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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 17.1905-1906

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Schumann, Paul: Die dritte deutsche Kunstgewerbeausstellung Dresden 1906, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4870#0194

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DIE DRITTE DEUTSCHE KUNSTGEWERBEAUSSTELLUNG DRESDEN 1906

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Links: Ein- und Zweifamilien-Arbeiterhaus mit erzgebirgischem Vorgarten und Zubehör, erbaut vom Amtshauptmann von Nostitz Drzewiecki-Pirna.
Entwurf und Bauleitung vom Architekten Richard Bauer-Leipzig (Verwendung heimischer Baustoffe im Sinne bodenständiger Bauweise ohne

Architekturformen — sparsame Bauweise — zusammenhängende geschützt liegende Wandflächen)
Rechts; Schule der Gemeinde Neu-Eibau in der Oberlausitz, entworfen und geleitet vom Architekten Ernst Kuhn-Dresden unter Mitwirkung des
Ausschusses zur Pflege heimatlicher Kunst und Bauweise in Sachsen und Thüringen und errichtet unter Beihilfe des Kgl. Sachs. Kultusministeriums

und der Landesstände der Oberlausitz

— man kann das schon heute sagen — für das ge-
samte deutsche Kunstgewerbe bedeutet. Dresden
bleibt mit ihr durchaus in der Reihe der großen
künstlerischen Erfolge, die es seit 1897 mit seiner
Ausstellungskunst und seinen Kunstausstellungen er-
rungen hat. Hier hat sich der Grundsatz der Aus-
wahl unter künstlerischer Führung glänzend bewährt.

Möge nun zunächst ein zusammenfassender Über-
blick zeigen, was die Ausstellung alles bietet. Sie
umfaßt an Ausstellungsräumen 27838 qm, an Bauten
und Ausstellungen im Freien 1044 qm, und sie über-
trifft damit — von den Restaurationsräumen noch ganz
abgesehen, die Münchener Ausstellung von 1888 um
mehr als 16741 qm. Auch diese Zahlen vermögen
schon zu zeigen, welchen Umfang und welche Be-
deutung das deutsche Kunstgewerbe seit sechzehn
Jahren erlangt hat.

Mit Recht nimmt die Raumkunst den weitaus
größten Teil der Ausstellung ein. Es war ein Haupt-
gesichtspunkt der Veranstalter, künstlerische Gesamt-
wirkungen zu zeigen, nicht Einzelerzeugnisse auf-
zustapeln, sondern »die Kunstwerke in einer Um-
gebung vorzuführen, die ihre Wirkung im Zusammen-
hange mit dem täglichen Leben zeigen solle«, den

Raum selbst als Kunstwerk und die einzelnen Erzeug-
nisse der Kunst, des Kunsthandwerks und der Kunst-
industrie im Rahmen der Raumkunst zu zeigen. Dem-
gemäß sieht man nirgends sogenannte Ausstellungs-
räume, sondern lediglich solche Räume, die, wie sie
sind, sofort in Gebrauch genommen werden können.
Das Innere des bekannten Dresdener Ausstellungs-
palastes ist demgemäß in einer Weise verändert, daß
man es kaum wiederzuerkennen vermag. Den großen
Ausstellungssaal nimmt die Abteilung kirchliche Kunst
ein. Hier betreten wir zunächst einen katholischen
Kirchenraum, der, ohne daß man von Nachahmung
reden könnte, an die Werke romanischer Kirchenbau-
kunst erinnert. Er ist mit seinem sämtlichen Zubehör
eine Schöpfung von Münchener Künstlern unter
Führung des Architekten Professor Richard Berndl;
die anschließende Sakristei hat der Münchener Architekt
Oswald Bieber entworfen und ausgestattet. Die ernsten
würdigen Räume machen dem Münchener Kunst-
gewerbe alle Ehre. Weiter folgt der wesentlich
größere protestantische Kirchenraum, eine Schöpfung
von Dresdener Künstlern, unter Führung des Architek-
ten Professor Fritz Schumacher. Hier ist eine be-
deutende Raumwirkung erzielt; man fühlt sich eben-

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