittel-
meerrasse führte. Damit erhält der Zug dieser kleinen Mannschaften
einzelner westgermanischer Stämme, die in immer wachsender Zahl
eine Insel in ihre Gewalt brachten, eine Bedeutung, die über das rein
stammesmäßige und volkliche in die große Geschichte der nordischen
Rasse hineingreift. Die englische Insel ist das Tor zur Welt geworden,
und die germanischen Stammesteile aus dem Gebiet der Eider und
der unteren Elbe wurden mit den Normannen späterer Jahrhunderts
zusammen zur weltumspannenden Großmacht unserer Tage. So be-
stärkt England in seiner frühen Geschichte und darum in seinem Grund-
wesen auch heute noch die Einheit des germanisch-nordischen Raumes,
der weder durch die Ostsee noch durch die Nordsee zerteilt werden
konnte.
Die englische Insel liegt am Rande Europas und wurde natur-
gegeben so das Endfeld mancher Kultur- und Völkerströmung, die ihren
Weg quer über das Festland genommen hatte. Von vorgeschichtlichen
Zeiten an drangen Völker in die östlichen und südlichen Flachland-
gebiete, die dem Festland ohne weiteres offen stehen. Die Überquerung
des Kanals, soweit er überhaupt schon bestand, bildete auch in der Vor-
zeit kein unüberwindbares Hindernis. In jenen fruchtbaren Ebenen
der britischen Insel führten jeweils die Eroberer eine kurze Herrschaft,
und mußten bald Neukommenden den Raum wieder lassen. Eine
Unzahl von Wallanlagen und befestigten Siedlungen spricht eine deut-
liche Sprache von dem Kampf um diese grünen Gebiete. Vis schließlich
die germanische Landnahme, die ihren Anfang im 5. nachchristlichen
Jahrhundert nahm, im 9. Jahrhundert zu einem dauernden Reiche
wurde.
In wie weit die sehr zahlreichen Kulturströmungen des dritten
und zweiten Jahrtausends vor der Zeitwende mit bestimmten Völker-
gruppen gleichzusetzen sind, weiß uns die Vorgeschichtswissenschaft noch
nicht einheitlich zu sagen. So viel ist jedoch sicher, daß die heutigen
britischen Inseln die nordwestlich am weitesten vorgeschobenen Gebiete
der Mittelmeerrasse waren. Stand doch seit der Zeit des Inlandeis-
rückzuges England in erster Linie nach Süden offen und wurde durch
die folgende wärmere Klimazeit nur noch besiedelbarer für die aus dem
Südosten nachrückenden Menschen. Wenn die Vorgeschichtsforschung
aber volklich weder für die Mittelsteinzeit, noch für die Jungsteinzeit,

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