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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Kleine MItteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0221

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KLEINE MITTEILUNGEN.

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Italienische Applikations -Stickerei
aus den Sammlungen des k. k. Museums in Wien; aufgenommen von Marie Obtweik.

fässer in Baden" mit der Betrach-
tung „der Leuchterinschrift in Hildes-
heim": BERNWARDVS • PRESVL •
CANDELABRVM ■ HOC • PVERVM \
SVVM • PRIMO • HVIVS • ARTIS •
FLORE • NON • AVRO • NON ■ AR-
GENTO • ET • TAMEN ■ VT • CER-
NIS • CONFLARE ■ IVBEBAT. Der
Herr Verfasser glaubt dem Bischof
Bern ward den „materiellen Anteil
au den ihm zugeschriebenen Arbeiten
nicht zuerkennen zu dürfen, sonst
würde er sich wohl nicht in seiner
eigenen Werkstätte von einem ,Kna
ben' so sehr haben irre führen lassen."
Wir möchten die Übersetzung von
Kratz „Der Dom zu Hildesheim" da-
gegen halten, dann wird der Sinn
ein etwas anderer: „Bischof Bern-
ward ließ diesen Leuchter im ersten
Aufblühen dieser Kunst weder aus
Gold noch aus Silber, sondern aus
dem Stoffe, wie du siehst, durch seinen
Lehrling schmelzen." Auch dieses
Wort würden wir bei unseren heu-
tigen Arbeiter Verhältnissen nicht mehr
gebrauchen, sondern Gehilfen schrei-
ben. Im übrigen lässt der Ver-
fasser die „interessante Inschrift" so
dunkel wie zuvor. „Was diese In-
schrift gegenüber der Thatsache der
chemischen Untersuchung bedeutet?"
Vielleicht kommt mehr Licht in diese
Sache durch meine Beobachtungen.
Bezüglich der Inschrift teile ich fol-
gendes mit: „Puer bedeutet im Mittel-
alter nicht immer Knabe, sondern be-
zeichnet den Gehilfen in jedwedem
Lebensalter, dafür verweist er auf
Du Cange, glossarium infimae et
mediae latinitatis, wo Puer erklärt
wird als: „honio famulus cujuslibet
aetatis, subditus" (ein Mann in die-
nender Stellung von jedwedem Le-
bensalter, ein Untergebener). Schon
St. Ambrosius giebt eine Erklärung
des Wortes puer, indem er sagt:
„Pueros dicimus, quando servulos
significamus, non aetatem exprimen-
tes, sed conditionem" (das Wort puer
gebrauchen wir, wenn wir dienende
Personen bezeichnen wollen, wobei wir
nicht das Lebensader, sondern die
liehvassteUnng zum Ausdruck bringen.
S. bei Du Cange, ebendaselbst. Unsere
alte Leuchterinschrift muss so auf-
gefasst werden. Es giebt aber auch
moderne Beispiele: wer je in dem
„Studio" eines italienischen Bild-
hauers gewesen ist ■— oder auch in
anderen Werkstätten — dem muss
es aufgefallen sein, dass „Ragazzo"
der Ausdruck für den stets hilfebe-
reiten Burschen, ob jung, ob bei Jah-
ren, bei jeglicher Hantirung ist, dass
 
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