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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 17.1905-1906

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Baer, J.: Zwei Leipziger Wettbewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.4870#0184

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ZWEI LEIPZIGER WETTBEWERBE

'59

nicht zu erdrücken. Wäre in dem Wettbewerbs-
programm ein Hinweis auf diese Punkte vorhan-
den gewesen, so würde denselben vermutlich
mehr Rechnung getragen worden sein, als es leider
bei vielen Entwürfen der Fall ist.

Man kann zwei Gruppen unterscheiden. Die
einen haben, auf einer in Wahrheit wohl neben-
sächlichen Bestimmung des Programms fußend, wo-
nach eine Teilung der gesamten Anlage in mehrere
Häuser sich später leicht ermöglichen lassen soll,
eine Zerlegung des Gebäudes in scharf getrennte
Teile vorgenommen und dies auch äußerlich in
der architektonischen Gestaltung zum Ausdruck
gebracht. Sie haben sich dabei zum Teil der be-
stehenden Bebauung anzupassen gesucht, wohl in
der Meinung, so am sichersten das schöne alte
Stadtbild zu erhalten. Bei einem Entwurf ist sogar
eine Wiederverwendung des erwähnten Burgkeller-
giebels an selber Stelle ins Auge gefaßt worden.
So löblich diese Absichten an und für sich sind,
so muß im vorliegenden Falle die Berechtigung
ihrer Ausführung verneint werden. Es widerspricht
den Grundsätzen moderner Architektur, ein Ge-
bäude, welches trotz der erwähnten Bestimmung
ein einheitliches, von einem Gedanken beherrschtes
Ganzes sein muß, als ein Konglomerat mehrerer,
voneinander unabhängiger Teile zu bilden. Es ist
ein Archaismus beziehentlich auch Anachronismus
sondersgleichen, jedes der so entstehenden Einzel-
häuser in einer besonderen Stilrichtung zu ent-
werfen und so den Anschein zu erwecken, daß
jede der in Wahrheit gleichzeitig entstandenen
Architekturen in einem anderen Jahrhundert ge-
schaffen wurde. Es muß überhaupt gefordert wer-
den, daß ein derartiger Monumentalbau, in dem
sich modernes Geschäftsleben abspielen soll, auch
in seiner inneren wie äußeren Gestaltung diesen
Zweck klar zum Ausdruck bringe. Ein Gebäude
kann sehr wohl modernen Geist wiederspiegeln, in
modernen Formen gehalten sein und sich doch
glücklich und harmonisch in eine altertümliche Um-
gebung einfügen. Eine zweite Gruppe von Arbeiten
hat diesen Forderungen zu entsprechen gesucht.
Zu derselben gehört auch der abgebildete, mit dem
ersten Preis gekrönte Entwurf. Seine Grundriß-
bildung ist sehr klar und zweckmäßig, die äußere
Formensprache der Umgebung gut angepaßt und
dabei doch in modernem Sinne entwickelt. Aller-
dings kann die Befürchtung nicht unterdrückt wer-
den, daß die Massenwirkung des Gebäudes und der
Maßstab der Giebel für Naschmarkt, Rathaus und
Börse etwas zu wuchtig ist, auch erscheint die aka-
demische Achsenteilung mit Rücksicht auf das be-
schränkte Gesichtsfeld nicht ganz berechtigt — eine
etwas bewegtere Gruppierung dürfte mehr am
Platze sein. Bedauerlich ist es ferner, daß gerade
bei diesem sonst so trefflichen Entwürfe auf eine
Fernhaltung des Verkehrs vom Naschmarkt gar
keine Rücksicht genommen wurde. Gegenstand
fernerer Erwägung möchte es sein, ob nicht wenig-
stens ein Raum der Gastwirtschaft nach dem
Naschmarkt hinauszulegen und die hier geplanten
Läden nicht vorteilhafter an der belebteren Reichs-
straße anzuordnen wären, weiterhin ob nicht für
einen direckten Zugang von der Grimmaischen
Straße zu den Treppen, welche nach den hier lie-
genden Geschäftsräumen führen, doch etwas von
dem allerdings sehr kostbaren Ladenraum geopfert



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