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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Luthmer, Ferdinand: Die Frankfurter Leihgabenausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0231

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DIE FRANKFURTER LEIHGABENAUSSTELLUNG.

gehörig, übertrifft aE feiner Naturbeobachtung die ganze
Silbermenagerie des 15.—18. Jahrhunderts. Das beste
Stück der letzteren, wenn man es überhaupt hierhin und
nicht unter die seriöse Kleinplastik rechnen will, ist ein
silbervergoldetes Pferd von einem nackten Krieger ge-
ritten (Hr. H. Seckel), ein prächtig modellirtes Werk des
Ulmer Meisters Hans Ludwig Kienle 1630 (gez.). Auch
eine Eule desselben Besitzers, aus einer Kokosnuss ge-
bildet, interessirt durch die frühe, auf das 15. Jahrh.
hinweisende Or-
namentik des
Fußes; sie ge-
hörte eine Zeit-
lang der Roth-
schildsammlung
an. Ein sehr
gutes Pferd ist
das silbervergol-
dete aus der
Sammlung Gold-
schmidt-Koth-
schild, ein Werk
des Nürnberger
Meisters Erhard
Scherlum(1556),
sowie, abgesehen
von dem später
ergänzten Fuß,
die reitende Dia-
na des Herrn S.
Fürth.

Ähnlich wie
mit den Tieren
verhält es sich

mit den als
Schiffe gestalte-
ten Tafelgeräten:
auch von ihnen
enthält die Aus-
stellung eine
überraschende
Fülle, zu der
namentlich Herr
J. Jeidels beige-
tragen hat. Am

edelsten gestaltet unter den letzteren Stücken ist jeden-
falls ein Weihrauchgefäß in Schiffsform (Abb. Nr. 2),
nach der ausdrucksvollen Ornamentik des Schiffsrumpfs
wohl noch eine Arbeit vom Ende des 16. Jahrhunderts.
Auch der große Dreimaster (auf jüngerem Fuße) des
Herrn Fürth, nach der Marke von Andreas Wickert in
Augsburg gearbeitet, erhält durch die mit Seeimgeheuern
belebte Ornamentirung des Rumpfes höheren Wert. Der
als Anhänger behandelte kleine Dreimaster desselben
Besitzers stammt aus der Sammlung Milani. Zwei

Fig. 3. Gruppe aus der Sammlung A. de Ridder.

Werke des durch seine Schiffsgefäße bekannten Nürn-
berger Meisters Es. zur Linden, hübsch ciselirte, auf
Kadern ruhende Schiffchen, besitzt Herr Seckel.

Unter den eigentlichen Trinkbechern ist beinahe
jede Form vertreten, welche die menschliche Phantasie
diesem so angenehmen Hausrat zu geben wusste. Becher,
als Äpfel und Birnen gestaltet (Fürth), Mühlenbecher,
das bekannte Triukspiel (Becker und Fürth), Herzbecher,
deren herzförmiger Kelch stets in blanken Diamantqua-
dern getrieben ist
(Fürth, de Ridder
und May), Mo-
natsbecher in der
bekannten cylin-
drischen Form
mit bezüglichem
gravirten, ge-
triebenen od er ge-
gossenen Orna-
ment, wechseln
sich mit den
schönprofilirten
Formen der Po-
kale ab, wie sie
Nürnberg und
Augsburg im 16.
und 17. Jahr-
hundert geschaf-
fen. Die Agley-
und die gebu-
ckelte Tulpen-
form finden wir
bei Herrn Metz-
ler am schönsten
vertreten; Trau-
benbecher auf
einem aus vier
Banken frei zu-
sammengestell-
ten Fuß, hollän-
discher Herkunft
hat Becker und
Fürth. Im letz-
teren Besitz fällt
uns noch ein ei-
getriebenen Orna-
Stengelbecher mit
des achtzehnten
Profilirung
Arkebusier
s. Abb. 3)
Besitz des

;ir

förmiger Doppelbecher mit reichem
ment ins Auge, sowie ein hoher
flachen Gravirungen im Charakter
Jahrhunderts. Besonders schön in der
ist ein hoher Stengelbecher, von einem
gekrönt, Straßburger Arbeit (de Ridder,
und ein kleiner Buckelbecher aus dem
Herrn Konsul Becker (Abb. 6), Hans Brosamer's Ent-
würfen durchaus entsprechend. Die sogen. Brautbecher
in Gestalt von Frauen, deren Rock den Kelch bildet,
 
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