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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU
AUFNAHARBEIT VON FRAU PROFESSOR DONDORF-STUTTGART
ATELIER KLEINHEMPEL
RENNRPEIS DER STADT FRANKFURT A. M.
Die Stadt Frankfurt pflegt seit Bestehen ihrer großen
Oktoberrennen alljährlich einen Rennpreis auszusetzen. In-
dem dieser Preis nicht in Geld, sondern in Gestalt eines
kunstvollen Silberstücks vergeben wird, liefert er der Stadt
alljährlich Gelegenheit, die einheimische Edelschmiedekunst
zu einer dankbaren Aufgabe heranzuziehen. Diese Aufgaben
werden in einem bestimmten jährlichen Wechsel den größeren
Silberwarengeschäften der Stadt zugewendet, und ihre künst-
lerische Ausführung lag fast ausnahmslos in den Händen
von Lehrern und früheren Schülern der Kunstgewerbe-
schule. So hat an dem tatsächlichen Emporblühen der
Frankfurter Edelschmiedekunst während der letzten Jahr-
zehnte die Ausführung dieser Rennpreise einen nicht un-
wesentlichen Anteil.
Mit den künstlerischen Absichten der Erfinder zeigen
sich die Wünsche und Neigungen der Preisempfänger
nicht immer in vollem Einklang; doch hat die Erfahrung
gelehrt, daß diejenigen Preise am meisten Aussicht auf
den Beifall der Sportleute haben, die dem Pferde die Haupt-
rolle der Darstellung zuweisen. Allerdings wird von jener
Seite an die plastische Wiedergabe dieses edlen Geschöpfes
ein ziemliches Maß von Anforderungen gestellt: für Studien
nach den Idealrossen des Parthenonfrieses oder des Coleoni-
Standbildes zeigt sich keine große Sympathie. So hat der
Erfinder des vorjährigen Preises, der Bildhauer-Fachlehrer
der Kunstgewerbeschule, Professor Fritz Hausmann, einen
besonders guten Griff getan, indem er ein edles Rasse-
pferd in der natürlichen Schönheit seines Körpers, ohne
Reiter, ja selbst ohne Sattel und Zaumzeug zum Gegen-
stand der Darstellung wählte. Der bekannte Rennstall-
besitzer, Herr Karl Weinberg, stellte das Modell zur Ver-
fügung und war dem Künstler auch ein aufmerksamer
Berater, um die ganze eigenartige Schönheit des Tieres
in der Porträtstatuette zur Geltung gelangen zu lassen.
Die Ausführung des 60 cm hohen Silberstücks geschah
in der Werkstatt der Frankfurter Firma Lazarus Posen Wwe.
Nach dem in Wachs bis ins kleinste Detail durchgeführten
Modell wurde das Pferd in Guß ausgeführt: die vorzügliche
Ziselierung gab die weiche, wie von
Leben durchzitterte Haut des schönen
Geschöpfes in musterhafter Technik
wieder. Der in einfachen großen For-
men gehaltene Sockel wurde ganz in
Treibarbeit ausgeführt, eine achtungs-
werte Leistung, die sich den alten
getriebenen Werken würdig zur Seite
stellt. Das Lorbeergewinde, aus ein-
zelnen geschnittenen Blättern locker
montiert, gab mit einer leichten, auf
den Höhen abgeriebenen Vergoldung
die einzige farbige Note neben dem
roten Emailgrund des Wappenschildes
zu dem übrigens in der reinen Farbe
des Silbers gehaltenen Werk. l,
DAS KUNSTGEWERBE-
MUSEUM ZU FRANKFURT A. M.
Seit dem ig. Dezember verflos-
senen Jahres zeigt sich das Kunst-
gewerbemuseum in neuer Anordnung
und neuer Ausstattung. Veranlassung
hierzu bot die Einordnung der im
Jahre igo4 erworbenen großen Samm-
lung Willi. Metzler in die einzelnen
Gruppen des Museums, was eine durch-
greifende Änderung der räumlichen Verteilung bedingte.
In systematisch-technischer Anordnung sind jetzt nur mehr
zwei Abteilungen belassen: die der Textilien und der
Metallarbeiten; im übrigen schuf man, im Anschluß an
die Möbel, umfassende stilgeschichtliche Abteilungen in
chronologischer Reihenfolge. Bei allem Streben nach ästhe-
tischer Gesamtwirkung hat man sich eine strenge Sach-
lichkeit bei der Neuaufstellung überall zum Prinzip gemacht.
Da den einzelnen Räumlichkeiten jede weitere architekto-
nische Ausgestaltung fehlt, beließ man ihnen ihren Charakter
als bloße Ausstellungssäle. Man vermied jegliche Absicht
auf eine direkte Interieurwirkung. Jeden der ausgestellten
Gegenstände suchte man in das für ihn geeignetste Licht
und die ihm entsprechendste Umgebung zu stellen. Die
Objekte sollten weder durch ein Übermaß von Dekoration
MOBELBEZUG NACH ENTWURF VON RUDOLF RODER
ATELIER KLEINHEMPEL
KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU
AUFNAHARBEIT VON FRAU PROFESSOR DONDORF-STUTTGART
ATELIER KLEINHEMPEL
RENNRPEIS DER STADT FRANKFURT A. M.
