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Der Gesammterlös aus der fast 300 Bilder be-
tragenden Sammlung beträgt 188 593 francs. Als
die hervorragendsten Stücke erzielten ein grosses
Triptychon von Friedrich Herlen mit der Kreuzi-
gung, dem Festmahl des Herodes und der Taufe
Christi 3600 francs, Rembrandts Porträt einer
alten Frau, das auf der vente Nieuwenhuis 1883
mit 50000 francs bezahlt worden war, 25000,
Rembrandts Frau als Athena 12000, eine Sybille
von demselben Meister 6 500. Ferner sind her-
vorzuheben A. van Dyck: Porträt des Präsidenten
Roose 2 500, Frans Hals: der Trinker 1 700, Th. de
Keiser: Bildnis einer Frau 1 320, A. van der Neer:
Mondscheinlandschaft 1 650, Ruysdael: Die Wind-
mühle 6 000, Ruysdael: Die Brücke 2 200 francs.
Das Erwachen der Venus von Boucher ging bis
auf 3200, ein weibliches Porträt von H. Drouais
auf 2 600 francs. Unter den Italienern verdient
nur ein angeblicher Fra Filippo: Madonna mit
Engeln (2250 francs) und ein Fr. Guardi: die
Piazza di San Marco (7 300 francs) hervorgehoben
zu werden.
Gleichzeitig haben wir schon wieder die Ver-
steigerung einer umfangreichen Sammlung von
Handzeichnungen desselben Besitzers anzuzeigen,
die am 16. bis 19. d. M. im Hotel Drouot statt-
finden wird. Wie Alles, was der leidenschaftliche
Sammler zusammengebracht hat, ist auch hier
Gutes und Schlechtes sehr gemischt, aber neben
dem Mittelgut findet sich manche gute, ja selbst
treffliche Zeichnung der ersten Meister aus allen
Schulen, wie Dürer, Rembrandt, Claude, Watteau,
Rubens etc.
VERMISCHTE NOTIZEN.
Die Kunst im preussischen Budget für das
Jahr 1885/86. Als wichtigste Veränderung des
traditionellen Kunstbudgets nimmt der diesjährige
Etat den Eintritt des Kunstgewerbemuseums in
die Verwaltung des Staates in Aussicht. Die
dadurch verursachte Mehrbelastung des Budgets
beträgt nur 42976 Mark, da bisher bereits ein
Jahreszuschuss von 294 600 Mark aus Staatsfonds
gegeben wurde. Auf 54 600 Mark sind die eigenen
Einnahmen des Institutes veranschlagt, welches
somit im Ganzen einen Etat von 392 176 Mark
aufweist.
Der Uebergang des Kunstgewerbemuseums an
den Staat steht in einem, wenn auch lockeren Zu-
sammenhänge mit grösseren Ressortveränderungen
innerhalb der Staatsverwaltung. Das gewerbliche
Unterrichtswesen und die Pflege des Kunstgewerbes
soll nämlich in Zukunft vom Kultusministerium
an das Ministerium für Handel und Gewerbe über-
gehen, um diese Abteilungen mit der Gewerbe-
verwaltung in engere Beziehungen zu bringen.
Es besteht dabei die Hoffnung, energischer für
die Förderung dieser Aufgaben an der Stelle wir-
ken zu können, welche durch ihre ganze übrige
Thätigkeit auf die Wichtigkeit und Dringlichkeit
der kunstgewerblichen Aufgaben hingewiesen
wird. Nur die Kunstschulen zu Breslau und Berlin,
sowie die des hiesigen Kunstgewerbemuseums
werden dem Kultusministerium unter Beteiligung
des Handelsministeriums verbleiben, während das
Kunstgewerbemuseum selbst, dessen Angelegen-
heiten bisher — soweit der Staat beteiligt war —
bei der Abteilung des technischen Unterrichts
verwaltet wurden, nunmehr der Generaldirektion
der Königlichen Museen angeschlossen werden soll.
Als einmalige Ausgabe fungiert die Summe von
10000 Mark für Anwendung und Ausbildung des
photogrammetrischen Verfahrens. Zur Ausnutzung
desselben ist zugleich ein ständiger bautechnischer
Hülfsarbeiter im Range eines Regierungsrats im
Kultusministerium, insbesondere im Interesse der
Denkmälerkunde und - Pflege in Aussicht ge-
nommen. Jene Summe wird die nötigen Ein-
richtungskosten etc. bestreiten.
An Bauten im Ressort der Kunstverwaltung
sind beabsichtigt:
1. Umbau der Dächer des Neuen Museums auf
Grund der Forderungen, welche für die Sicherung
des Gebäudes gegen Feuersgefahr notwendig sind:
175 000 Mark als erste Rate der im Ganzen auf
225000 Mark veranschlagten Umbaukosten;
2. für die Einrichtung des ehemaligen Bau-
akademie - Gebäudes für die Zwecke der Akademie
der bildenden Künste 51 500 Mark;
3. Beihülfe zum Bau der Provinzialmuseen zu
Bonn und Trier, welche zusammen auf rund
500000 Mark veranschlagt sind, von denen der
Staat ein Drittel, die Provinz zwei Drittel über-
nehmen wird. Erste Rate 75 000 Mark.
Beilage zu dieser Nummer: Maria mit dem
Kinde, Zeichnung von Raphael (?). Berlin, Kupfer-
stichkabinet. Einzelpreis derselben ausserhalb des
Kunstfreund-Abonnements 2 Mark; ermässigter
Preis für die Abonnenten des »Jahrbuchs der
K. Preuss. Kunstsammlungen« 1 Mark.
Redakteur: Dr. Henry Thode, Verlag: G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Druck: Reichsdruckerei in Berlin.
