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Inventar Rembrandts über den Nachlass seiner
Gattin angefochten; es wurden daher in den Jah-
ren 1658 bis 1662 verschiedene Zeugen vernom-
men, welche über die Vermögensverhältnisse des
Künstlers zur Zeit des Todes seiner Gattin Aus-
kunft geben sollten. Schon die Namen dieser
Zeugen sind uns von Interesse, da wir in den
meisten derselben nahe Freunde des Künstlers
kennen lernen. Der Silberschmied Jan van Loo
und seine Frau sa-
gen aus, dass Rem-
brandt beim Tode
der Saskia an wert-
vollem Schmuck
und Silberzeug be-
sessen habe: eine
doppelte Halskette
von grossen Perlen
und ein dazu gehö-
riges Armband, 2
grosse Perlen, einen
Diamantring, 2 Dia-
mantohrringe, 2 sil-
berne Löffel, ein
paar emaillierte
Armringe, ein Ge-
sangbuch mit gol-
denem Beschlag, 2
grosse silberne
Prunkschalen, eine
silberne Kanne, ei-
nen silbernen Tel-
ler u. s. w. Philips
Köninck, der be-
kannte Schüler
Rembrandts, erklärt,
dass er von diesem
vor etwa 7 Jahren
eine Schnur Perlen
erworben habe. Lo-
dewyck van Ludick
und Adriaan H. de
Wees sagen, als
»Liebhaber und
Kunsthändler, die
Figur 100 Gulden erhalten habe, »bald etwas mehr,
bald etwas weniger, je nach dem Platz, den die
einzelnen Figuren darin einnahmen«; dasselbe
sagt ein Anderer aus, der zugleich den Gesamt-
preis des berühmten Bildes auf 1600 Gulden an-
giebt.
Durch die Erklärung des Kaufmanns Adriaan
Banck erfahren wir, dass Rembrandt 1647 von
diesem die Summe von 500 Gulden in Gold für
ein Gemälde der
Susanna erhielt —
zweifellos für das
jetzt in der Berliner
Galerie befindliche
Bild, welches diese
Jahreszahl trägt.
Dass er dieselbe
Summe für ein
»Bild oder Bildnis«
von H. Andries de
Graeff erhielt, be-
zeugt Rembrandts
Schwager, Hendrick
Uylenburch, wäh-
rend der Direktor
der Westindischen
Kompagnie, Abra-
ham Wilmerdonx,
angiebt, dass er und
seine Frau im Jahre
1642 von Rembrandt
porträtiert seien und
er dafür 500 Gulden,
sowie 60 Gulden für
Rahmen und Lein-
wand gezahlt habe.
Endlich erfahren wir
noch durch den
oben schon genann-
ten L. van Ludick,
dass Rembrandt ein
Gemälde von Ru-
bens, darstellend
Hero und Leander1)
etwa vier oder fünf
REMBRANDT SELBSTBILDNIS
(rad. bl. 234)
genaue Freunde Rembrandts aus jener Zeit wa-
ren«, aus, dass derselbe vom Jahre 1640 bis 1650
Radierungen, Stiche, Raritäten, Antiquitäten, Me-
daillen und Seegewächse im Werte von etwa
11 000 Gulden besessen habe, und dass seine Ge-
mäldesammlung in dieser Zeit 6400 Gulden wert
gewesen seien. Der Leinenhändler Jan Pietersz
deponiert, dass er durch Rembrandt auf dem
grossen Schützenstücke (die Nachtwache) abgebil-
det sei, und dass dieser im Durchschnitt für jede
Jahre lang besass, bis Ludick es ihm um 1644 für
530 Gulden baar abkaufte. Dass Rembrandt sei-
nen Besitz zur Zeit vor Saskia’s Tode mit 40750
Gulden nicht zu hoch angegeben hatte, geht aus
allen diesen Aussagen unzweifelhaft hervor.
Der zweite Teil der von Bredius und de Roever
veröffentlichten Urkunden bezieht sich auf Hen-
’) Dasselbe befand sich 1680 in London auf der Versteige-
rung des Malers Sir Peter Lely und erzielte 85 Lstr.; seitdem
ist das Bild meines Wissens verschollen.
