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KÜNSTLER UND SAMMLER
Ueber van Dycks Thätigkeit als Maler am Hofe
der Prinzen von Savoyen erhalten wir durch
Alex, de Vesme eine eingehende Untersuchung
(van Dyck, peintre de portraits des princes de
Savoie. Turin. Imprimerie royale, 1885). Aus
derselben ergiebt sich, dass der grösste Teil der
Werke, die man bisher von ihm in Turin (Winter
1623 — 24) ausgeführt glaubte, späteren Datums
oder gar nicht von seiner Hand sind. Auf die
einzelnen sehr klaren und überzeugenden Nach-
weise einzugehen, würde zu weit führen. Von
besonderem Interesse sind die Angaben über das
herrliche Reiterporträt des Thomas von Carignan,
das nach einem bisher unedierten Autographen
van Dycks im Jahre 1634 entstanden ist.
VERSTEIGERUNGEN
Auktion Muller & Co. und Pappelendam. Am-
sterdam, 30. Oktober 1885. No. 4. Stadtwall im
Winter. Mit Unrecht dem Av er camp zuge-
schrieben; älterer Meister, holländisch um 1600,
inspiriert vom älteren P. Brueghel (Fl. 52). No. 8.
Eine Gruppe Bettler vor einem Kloster; geist-
reiches Bildchen von Pieter de Bloot (Auktion
Beckett-Dennison) (Fl. 104). No. 12. Ein hüb-
sches, dem Jan Both zugeschriebenes Bildchen,
schön, warm in der Farbe; vielleicht von Andries
Both? (Fl. 420). Eine grosse, etwas bräunliche,
gute »Vanitas«, bezeichnet: C. Brise 1665; in der
Art des Pieter Potter. Ein anderes, von Vondel
besungenes Bild dieses seltenen Meisters ist im
Amsterdamer Rathause. (Fl. 45; zurückgezogen.)
Ein Pieter Codde zugeschriebenes Bild: ein
junger Mann am Tisch, im Begriff zu trinken.
Auf dem Tisch liegt eine Violine, Musik etc.
Schwerlich Codde, aber sehr interessant, da es
den unmittelbaren Einfluss des Hals verrät, be-
sonders der breit gemalte Kopf, Kragen und
Hände (Fl. 500). Das Museum Boymans (Rotter-
dam) kaufte ein gutes Mädchenporträt vom alten
Delff, bez.: J. W. Delff 1593 (Fl. 175). Ein
zweites, bezeichnetes Frauenporträt dieses Meisters
von 1592 erzielte Fl. 200. No. 26. Reiterstück von
Simon van Douw; gutes Exemplar (Fl. 410).
Ein sehr feines »bordeeltge« von Jacob Duck
kaufte Herr Dahl aus Düsseldorf (Fl. 510). Zwei
grosse Bilder, irrtümlich dem Engebrechtsz
zugeschrieben, von irgend einem unbekannten
Künstler der vlämischen Schule um 1540 (Lucrezia
und Joseph mit Potiphars Gattin), kaufte das »Ryks-
Museum« (Fl. 600). Ein schöner Hendrick Pot
(fälschlich Dirck Hals genannt) ergab Fl. 175.
Einen guten Fy t kaufte HerrSuermondt für Aachen.
Das »Ryks-Museum« nahm das angebliche Selbst-
bildnis des Malers Johannes Haensbergen
(bez.: Joh. Haensb...) für Fl. 370. Es ist sehr
fein ausgeführt und verrät den Poelenburgh-
Schüler. No. 45. Ein sehr feines ä la Dou aus-
geführtes Stilleben, bez.: J. v. d. Hey de 1664,
wurde für Fl. 300 für das Museum gekauft; leider
ist es alles eher als intakt. Zwei hässliche Porträts
des Rotterdamer Malers Loys, bez.: Jac. Loys
1645, von dem es eine interessante Radierung
giebt, kaufte das dortige Museum Boymans (Fl. 30).
