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Universität Wien / Institut für Österreichische Geschichtsforschung [Hrsg.]
Kunstgeschichtliche Anzeigen — 1.1904

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Wickhoff, Franz: [Rezension von: Sidney Colvin, Selected drawings from old masters in the university galeries and in the library at Christ Church Oxford, Part I und II]
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https://doi.org/10.11588/diglit.51382#0119

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Ill

Sidney Colvin: Selected drawings from old masters in the uni-
versity galeries and in the library at Christ Church Oxford. Part
I & II. Chosen and described by S. C. M. A. Keeper of prints and
drawings in british museum. Oxford: att the Clareudon press, Lon-
don: Henry Frowda, 1904. Gr. Fol. 20 und 20 Tafeln mit Text.
Die beiden ersten Mappen der Auswahl von Handzeichnungen aus der
wichtigen Sammlung im Christ Church College in Oxford liegen nun vor.
Es sind vorzügliche Faksimiles, die dem kunstliebenden Publikum eine gute
Vorstellung von diesen ausserordentlichen Schätzen geben können. Die
ersten Meister aller Schulen sind mit Hauptblättern vertreten. Wenn da-
von auch einige sehr bekannte sind, so durften sie ihrer Bedeutung wegen
in dieser Sammlung nicht fehlen. Die beiden ersten Mappen enthalten
neun Zeichnungen von Lionardo, vier von Michel Angelo, drei von Raffaello,
zwei von Correggio, je drei von Rubens und Rembrandt und eine von
Dürer. Es ist das Blatt mit einem Grabmalentwurf für Peter Fischer,
von dem in Florenz und Berlin Kopien liegen. Lippmann hat in seiner
Publikation der Zeichnungen Dürers auch eine Reihe von Blättern aufge-
nommen, worauf in flüchtigen Zügen das Monogramm Dürers von fremder
Hand eingetragen ist. Sie stimmen in der Formengebung unter sich
überein und auch das Monogramm ist auf allen von ein und derselben
Hand. Ludwig Justi hat sie für die genialsten Zeichnungen aus Dürers
Jugend erklärt. Diese Hypothese bedarf jedenfalls erneuerter Nachprüfung.
Ein hier veröffentlichtes Blatt (II 1.) mit Darstellung der Freuden des
Landlebens, das in diese Reihe gehört, mag dazu neuerlich auffordern.
Von anderen Deutschen ist je ein Blatt von Schongauer, vom alten
Holbein und von Grünewald gebracht, jedes unbestreitbar echt und von
eigener Bedeutung.
Alle Blätter hat Colvin mit eingehenden Bemerkungen begleitet, die
besonders bei den Allegorien Lionardos viele Belehrung bietet und in das
Innenleben des Künstlers einführen. Den Zeichnungen Raffaels ist eine
ältere Kopie eines der Blätter beigegeben, und wenn sie auch keineswegs,
wie der Herausgeber meint, von der Hand Francesco Pennis ist, ist sie
doch sehr unterrichtend. Die beiden Zeichnungen Correggios enthalten
frühe Entwürfe für die Ausmalung der Domkuppel. Correggios Zeichnun-
gen sind nie zusammenhängend untersucht worden, denn was Corrado Ricci
darüber bringt, ist unvollständig und falsch.
Von Sebastiano aus Venedig sind zwei Zeichnungen wiedergegeben.
Aber auch eine dritte Zeichnung (II 11.), die Colvin dem Michelangelo
zuschreibt, die sich auf der Rückseite eines der schon erwähnten Blätter
befindet, das Studium eines rechten Beines, ist von Sebastian. Sie kann
wichtig werden für die Betrachtung der anatomischen Bemühungen Seba-
stians und die Kenntnis Sebastians weiter fördern, um die sich Mr. Be-
ronson und der Berichterstatter, wie Colvin freundlich hervorhebt, schon
bemüht haben. Noch ein zweiter Venezianer, Vittorio Carpaccio, ist mit
einem guten Kopfe vertreten. Die zweite sehr merkwürdige Zeichnung,
die ihm hier beigelegt wird, eine Kreuzerhöhung in weiter Landschaft,
wobei alle die zahlreichen Figuren nackt skizzirt sind, eine grosse Selten-
 
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