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21 I

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»Joan Cristophano Romano vostro servitore di
cuore e qui et me ha facto degno de una medaglia
de V. E.. ehe e mille volte bella come voi mede-
sima. Me dice haverla mostrata come cosa di-
vina, a tutte queste regine quäle tutte cum mera-
viglia la riguardano.Ha fatto una medaglia
esso Jo. Cristofano de la Duchessa de Milano ehe
e bella cosa et molto artificiosa per rispetto de
quelli veli ancora non e finita; ma solo al volto
et la testa e facta. Un altra ne ha facto del ponte-
fice la quäle e assai simile al suo naturale, ma
per essere de uno homo vecchio et bizarro poco
e da curar; ma gli ha facto un reverso tanto
excellente cum due figure et un sacrificio ehe ad
judicio de ogni intelligente alii boni antichi se
pö comparar.hogi se ne va ad Roma con
lo R. Mr- Cardinal di Aragona.«
Es macht keine Mühe, die drei im Dokumente
erwähnten Medaillen wiederzufinden. Jene am
ausführlichsten beschriebene ist die Medaille des
Papstes Julius II, wie sich aus der Abbildung
derselben im »Tresor de numismatique« (Taf. XXVI
No. 3) sofort erkennen lässt. Sie stellt in der
That auf der Vorderseite die Büste Julius’ II nach
rechts gewandt dar mit der Umschrift: IVLIVS-II-
LICVRV(s) • SAON(iensis) • PONT(ifex) •
MAX(imvs); auf der Kehrseite die zwei alle-
gorischen Figuren der Fortuna und der Pax,
welche sich über einem brennenden Dreifuss die
Hand reichen. Die Legende lautet: IVSTITIAE •
PACIS • FIDEI(qve) ■ RECVPERATORI. Aus
dem Stile der Kehrseite dieser Medaille, auch
ohne Bezugnahme auf die Umschrift, lassen sich
beim Durchblättern der Tafeln des Tresor auch
die beiden anderen auf den ersten Blick erkennen,
da auf den Kehrseiten beider je eine weibliche
Figur von denselben Verhältnissen, denselben
vollen runden Formen und mit demselben Kopf-
putz zu sehen ist. Diejenige der Herzogin von
Mailand ist auf der Taf. XXIX No. 3 wieder-
gegeben und zeigt auf der Vorderseite die Büste
der Isabella von Arragonien mit einem Schleier
auf dem Kopfe und die Inschrift: ISABELLA-
ARAGONIA • DVX • MLI(mediolani); auf der
Kehrseite eine Frau, die am Fusse eines Palm-
baumes sitzt, mit einem Caduceus und einer
Palme in den Händen. Die Worte lauten:
CASTITATI VIRTVTIQ.(ve) INVICTAE. Die
dritte Medaille stellt die Marchesana Isabella
d’Este dar und ist auf Taf. XXXI No. 4 zu
finden. Sie ist auch von Litta wiedergegeben,
welcher das in Wien bewahrte Exemplar repro-
duzierte, das eine Einfassung von auserlesenen
Ornamenten in Email und reich eingesetzten kost-
baren Gemmen hat. Man sieht auf der Vorder-

seite das Bildnis der Isabella d’Este mit der Um-
schrift: ISABELLA • ESTEN(sis) - MARCH
(ionissa)- MANTVAE- — auf der Kehrseite
eine beflügelte Figur mit einer Lanze, vielleicht
eine Victoria, und aufrecht vor ihr eine Schlange,
als Symbol für den Schutzgeist der Personen und
Örtlichkeiten. Auf dem Kopf der Figur ist das
astronomische Zeichen des Bogenschützen. Der
Erläuteret der Tafeln des Tresor nahm an und
der Mantuaner Kunstschriftsteller Carlo d’Arco
gab zu, dass die Medaille 1539 ausgeführt worden
sei, in dem Todesjahre der Isabella d’Este. Dem-
nach erklärte er die Umschrift der Kehrseite:
BENE MERENTIVM ERGO in folgender ziemlich
seltsamer Weise: »pour ceux qui la pleurent«.
Befangen in der Idee, dass die Medaille zum
Trauergedächtnis der Herzogin gegossen worden,
sah er das Bildnis selbst nicht an, in dem sie
noch ziemlich jung erscheint, und erklärte die
Anbringung des Bogenschützen so, als weise der-
selbe auf die Zeit hin, in welcher die Marchesana
von der Krankheit ergriffen worden sei. Nun
starb sie aber im Alter von 65 Jahren im Februar
1539, und der Bogenschütze ist das Zeichen für
den Monat Juli, der nach den Astrologen die
»Macht« bezeichnete. Die durchaus offenkundige
Ähnlichkeit der Medaille der Isabella mit den
zwei anderen der Herzogin von Mailand und
Julius’ II lassen im Übrigen keinen Zweifel daran
aufkommen, dass es eben jene sei, welche
Cristoforo Romano 1507 gefertigt.
Noch eine andere Notiz über diesen von Ci-
cognara und Perkins kaum erwähnten Künstler
wird uns von Bertolotti gegeben. Er befand sich
am 17. Dezember 1510 in Loreto und schrieb von
dort an Pietro Bembo am Hofe zu Urbino, aber
über Dinge, die nichts mit der Kunst zu thun
haben. Schon am Ende des XV Jahrhunderts
war er mit dem Hofe von Mantua in Beziehung
getreten und hatte einige Bildnisse in Marmor für
denselben ausgeführt. Nach Zani arbeitete er be-
reits 1490 und lebte noch 1520.
So erscheint in Cristoforo Romano vor unseren
Blicken neuerdings eine jener feinen und beweg-
lichen Naturen, welche die italienische Renaissance
ins Leben gerufen. Der Freund des Caradosso
verdiente es, einen Biographen zu finden; für
jetzt genügt es, auf das Wenige, was man von
ihm weiss, hingewiesen und seine Eigenschaft als
Medailleur hervorgehoben zu haben.
A. Venturi
 
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