Zwei noch sehr frühe Bilder des jüngeren Jan
van der Meer von Haarlem, grosse italienische
Landschaften mit Vieh, mit Anklängen an Arbeiten
seines Vaters — 1675 gemalt — also im 19. Jahre
des Meisters (Fl. 71). No. 57. Ein wohl mit Un-
recht dem Metsu zugeschriebenes Familienstück:
lebensgrosse Dame mit drei Kindern, Hündchen
und Vogel, eher in der Art des Maes, mit durch-
gewachsenen blaugrauen Tönen, aber jedenfalls
durch gute Modellierung und Komposition einen
grossen Meister bekundend (Fl. 900). No. 65. Sehr
hübscher kleiner Zeeman (bez.: R. Zeeman):
Afrikanische Festung am Meere; ein paar Schiffe
liegen vor Anker, eine Leiche hängt an einem
Haken über der Festungsmauer. Ohne Zweifel
nach der Natur gemalt, und Zeemans Reisen
bestätigend. (Museum Boymans, Fl. 350). Schönes
Mannsporträt von Jur. Ove ns, bezeichnet und
datiert 1651. Eine braune Skizze von Porcellis,
J. P. bezeichnet und fein ausgeführt (Fl. 150).
No. 76. Narciss (!) von Rembrandt. (Aus
der Hamilton-sale, £220). Durchaus echtes, gut
erhaltenes, aber unangenehmes Bild des Meisters.
Narciss stellt es nicht dar, vielmehr ist die am
Wasser liegende Figur die einer Frau. Sie scheint
eine Karte anzusehen. Hinter ihr ein Pfau; links
ein prächtig gemalter chinesischer Schirm, das
beste im Bilde, wohl ein seltenes Stück aus des
Meisters Atelier. Das Gesicht der liegenden
Figur ist sehr wenig einnehmend, das Spiegeln
im Wasser vortrefflich, — das Ganze bei guter,
starker Beleuchtung von grosser koloristischer
Wirkung: warm-brauner Ton, starkes Impasto.
Wohl um die Mitte der vierziger Jahre gemalt,
vielleicht noch später. Für das »Ryks-Museum«
gekauft (Fl. 1770). No. 78. Lebensgrosses Damen-
porträt; bez.: Johan van Rossum 1662. Schwach,
aber trotzdem wohl vom Maler des schönen Bild-
chens im Belvedere mit ähnlicher Bezeichnung
(Fl. 35). Eine sonderbare, ungeheuer breit gemalte
Landschaft mit einer Windmühle, auf alter Lein-
wand, gab Ursache zu vielen Bemerkungen. Viele
behaupteten, es sei ein altes Bild des XVII Jahr-
hunderts; mir erschien es wie ein breiter J. Huis-
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KÜNSTLER UND SAMMLER
Ueber van Dycks Thätigkeit als Maler am Hofe
der Prinzen von Savoyen erhalten wir durch
Alex, de Vesme eine eingehende Untersuchung
(van Dyck, peintre de portraits des princes de
Savoie. Turin. Imprimerie royale, 1885). Aus
derselben ergiebt sich, dass der grösste Teil der
Werke, die man bisher von ihm in Turin (Winter
1623 — 24) ausgeführt glaubte, späteren Datums
oder gar nicht von seiner Hand sind. Auf die
einzelnen sehr klaren und überzeugenden Nach-
weise einzugehen, würde zu weit führen. Von
besonderem Interesse sind die Angaben über das
herrliche Reiterporträt des Thomas von Carignan,
das nach einem bisher unedierten Autographen
van Dycks im Jahre 1634 entstanden ist.
VERSTEIGERUNGEN
Auktion Muller & Co. und Pappelendam. Am-
sterdam, 30. Oktober 1885. No. 4. Stadtwall im
Winter. Mit Unrecht dem Av er camp zuge-
schrieben; älterer Meister, holländisch um 1600,
inspiriert vom älteren P. Brueghel (Fl. 52). No. 8.
Eine Gruppe Bettler vor einem Kloster; geist-
reiches Bildchen von Pieter de Bloot (Auktion
Beckett-Dennison) (Fl. 104). No. 12. Ein hüb-
sches, dem Jan Both zugeschriebenes Bildchen,
schön, warm in der Farbe; vielleicht von Andries
Both? (Fl. 420). Eine grosse, etwas bräunliche,
gute »Vanitas«, bezeichnet: C. Brise 1665; in der
Art des Pieter Potter. Ein anderes, von Vondel
besungenes Bild dieses seltenen Meisters ist im
Amsterdamer Rathause. (Fl. 45; zurückgezogen.)
Ein Pieter Codde zugeschriebenes Bild: ein
junger Mann am Tisch, im Begriff zu trinken.
Auf dem Tisch liegt eine Violine, Musik etc.
