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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Matthias, J. J.: Eine indische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0092

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76

EINE INDISCHE KUNST.

man von derselben Holzart, auf der man arbeitet,
feine Feilspäne macht und diese mit gutem Leim
zu einer dickflüssigen Masse anrührt, welche man
dann in die betreffenden Röhrchen, Spalten und
sonstigen Vertiefungen bringt.

Nach etwa 24 Stunden kann man mit dem Ab-
feilen der noch vortretenden Metallränder und der
überschüssigen Kittmasse beginnen, wozu die große
Feile benutzt wird. Ist die Fläche endlich untadelhaft
eben, so übergiebt man die Arbeit, mit der Mahnung
zur Vorsicht, einem Tischler, der sie mit Sandpapier
und reinem Leinöl abschleift und dann polirt, wozu
sich die weiße Schellackpolitur am besten eignet.

Das Schleifen und Poliren lässt sich bei einer
guten Arbeit nach Jahren immer wiederholen und
sichert derselben eine ewige Frische und Neuheit.
Was nun die anzuwendenden Ornamente anbe-
trifft, so sind fast alle gut stilisirten Formen für die
Metallintarsia geeignet. Dieselben können den ver-
schiedensten Gebieten entnommen werden. Man ver-
wendet sowohl geometrische Muster, wie auch pflanz-
liche und den Erzeugnissen der Technik entlehnte
Motive aller Art. Vorzüglich verwendbar sind die
Formen der Flachomamente aus der Zeit der Re-
naissance.

Auf den Bildtafeln, welche diesen Mitteilungen
beigegeben sind, ist das dargestellte Lineal mit einem
geometrischen Muster geschmückt, während die beiden
Federkästchen, das Thermometer und das Papier-

messer stilisirte Pflanzenteile, so wie auch tierische
Darstellungen als Dekoration erhalten haben.

Indem ich die allgemein gefasste Beschreibung der
Technik der indischen Intarsia hiermit beende, gestatte
ich mir noch die Bemerkung, dass ein tieferes Ein-
gehen auf die mancherlei feinen Kunstgriffe des Ver-
fahrens an dieser Stelle aus verschiedenen Gründen
nicht möglich war. Gewisse Hantirungen, die das
Einlegen der Metalle in hohem Grade erleichtern,
die Eleganz der schmückenden Formen erhöhen, die
Mannigfaltigkeit der Verwendung derselben steigern,
die Dauerhaftigkeit der Erzeugnisse über mehrere
Menschenleben hinaus verbürgen, die Gegenstände
nach vorgenommenen Reparaturen wieder in ihrer
ursprünglichen Frische und Schönheit vor Augen
führen und noch manche andere Erfahrungsprodukte
lassen sich nur wiedergeben, wenn der Erläuterung
der Technik keinerlei Schranken gezogen sind.

Diejenigen der Leser, welche den Wunsch
haben, die indische Kunst durch eigenes Schaffen
kennen zu lernen, verweise ich auf eine im Ver-
lage von E. A. Seemann in Leipzig erschienene
Brochure: Anleitung zu indischen Intarsiaarbeiten.
(Mit 43 Abbildungen auf 8 Tafeln; Preis 1,00 M.
1893), welche durch eine klare Darstellung der Tech-
nik jedermann die Möglichkeit bieten soll, die Me-
tallintarsia ohne weitere Hülfe zu erlernen.
Kötzschenbroda bei Dresden.

J. MATTHIAS.
 
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