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Die Kunde — 4.1936

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Nr. 11
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Ohlhaver, Horst: Die angelsächsische Landnahme der Völkerwanderungszeit - eine völkisch-kulturelle Bindung zwischen Deutschland und England
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https://doi.org/10.11588/diglit.61686#0259

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ja auch noch nicht für die Hochbronzezeit ein klares Bild zu geben ver-
mag, so wird uns jedoch die keltische Einwanderung von ungefähr 1000
vor Zeitwende an deutlich faßbar. Und im 6. und 5. Jahrhundert
kann gesagt werden, daß die Insel in ihren entscheidensten Gebieten
vollkommen in der Macht der Kelten oder Briten steht, wie sie all-
gemein im Gegensatz zu den Pikten und Skoten, den Ureinwohnern,
heißen. Diese Beherrschung währte ungestört bis nahezu an die Zeit-
wende. Aber inzwischen hatte der ständig aus dem Füllhorn der kim-
brischen Halbinsel hervorquellende Eermanenstrom sich schon über den
Rhein geschoben. Und aus jenen Gebieten jenseits des Rheins kam
zum ersten Mal germanisches Blut mit auf die Insel. Im achten Jahr-
zehnt waren es die Velgen, die eine wiederum neue Kultur in die
Landschaften Essex, Kent und Sussex trugen. Aber ihnen war keine
staatliche Entfaltung möglich, die ihnen gleichzeitig Macht über die
fruchtbare Insel gab. Auf ihren Fersen folgten die Legionäre Eaesars,
die hier eine äußerste Provinz des römischen Weltreiches errichteten.
Zwar blieben sie nicht unbehelligt von den Velgen, doch konnten diese
trotz manchen Widerstandes die Macht der römischen Besatzung nicht
ernstlich gefährden. Vis dann auch auf dieser Jniel es die vom Meere
andringenden Eermanenschiffe waren, die der Weltmacht wie in so
vielen anderen Gebieten auch hier zu schaffen machten. Denn „gleich
einer Schüssel mit den Gaben der lustreichen Landschaft lagen die
britischen Küsten den Sachsen dicht vor der Tür".
Ueber Zeitpunkt und Beweggründe der Eroberung der Insel durch
die Germanen vermag uns die Betrachtung der schriftlichen Quellen
Aufschluß zu geben, die uns von drei verschiedenen Seiten überliefert
sind?): die Berichte der Römer, die der britischen Bevölkerung Eng-
lands, schließlich die in der Volkssprache verfaßte angelsächsische
Chronik, sowie die Kirchengeschichte des Veda.
„Die zwei Jahrhunderte vom Abrücken der Römer (etwa 407) bis
zur Sendung des hl. Augustin (896) sind die dunkelsten, doch zugleich
entscheidensten der englischen Geschichte. Die Quellen sind nur spärlich
und sich oft widersprechend.
Der germanischen Stämme, und unter ihnen nicht zum mindesten
die Sachsen, saßen bereits längere Zeit den Römern unbehaglich nahe.
2) Den Abschnitt „Vorgang und zeitliche Festlegung der
Ueberwanderung nach den Schriftquellen" bearbeitete Hans
Heuer. Die angeführten Stellen sind der Gesamtarbeit entnommen. Als
Hauptwerke zu diesem Teil seien angegeben: Ludw. Schmidt, Geschichte der
germanischen Stämme bis zum Ausgange der Völkerwanderung. 2. Abt. Ge-
sclnchte d Westgermanen. Berlin 1918. — Tbo Uolitioal Ui i 8 t o r >- ol
Unqlsnck, Bd. 1 (Th. Hodgkin). London 1906. — Tb. Hodgkin, X Ui-
stor^ ok tbo ^.nglo-8axon8. Oxford 1982. — v. d. Osten, Die Altsacbsen,
Jahresbericht der Männer vom Moraenstern 12 (1911). — N Tburnevsen,
Wann sind die Germanen nacki England oekommsn? Englischs Studien. Bd 22
(1896). — Und als volkstümliche Darstellung: K. Th. Strasser, Sachsen
und Angelsachsen, Hamburg 1931.

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