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nungen nach den berühmten Skulpturen, dem
Lettner und der Kanzel wiedergegeben. Ein aus-
führlicher Text geht voran.
»The Great Historie Galleries of England.« Von
diesem Werke sind vor Kurzem die Abteilungen
54 bis 56: »The Northbrook Gallery«, edited by
Lord Ronald Gower (Sampson Law) erschienen.
Reproduktionen von Gemälden der Königlich
Preussischen Museen. Bisher sind in dem Kunst-
verlage von Rud. Schuster in Berlin mit Unter-
stützung des Königlich Preussischen Ministeriums
der geistlichen, Unterrichts- pp. Angelegenheiten
herausgegeben folgende vier Grabstichelblätter:
Moretto: »Glorie der h. Maria und Elisabeth«,
von Hans Meyer gestochen; Gabriel Metsu:
»Die Lautenspielerin« von Hermann Roemer;
Nicolas Poussin: »Tiberlandschaft« von Lud-
wig Lincke und Antoine Pesne: »Der Kupfer-
stecher G. F. Schmidt und seine Frau« von
Heinrich Sachs.
BIOGRAPHISCHES
Leopold von Retberg - Wettbergen •]•. Am
12. März verstarb der durch eine Reihe von Ge-
schichte der Kunst und Kultur behandelnden
Werken bekannte, verdienstvolle Forscher Leopold
von Retberg, im Alter von 73 Jahren. Seine
Studien, unter denen die Schriften über »Nürn-
bergs Kunstleben« und »Dürers Kupferstiche und
Holzschnitte« besondere Bedeutung für den Kunst-
historiker haben, beschäftigten sich mit Vorliebe
mit Nürnberg und dessen Geschichte. Eine lange
geplante »Deutsche Kulturgeschichte«, als dessen
Vorarbeit die »Kulturhistorischen Briefe« ange-
sehen werden können, sollte nicht zur Aus-
führung gelangen.

VERMISCHTES
Rembrandts Anatomie. In der Amsterdamer
Doktordissertation von J. Six — einem Nach-
kommen von Rembrandts Bekanntem ■— »De Gor-
gone« (1885) findet sich als These 24 (p. 104) fol-
gende Bemerkung: »Rembrandtus cum Deimanni
lectionem anatomicam pingeret, dispositionem
tabulae a Mantegna pictae, in qua mulieres
Christum plangunt, Mediolanae adservatae, co-
gnitum habebat«. Da Rembrandt neuerdings die
Benutzung des Vittore Pisano nachgewiesen ist,
so erscheint eine sonstige Beeinflussung durch
italienische Kunstwerke nicht undenkbar. Es
bleibt abzuwarten, ob Herr Six seine vorläufig

ohne Begründung gelassene Behauptung durch
den Nachweis erhärten kann, auf welchem Wege
Rembrandt zur Kenntnis von Mantegnas Gemälde
gelangt ist, oder ob er sich lediglich auf den
äusserlichen Vergleich stützt!
Zwei Bildnisse des Suardus und des Colleoni.
Ueber zwei interessante Reiterdarstellungen
berichtet das, sonst nur prähistorischen und archäo-
logischen Dingen gewidmete, Jahrbuch des Prof.
Gaetano Mantovani: »Notizie archeologiche ber-
gomensi. Biennio 82 — 83«. Die erste, eine
Bronzestatuette von 22 cm Höhe, befindet sich im
Besitz der Marenzi in Bergamo, an die es als
Erbstück aus dem Nachlass des Grafen Leonino
Suardi gelangte. Wie die gotische Inschrift des
Sockels besagt, stellt sie das Reiterbildnis des
Magnus Albericus Suardus dar, der als bergamas-
kisches Parteihaupt der Ghibellinen seit 1292 er-
wähnt wird und um 130g stirbt. Die Statuette
entstammt den Ruinen der Kirche S. Stefano zu
Bergamo, in der sich auch das mit einem Reiter-
relief geschmückte Grabmal Alberico’s befunden
hatte, das später in die Kirche S. Bartolommeo und
endlich zu dem Grafen Suardi in Lucano kam.
Die beigegebene heliotypische Reproduction zeigt
einen unbehülflich ausschreitenden Gaul, während
der Reiter, angethan mit dem Herzogsbarrett und
einem reichen Staatskleid, das in bewegten Falten
über seine Schenkel niederfällt, eine äusserst in-
dividuelle Porträtgestalt zu sein scheint, deren
italienischer Ursprung aber immerhin zweifelhaft
sein mag.
Die zweite Darstellung ist ein vor wenigen
Jahren aufgedecktes Fresko, in einem, ehemals
im Besitze des Bartolommeo Colleoni befindlichen
Hause der Contrada Colleoni zu Bergamo. Der
berühmte venezianische Condottiere sitzt in voller
Rüstung, den Marschallsstab in der Hand, auf
einem mächtigen Streithengst. Locatelli giebt das
Werk einem jener mäfsigen aber strengen berga-
maskischen Lokalkünstler und sucht es mit der
Statue auf dem Grabmal Bartolommeo’s in Be-
ziehung zu setzen, äussert sich aber leider nicht
über dessen Verhältnis zu dem Reiterstandbild
Verrocchio’s in Venedig.
Beilage zu dieser Nummer: Watteau, Der
Hirtentanz, Radierung von G. Eilers, nach dem
Gemälde im Besitze Seiner Majestät des Kaisers.
Einzelpreis derselben ausserhalb des Kunstfreund-
Abonnements 3 Mark; ermäfsigter Preis für die
Abonnenten des »Jahrbuchs der K. Preussischen
Kunstsammlungen« i| Mark.

Redakteur: Dr. Henry Thode, Verlag: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, Druck: Reichsdruckerei in Berlin,
 
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