Der Gesammterlös aus der fast 300 Bilder be-
tragenden Sammlung beträgt 188 593 francs. Als
die hervorragendsten Stücke erzielten ein grosses
Triptychon von Friedrich Herlen mit der Kreuzi-
gung, dem Festmahl des Herodes und der Taufe
Christi 3600 francs, Rembrandts Porträt einer
alten Frau, das auf der vente Nieuwenhuis 1883
mit 50000 francs bezahlt worden war, 25000,
Rembrandts Frau als Athena 12000, eine Sybille
von demselben Meister 6 500. Ferner sind her-
vorzuheben A. van Dyck: Porträt des Präsidenten
Roose 2 500, Frans Hals: der Trinker 1 700, Th. de
Keiser: Bildnis einer Frau 1 320, A. van der Neer:
Mondscheinlandschaft 1 650, Ruysdael: Die Wind-
mühle 6 000, Ruysdael: Die Brücke 2 200 francs.
Das Erwachen der Venus von Boucher ging bis
auf 3200, ein weibliches Porträt von H. Drouais
auf 2 600 francs. Unter den Italienern verdient
nur ein angeblicher Fra Filippo: Madonna mit
Engeln (2250 francs) und ein Fr. Guardi: die
Piazza di San Marco (7 300 francs) hervorgehoben
zu werden.
Gleichzeitig haben wir schon wieder die Ver-
steigerung einer umfangreichen Sammlung von
Handzeichnungen desselben Besitzers anzuzeigen,
die am 16. bis 19. d. M. im Hotel Drouot statt-
finden wird. Wie Alles, was der leidenschaftliche
Sammler zusammengebracht hat, ist auch hier
Gutes und Schlechtes sehr gemischt, aber neben
dem Mittelgut findet sich manche gute, ja selbst
treffliche Zeichnung der ersten Meister aus allen
Schulen, wie Dürer, Rembrandt, Claude, Watteau,
Rubens etc.
VERMISCHTE NOTIZEN.
Die Kunst im preussischen Budget für das
Jahr 1885/86. Als wichtigste Veränderung des
traditionellen Kunstbudgets nimmt der diesjährige
Etat den Eintritt des Kunstgewerbemuseums in
die Verwaltung des Staates in Aussicht. Die
dadurch verursachte Mehrbelastung des Budgets
beträgt nur 42976 Mark, da bisher bereits ein
Jahreszuschuss von 294 600 Mark aus Staatsfonds
gegeben wurde. Auf 54 600 Mark sind die eigenen
Einnahmen des Institutes veranschlagt, welches
somit im Ganzen einen Etat von 392 176 Mark
aufweist.
Der Uebergang des Kunstgewerbemuseums an
den Staat steht in einem, wenn auch lockeren Zu-
sammenhänge mit grösseren Ressortveränderungen
innerhalb der Staatsverwaltung. Das gewerbliche
Unterrichtswesen und die Pflege des Kunstgewerbes
soll nämlich in Zukunft vom Kultusministerium
an das Ministerium für Handel und Gewerbe über-
gehen, um diese Abteilungen mit der Gewerbe-
verwaltung in engere Beziehungen zu bringen.
Es besteht dabei die Hoffnung, energischer für
die Förderung dieser Aufgaben an der Stelle wir-
ken zu können, welche durch ihre ganze übrige
Thätigkeit auf die Wichtigkeit und Dringlichkeit
der kunstgewerblichen Aufgaben hingewiesen
wird. Nur die Kunstschulen zu Breslau und Berlin,
sowie die des hiesigen Kunstgewerbemuseums
werden dem Kultusministerium unter Beteiligung
des Handelsministeriums verbleiben, während das
Kunstgewerbemuseum selbst, dessen Angelegen-
heiten bisher — soweit der Staat beteiligt war —
bei der Abteilung des technischen Unterrichts
verwaltet wurden, nunmehr der Generaldirektion
der Königlichen Museen angeschlossen werden soll.
Als einmalige Ausgabe fungiert die Summe von
10000 Mark für Anwendung und Ausbildung des
photogrammetrischen Verfahrens. Zur Ausnutzung
desselben ist zugleich ein ständiger bautechnischer
Hülfsarbeiter im Range eines Regierungsrats im
Kultusministerium, insbesondere im Interesse der
Denkmälerkunde und - Pflege in Aussicht ge-
nommen. Jene Summe wird die nötigen Ein-
richtungskosten etc. bestreiten.
An Bauten im Ressort der Kunstverwaltung
sind beabsichtigt:
1. Umbau der Dächer des Neuen Museums auf
Grund der Forderungen, welche für die Sicherung
des Gebäudes gegen Feuersgefahr notwendig sind:
175 000 Mark als erste Rate der im Ganzen auf
225000 Mark veranschlagten Umbaukosten;
2. für die Einrichtung des ehemaligen Bau-
akademie - Gebäudes für die Zwecke der Akademie
der bildenden Künste 51 500 Mark;
3. Beihülfe zum Bau der Provinzialmuseen zu
Bonn und Trier, welche zusammen auf rund
500000 Mark veranschlagt sind, von denen der
Staat ein Drittel, die Provinz zwei Drittel über-
nehmen wird. Erste Rate 75 000 Mark.
Beilage zu dieser Nummer: Maria mit dem
Kinde, Zeichnung von Raphael (?). Berlin, Kupfer-
stichkabinet. Einzelpreis derselben ausserhalb des
Kunstfreund-Abonnements 2 Mark; ermässigter
Preis für die Abonnenten des »Jahrbuchs der
K. Preuss. Kunstsammlungen« 1 Mark.
Redakteur: Dr. Henry Thode, Verlag: G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Druck: Reichsdruckerei in Berlin.