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anstaltet worden und das Interesse der kunst-
liebenden Kreise in hohem Grade erregte, wird,
wie wir vernehmen, nach Weihnachten nach Berlin
überführt werden, um hier in der National-Galerie
ausgestellt zu werden. Diese Aussicht ist eine
sehr erfreuliche, da selten nur dem Kunstforscher,
wie dem grösseren Publikum die Gelegenheit ge-
boten wird, wie hier eine anschauliche Vorstellung
von der Gesamtentwickelung der italienischen
Malerei zu gewinnen und die lehrreichsten Ver-
gleiche zwischen den verschiedenen Meistern so-
wohl als den Werken eines und desselben Künstlers
vorzunehmen. Fast alle wichtigen und charakte-
ristischen Bilder, in was für Sammlungen oder
Kirchen immer sie aufbewahrt werden mögen,
sind in guten Photographien vertreten. Auch dem
Sammler von Photographieen eröffnet sich hier-
durch eine erwünschte Gelegenheit zum Überblick
und zum Ankauf.

VERSTEIGERUNGEN
Die Kunstsammlungen des Königl. sächsischen
Hofantiquars Fr. R. von Berthold kommen bei
J. H. Heberle in Köln vom 29. Oktober bis zum
7. November zur Versteigerung. Der bedeutendste
Teil derselben besteht aus Waffen, unter denen,
nach den Abbildungen des Katalogs, manche gute
dekorative Stücke sich befinden. Unter den
übrigen Kunstgegenständen ist namentlich eine
Folge spätgotischer Kirchenfenster von Wert.
Weitaus die Mehrzahl der Gegenstände sind
Waaren, wie sie heut zu Tage den Laden eines
guten deutschen Antiquars zu füllen pflegen.
In Mailand kommt am 30. November die Galerie
Molinari aus Cremona zur Versteigerung. Der von
Giulio Sämbon herausgegebene Katalog enthält
eine Reihe von Lichtdrucken nach den wichtigeren
Gemälden. Zahlreiche grosse Namen möchten
sich kaum rechtfertigen lassen, wie schon die
beigegebenen Lichtdrucke beweisen. Besonders
unkritisch sind die Benennungen der deutschen
und niederländischen Meister; so ist ein angeb-
licher Jan van Eyck vielmehr von einem Venetianer
dritten Ranges in der Art des Jac. da Valencia.
Nach den Abbildungen ist eine dem Cranach zu-
geschriebene Klavierspielerin von Interesse (viel-
leicht von dem unter der Bezeichnung der »Braun-
schweiger Monogrammist« bekannten Amsterdamer
Maler); sodann einige Bilder zweiter lombardischer
und anderer oberitalienischer Maler, wie zwei
grosse Gemälde des Callisto da Lodi, eine
grosse Beweinung Christi unter dem Namen

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M. d’Ogionno, eine Anbetung des Kindes unter
der Bezeichnung Andrea da Milano u. a. m.
Eine Versteigerung von Kupferstichen, Radie-
rungen, Holzschnitten und Handzeichnungen findet
am 9. November 1885 bei C. G. Boerne in Leipzig
statt. Die aus mehreren Beiträgen sich zusammen-
setzende Sammlung ist besonders reich an franzö-
sischen und niederländischen Blättern, enthält des
Weiteren aber eine interessante Kollektion Rus-
sischer, Polnischer und Danziger Porträts, worunter
ein schönes Werk des Jeremias Falck, sowie
ein selten reichhaltiges Werk des Johann Elias
Ridinger. Von letzterem ist auch eine Anzahl
Zeichnungen vorhanden.
Eine Versteigerung von Kupferstichen, Radie-
rungen und Handzeichnungen, sowie der vom
Maler Christian Wilberg hinterlassenen Kupfer-
platten findet am 3. November durch Rudolph
Lepke in Berlin statt.
Die Versteigerung der Sammlung Artaria in Wien,
von der wir in der letzten Nummer berichtet ha-
ben, ist bis auf Mitte Januar verschoben worden.
In Amsterdam fand die Versteigerung der Galerie
P. Verloren van Themaat am 30. Oktober durch
Fred. Müller statt, welche namentlich eine Reihe
von Gemälden zweiter und dritter holländischer
Meister enthielt: Aelot, Berchem, Blankhoff, Bloot,
Bramer, Ter Brugghen, Codde, Claesz, Duck, Fyt,
Goubau, D. Hals, Heda, C. und J. D. de Heern,
Lundens, Moreelse, Ossenbeeck, Zeeman, J.Porcellis,
J. van Rossum, C. Saftleven, M. Simons, Steen,
Troost, E. van Velde, Venne, Jacomo Victors. Ob
die einem Rembrandt, Both, G. Metsü, A. Brouwer
u. s. w. zugeschriebenen Namen diesen Meistern
entsprechen, muss dahingestellt bleiben; jeden-
falls kann der Rembrandt benannte »Narciss«,
welcher aus Hamilton Palace stammt, keinen An-
spruch auf den Namen dieses Meisters machen.

DENKMÄLER-ERHALTUNG
Die Restaurierung der Kirche Saint-Etienne-
du-Mont in Paris ist seit einigen Wochen in
Angriff genommen worden. Das schöne Bauwerk,
das, 1229 gegründet, zu den ältesten Denkmälern
der Stadt gehört, wurde durch Franz I ganz neu
gestaltet und 1626 beendigt.
Beilage zu dieser Nummer: A. Dürer: Ritter,
Tod und Teufel. Nach dem Stich im Berliner
Kabinet. Einzelpreis derselben ausserhalb des
Kunstfreund - Abonnements 3 Mark; ermäfsigter
Preis für die Abonnenten des «Jahrbuchs der
Königl. Preussischen Kunstsammlungen« 1,50Mark.

Redakteur: Or. Henry Thode, Verlag: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, Druck: Reichsdruckerei in Berlin.
 
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