Schwerlich Codde, aber sehr interessant, da es
den unmittelbaren Einfluss des Hals verrät, be-
sonders der breit gemalte Kopf, Kragen und
Hände (Fl. 500). Das Museum Boymans (Rotter-
dam) kaufte ein gutes Mädchenporträt vom alten
Delff, bez.: J. W. Delff 1593 (Fl. 175). Ein
zweites, bezeichnetes Frauenporträt dieses Meisters
von 1592 erzielte Fl. 200. No. 26. Reiterstück von
Simon van Douw; gutes Exemplar (Fl. 410).
Ein sehr feines »bordeeltge« von Jacob Duck
kaufte Herr Dahl aus Düsseldorf (Fl. 510). Zwei
grosse Bilder, irrtümlich dem Engebrechtsz
zugeschrieben, von irgend einem unbekannten
Künstler der vlämischen Schule um 1540 (Lucrezia
und Joseph mit Potiphars Gattin), kaufte das »Ryks-
Museum« (Fl. 600). Ein schöner Hendrick Pot
(fälschlich Dirck Hals genannt) ergab Fl. 175.
Einen guten Fy t kaufte HerrSuermondt für Aachen.
Das »Ryks-Museum« nahm das angebliche Selbst-
bildnis des Malers Johannes Haensbergen
(bez.: Joh. Haensb...) für Fl. 370. Es ist sehr
fein ausgeführt und verrät den Poelenburgh-
Schüler. No. 45. Ein sehr feines ä la Dou aus-
geführtes Stilleben, bez.: J. v. d. Hey de 1664,
wurde für Fl. 300 für das Museum gekauft; leider
ist es alles eher als intakt. Zwei hässliche Porträts
des Rotterdamer Malers Loys, bez.: Jac. Loys
1645, von dem es eine interessante Radierung
giebt, kaufte das dortige Museum Boymans (Fl. 30).
Zwei noch sehr frühe Bilder des jüngeren Jan
van der Meer von Haarlem, grosse italienische
Landschaften mit Vieh, mit Anklängen an Arbeiten
seines Vaters — 1675 gemalt — also im 19. Jahre
des Meisters (Fl. 71). No. 57. Ein wohl mit Un-
recht dem Metsu zugeschriebenes Familienstück:
lebensgrosse Dame mit drei Kindern, Hündchen
und Vogel, eher in der Art des Maes, mit durch-
gewachsenen blaugrauen Tönen, aber jedenfalls
durch gute Modellierung und Komposition einen
grossen Meister bekundend (Fl. 900). No. 65. Sehr
hübscher kleiner Zeeman (bez.: R. Zeeman):
Afrikanische Festung am Meere; ein paar Schiffe
liegen vor Anker, eine Leiche hängt an einem
Haken über der Festungsmauer. Ohne Zweifel
nach der Natur gemalt, und Zeemans Reisen
bestätigend. (Museum Boymans, Fl. 350). Schönes
Mannsporträt von Jur. Ove ns, bezeichnet und
datiert 1651. Eine braune Skizze von Porcellis,
J. P. bezeichnet und fein ausgeführt (Fl. 150).
No. 76. Narciss (!) von Rembrandt. (Aus
der Hamilton-sale, £220). Durchaus echtes, gut
erhaltenes, aber unangenehmes Bild des Meisters.
Narciss stellt es nicht dar, vielmehr ist die am
Wasser liegende Figur die einer Frau. Sie scheint
eine Karte anzusehen. Hinter ihr ein Pfau; links
ein prächtig gemalter chinesischer Schirm, das
beste im Bilde, wohl ein seltenes Stück aus des
Meisters Atelier. Das Gesicht der liegenden
Figur ist sehr wenig einnehmend, das Spiegeln
im Wasser vortrefflich, — das Ganze bei guter,
starker Beleuchtung von grosser koloristischer
Wirkung: warm-brauner Ton, starkes Impasto.
Wohl um die Mitte der vierziger Jahre gemalt,
vielleicht noch später. Für das »Ryks-Museum«
gekauft (Fl. 1770). No. 78. Lebensgrosses Damen-
porträt; bez.: Johan van Rossum 1662. Schwach,
aber trotzdem wohl vom Maler des schönen Bild-
chens im Belvedere mit ähnlicher Bezeichnung
(Fl. 35). Eine sonderbare, ungeheuer breit gemalte
Landschaft mit einer Windmühle, auf alter Lein-
wand, gab Ursache zu vielen Bemerkungen. Viele
behaupteten, es sei ein altes Bild des XVII Jahr-
hunderts; mir erschien es wie ein breiter J. Huis-