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Inventar Rembrandts über den Nachlass seiner
Gattin angefochten; es wurden daher in den Jah-
ren 1658 bis 1662 verschiedene Zeugen vernom-
men, welche über die Vermögensverhältnisse des
Künstlers zur Zeit des Todes seiner Gattin Aus-
kunft geben sollten. Schon die Namen dieser
Zeugen sind uns von Interesse, da wir in den
meisten derselben nahe Freunde des Künstlers
kennen lernen. Der Silberschmied Jan van Loo
und seine Frau sa-
gen aus, dass Rem-
brandt beim Tode
der Saskia an wert-
vollem Schmuck
und Silberzeug be-
sessen habe: eine
doppelte Halskette
von grossen Perlen
und ein dazu gehö-
riges Armband, 2
grosse Perlen, einen
Diamantring, 2 Dia-
mantohrringe, 2 sil-
berne Löffel, ein
paar emaillierte
Armringe, ein Ge-
sangbuch mit gol-
denem Beschlag, 2
grosse silberne
Prunkschalen, eine
silberne Kanne, ei-
nen silbernen Tel-
ler u. s. w. Philips
Köninck, der be-
kannte Schüler
Rembrandts, erklärt,
dass er von diesem
vor etwa 7 Jahren
eine Schnur Perlen
erworben habe. Lo-
dewyck van Ludick
und Adriaan H. de
Wees sagen, als
»Liebhaber und
Kunsthändler, die
Figur 100 Gulden erhalten habe, »bald etwas mehr,
bald etwas weniger, je nach dem Platz, den die
einzelnen Figuren darin einnahmen«; dasselbe
sagt ein Anderer aus, der zugleich den Gesamt-
preis des berühmten Bildes auf 1600 Gulden an-
giebt.
Durch die Erklärung des Kaufmanns Adriaan
Banck erfahren wir, dass Rembrandt 1647 von
diesem die Summe von 500 Gulden in Gold für
ein Gemälde der
Susanna erhielt —
zweifellos für das
jetzt in der Berliner
Galerie befindliche
Bild, welches diese
Jahreszahl trägt.
Dass er dieselbe
Summe für ein
»Bild oder Bildnis«
von H. Andries de
Graeff erhielt, be-
zeugt Rembrandts
Schwager, Hendrick
Uylenburch, wäh-
rend der Direktor
der Westindischen
Kompagnie, Abra-
ham Wilmerdonx,
angiebt, dass er und
seine Frau im Jahre
1642 von Rembrandt
porträtiert seien und
er dafür 500 Gulden,
sowie 60 Gulden für
Rahmen und Lein-
wand gezahlt habe.
Endlich erfahren wir
noch durch den
oben schon genann-
ten L. van Ludick,
dass Rembrandt ein
Gemälde von Ru-
bens, darstellend
Hero und Leander1)
etwa vier oder fünf
REMBRANDT SELBSTBILDNIS
(rad. bl. 234)
genaue Freunde Rembrandts aus jener Zeit wa-
ren«, aus, dass derselbe vom Jahre 1640 bis 1650
Radierungen, Stiche, Raritäten, Antiquitäten, Me-
daillen und Seegewächse im Werte von etwa
11 000 Gulden besessen habe, und dass seine Ge-
mäldesammlung in dieser Zeit 6400 Gulden wert
gewesen seien. Der Leinenhändler Jan Pietersz
deponiert, dass er durch Rembrandt auf dem
grossen Schützenstücke (die Nachtwache) abgebil-
det sei, und dass dieser im Durchschnitt für jede
Jahre lang besass, bis Ludick es ihm um 1644 für
530 Gulden baar abkaufte. Dass Rembrandt sei-
nen Besitz zur Zeit vor Saskia’s Tode mit 40750
Gulden nicht zu hoch angegeben hatte, geht aus
allen diesen Aussagen unzweifelhaft hervor.
Der zweite Teil der von Bredius und de Roever
veröffentlichten Urkunden bezieht sich auf Hen-
’) Dasselbe befand sich 1680 in London auf der Versteige-
rung des Malers Sir Peter Lely und erzielte 85 Lstr.; seitdem
ist das Bild meines Wissens verschollen.