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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Matthias, J. J.: Eine indische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0091

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EINE INDISCHE KUNST.

dessenungeachtet auf dem stärkeren Holze und lasse
nach der Vollendung der Metalleinlage den Über-
fiuss von der Rückseite des Brettes abhobeln. Das
Eintreiben der vielen Formen kann nämlich leicht
die Wirkung haben, dass sich die Oberfläche des
Holzes krümmt, was aber durch die genannte Stärke
des Brettes verhindert wird. Die für die Einlage
zu benutzende Seite des Holzes muss wegen der
besseren Aufnahme der Zeichnung abgehobelt werden.

Von den Blechen wählt man im allgemeinen die
schwächsten Nummern. Nur die sehr dünnen Scha-
blonenbleche sind, weil sie die ihnen gegebene Form
nicht beibehalten und auch weniger leicht in das
Holz getrieben werden können, von der Anwendung
bei Intarsien ausgeschlossen. Eine Abwechslung
von stärkeren und schwächeren Metalllinien ist unter
gewissen Umständen von vorteilhafter Wirkung.

Die Bleche lässt man, wenn man sich eine
Blechschere (die 2'/2 bis 4 M. kostet) nicht an-
schaffen will, vom Klempner (Spengler) mittelst
einer Maschine in Streifen schneiden, deren Breite
genau 1 ll2 bis 2 mm betragen muss, während ihre
Länge beliebig sein kann. Es ist für das bessere
Haften der Streifen im Holze zweckmäßig, sie mit
der Feile rauh zu machen. Die einzutreibende Kante
derselben muss mit der Feile auf beiden Seiten zu-
geschärft werden.

Die Neigung der Streifen, sich sichelförmig zu
krümmen, bietet die Möglichkeit, die Metalleinlage
auch auf runden cylindrischen Flächen, auf kugel-
förmigen Körpern und in Hohlräumen, wie z. B. auf
Gefäßen, in Visitenkartenschalen und dergleichen
auszuführen.

Die vorhin beschriebenen Blechstreifen verwendet
man, ohne sie jedoch in diesem Falle zuzuschärfen,
auch bei der Herstellung der kleinen schmückenden
Röhrchen oder Ringe, die in großer Menge Verwen-
dung finden.

Dieselben werden leicht erzeugt, indem man ein
entsprechendes Stück eines Blechstreifens mittelst
der Finger und der Flachzange um eine Stricknadel
zu einem Ringe zusammenbiegt und dasselbe, nach-
dem man den Ring wieder ausgestreckt hat, als
Längenmaß für die übrigen abzuschneidenden Streifen-
enden benutzt, die dann auf dieselbe Weise gerundet
werden.

Wenn man solche Röhrchen aus stärkeren Blechen
anfertigt, was unter Umständen sehr erwünscht ist,
so ist es geraten, dieselben an einem Ende mit der
Feile etwas zuzuschärfen, um das Eintreiben zu er-
leichtern.

Hat man sich auf die beschriebene Weise einen
hinreichenden Vorrat von Material besorgt, so kann
man die Holzfläche für das Einlegen der Metalle vor-
bereiten.

Man nimmt zu diesem Zwecke ein Blatt Ölpapier,
zeichnet das Muster darauf durch, überreibt die
Rückseite des Ölpapiers mit gewöhnlicher weißer
oder roter Kreide, passt die Pause genau auf das
Brett und fährt mit dem Bleistifte recht sorgfältig
auf den Ornamenten nach.

Wenn ein Flächenschmuck zwei- oder vierseitig-
symmetrisch ist, so hat man nur den entsprechenden
Teil desselben zu kopiren und wiederholt zu über-
tragen.

Es ist in der Regel vorteilhaft, die kleinen Ringe
zuerst in das Holz einzulegen. Man bohrt zu dem
Zwecke mit dem passenden Einsätze des Drillbohrers
die erforderlichen Löcher und treibt die Metalle mit
dem Hammer ein.

Dann kommen die Blechstreifen an die Reihe.
Man drückt mit dem passenden runden oder geraden
Stecheisen, welches senkrecht gehalten wird, auf
einem Teile der Ornamentlinien entsprechend tiefe
Rillen ein, schiebt das Ende des Blechstreifens in
den Anfang eines dieser Einschnitte und zwar bis
dahin, wo die Linie unter irgend welchem Winkel
von ihrer Richtung abweicht, schneidet dort das
Blech mit der Nagelschere durch und treibt das
abgeschnittene Stück mit leichten Hammerschlägen ein.

Wo Bogenlinien, wie z. B. die Nebenranken an
einer Hauptranke, einander berühren, da feilt man
das sich anschmiegende Streifenende schräge ab, um
einen genauen Anschluss zu erreichen.

Neben den Blechstreifen und den Röhrchen
von verschiedenemDurchmesser kommen auchgrößere
Ringe vor, die man leicht, wie die kleinen Ringe,
auf dicken runden Nägeln oder starken Eisenstäb-
chen und dergleichen zurechtbiegt. Auch kann man
Kupfer-oder Messingstifte, die etwas zugespitzt werden
müssen, als sehr wirksame Schmuckmittel verwenden.
Hierbei ist allerdings mit Vorsicht zu verfahren. Es
gehört ein fein gebildeter Geschmack dazu, um die
Anordnung dieser Motive von dem Schein des Ge-
wöhnlichen frei zu halten.

Die überflüssigen Vertiefungen und die sonstigen
Beschädigungen der Holzfläche, die nach dem Abfeilen
und Abschleifen derselben nicht ganz verschwinden,
sowie auch die Höhlungen in den Röhrchen müssen
durch Auskitten vollständig beseitigt werden, weil
sonst das Poliren der Fläche nicht gelingt.

Der geeignete Kitt wird dadurch hergestellt, dass

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