Die Stadt Frankfurt pflegt seit Bestehen ihrer großen
Oktoberrennen alljährlich einen Rennpreis auszusetzen. In-
dem dieser Preis nicht in Geld, sondern in Gestalt eines
kunstvollen Silberstücks vergeben wird, liefert er der Stadt
alljährlich Gelegenheit, die einheimische Edelschmiedekunst
zu einer dankbaren Aufgabe heranzuziehen. Diese Aufgaben
werden in einem bestimmten jährlichen Wechsel den größeren
Silberwarengeschäften der Stadt zugewendet, und ihre künst-
lerische Ausführung lag fast ausnahmslos in den Händen
von Lehrern und früheren Schülern der Kunstgewerbe-
schule. So hat an dem tatsächlichen Emporblühen der
Frankfurter Edelschmiedekunst während der letzten Jahr-
zehnte die Ausführung dieser Rennpreise einen nicht un-
wesentlichen Anteil.
Mit den künstlerischen Absichten der Erfinder zeigen
sich die Wünsche und Neigungen der Preisempfänger
nicht immer in vollem Einklang; doch hat die Erfahrung
gelehrt, daß diejenigen Preise am meisten Aussicht auf
den Beifall der Sportleute haben, die dem Pferde die Haupt-
rolle der Darstellung zuweisen. Allerdings wird von jener
Seite an die plastische Wiedergabe dieses edlen Geschöpfes
ein ziemliches Maß von Anforderungen gestellt: für Studien
nach den Idealrossen des Parthenonfrieses oder des Coleoni-
Standbildes zeigt sich keine große Sympathie. So hat der
Erfinder des vorjährigen Preises, der Bildhauer-Fachlehrer
der Kunstgewerbeschule, Professor Fritz Hausmann, einen
besonders guten Griff getan, indem er ein edles Rasse-
pferd in der natürlichen Schönheit seines Körpers, ohne
Reiter, ja selbst ohne Sattel und Zaumzeug zum Gegen-
stand der Darstellung wählte. Der bekannte Rennstall-
besitzer, Herr Karl Weinberg, stellte das Modell zur Ver-
fügung und war dem Künstler auch ein aufmerksamer
Berater, um die ganze eigenartige Schönheit des Tieres
in der Porträtstatuette zur Geltung gelangen zu lassen.
Die Ausführung des 60 cm hohen Silberstücks geschah
in der Werkstatt der Frankfurter Firma Lazarus Posen Wwe.
Nach dem in Wachs bis ins kleinste Detail durchgeführten
Modell wurde das Pferd in Guß ausgeführt: die vorzügliche
Ziselierung gab die weiche, wie von
Leben durchzitterte Haut des schönen
Geschöpfes in musterhafter Technik
wieder. Der in einfachen großen For-
men gehaltene Sockel wurde ganz in
Treibarbeit ausgeführt, eine achtungs-
werte Leistung, die sich den alten
getriebenen Werken würdig zur Seite
stellt. Das Lorbeergewinde, aus ein-
zelnen geschnittenen Blättern locker
montiert, gab mit einer leichten, auf
den Höhen abgeriebenen Vergoldung
die einzige farbige Note neben dem
roten Emailgrund des Wappenschildes
zu dem übrigens in der reinen Farbe
des Silbers gehaltenen Werk. l,
DAS KUNSTGEWERBE-
MUSEUM ZU FRANKFURT A. M.
Seit dem ig. Dezember verflos-
senen Jahres zeigt sich das Kunst-
gewerbemuseum in neuer Anordnung
und neuer Ausstattung. Veranlassung
hierzu bot die Einordnung der im
Jahre igo4 erworbenen großen Samm-
lung Willi. Metzler in die einzelnen
Gruppen des Museums, was eine durch-
greifende Änderung der räumlichen Verteilung bedingte.
In systematisch-technischer Anordnung sind jetzt nur mehr
zwei Abteilungen belassen: die der Textilien und der
Metallarbeiten; im übrigen schuf man, im Anschluß an
die Möbel, umfassende stilgeschichtliche Abteilungen in
chronologischer Reihenfolge. Bei allem Streben nach ästhe-
tischer Gesamtwirkung hat man sich eine strenge Sach-
lichkeit bei der Neuaufstellung überall zum Prinzip gemacht.
Da den einzelnen Räumlichkeiten jede weitere architekto-
nische Ausgestaltung fehlt, beließ man ihnen ihren Charakter
als bloße Ausstellungssäle. Man vermied jegliche Absicht
auf eine direkte Interieurwirkung. Jeden der ausgestellten
Gegenstände suchte man in das für ihn geeignetste Licht
und die ihm entsprechendste Umgebung zu stellen. Die
Objekte sollten weder durch ein Übermaß von Dekoration
MOBELBEZUG NACH ENTWURF VON RUDOLF RODER
ATELIER KLEINHEMPEL