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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU
gewölbtem Schulterrande, auf dem die Krone des
Deckels ruht.
Die glatte vergoldete Wandung umläuft an der Stelle
ihrer weitesten Ausladung der Friesstreifen eines bacchischen
Zuges: Weinlaubbekränzte Gestalten menschlicher und
halbmenschlicher Bildung, Kentauren, nackte Mädchen
entführend, bocksfüßige Satyrn, fischschwänzige Nixen
mit dem Thyrsosstabe, dazwischen Amorinen auf einem
Widder reitend oder schwebend mit Pfeil und Bogen be-
wehrt, tummeln auf dem gekörnten goldenen Grunde ihre
silbernen Leiber zwischen dem glatten, oberen und dem
unteren Friesrande mit streng stilisiertem Wellenprofil.
Rechts und links entwächst dem Fries ein fisch-
schwänziges, muschelhornblasendes Tritonenpaar, das die
beiden dem Schulterrande des Gefäßes aufgehefteten Hand-
griffe stützt. Vier flache, nach unten keilförmig ausladende
Bänder stützen den das Gefäß umspannenden Fries und
verbinden ihn, selbst auch der goldenen Wanne fassenden
Halt gewährend, mit dem profilierten Fußring. Sie zeigen
den getriebenen Schmuck silberner Putten, Knaben mit
Früchten, Knabe und Mädchen sich umfaßt haltend.
Der Deckel ist reich und leicht verziert, wie es sich
für ein Gefäß schickt, das ein stark duftendes, dampfendes
und süßes Mischgetränk zu fassen bestimmt ist. Ge-
gossene silberne Widderköpfe aus dichtverschlungenen
freirankenden Weinreben hervorsehend, wechseln mit
mädchenhaften Masken zwischen
getriebenen Fruchtgehängen. In der
Mitte steigt, von vier Kolbenblüten
und einer schlanggestielten Pigna
überragt, eine phantastische Krone
auf, aus deren vier zwischen grotesken,
in Blattwerk auswachsenden Män-
ner- und Löwenmasken geöffneten
Seiten pantherfüßige Sphinxe, Put-
ten auf den Nacken tragend, frei
vorspringen.
Das Prunkgefäß ruht auf einem
luftigen vierseitigen Sockel. An den
Ecken der flachen Basis mit gegos-
senen und getriebenen Füllungen
der schmalen Seitenflächen treten
kleine, an der Stirnseite mit Masken
auf gerollten Schilden verzierte Posta-
mente vor, auf denen großgeflügelte
Mädchengestalten wie aus Träu-
men erwachend hocken. Sie stützen
die glatte Randfläche für das Gefäß,
auf deren Eckvorsprüngen weinlaub-
bekränzte dionysische Masken mit
starrgeöffnetem Munde über den
träumenden Mädchen stehen. Reich
bewegte, mit vollen Trauben be-
hangene Weinranken schwingen sich
aus den unteren Basisecken leicht
zu der oberen Standfläche des Sockels
hinauf, deren Seitenmitten weibliche
Masken vorgeheftet sind.
Das ganze Werk ist umsponnen
und umwoben mit dem süßen Mär-
chenreiz der edelsten deutschen
Romantik. Max Sauerlandt.
SCHWARZWÄLDER UHREN
Obwohl die SchwarzwälderUhren-
industrie in der Regel Massenfabri-
kation geworden ist, dem Export dient, gibt es doch
Firmen, die ihre Aufmerksamkeit, ihr Können mehr der
Qualität, sowohl in bezug des Materiales als auch des
Äußeren, zuwenden. Eine der ersten dieser Manufakturen
ist die Uhrenfabrik zu Lenzkirch, die in allen größeren
Städten Vertreter hat, von welcher wir eins ihrer neuesten
Produkte in Abbildung vorführen. Die Gehäuse dieser
Uhren (eine Standuhr und zwei Freischwinger) sind aus
Eichenholz und gebeizt, die Zifferblätter dagegen aus
Fayence zum Teil mit Goldlüster versehen.
Unser Schreinerhandwerk. Von Adolf Steuer und Robert
Biicheler, herausgegeben von Leonhard Heilborn. 70Tafeln
nebst Werkzeichnungen in 10 Lieferungen ä 2,50 Mark,
für Abonnenten des »Südd. Möbel- und Bauschreiners«
ä 2 Mark. Verlag des »Südd. Möbel- und Bauschreiner«,
Greiner & Pfeiffer, Stuttgart.
Die vorliegenden beiden ersten Lieferungen geben auf
je 7 Blättern mit zugehörigen nafurgroßen Detailzeichnungen
Entwürfe für innere Ausstattung der Bau- und Möbel-
schreinerei im Maßstabe 1 : 10 in flotter Federzeichnung
mit allen wissenswerten konstruktiven Details in vernünftigen
modernen Formen; einzelne Blätter erläutern den darge-
stellten Gegenstand in perspektivischen Handskizzen, die
für die Übertragung in Werkzeichnungen durchaus dem Fach-
manne genügen. Wir finden Schlafzimmermöbel, Treppen-
geländer, Speisezimmer- und Küchen-
möbel, Bücherschränke. Zimmer- und
Haustüren, Schränke, Tische, Stühle,
kurz den ganzen Bedarf für eine mo-
derne Haus- und Wohnungseinrich-
tung bei bescheidenen Verhältnissen.
Die Entwürfe zeugen von sicherem
Geschmack, fachmännischem Ver-
ständnis für das Praktische und
Zeitgemäße; es dürfte diese Ver-
öffentlichung weiteren Kreisen der
Techniker und Schreiner eine will-
kommene Bereicherung ihrer Hand-
bibliothek bilden. b.
Der süddeutsche Möbel- und Bau-
schreiner. Eine Fachzeitschrift,
5. Jahrgang, herausgegeben von
Leonhard Hellborn. Verlag von
G reiner & Pfeiffer, Stuttgart. 6 Hefte
pro Vierteljahr, Preis 1,50 Mark.
Diese Zeitschrift macht sich zur
Aufgabe, die Fachleute der Bau- und
Möbelschreinerei und der Innendeko-
ration überhaupt auf dem Laufenden
zu erhalten über alle Neuerungen
in technischer und stilistischer Be-
ziehung. Sie erreicht dies durch Vor-
führung von Abbildungen aus mu-
stergültigen Einrichtungen der Ge-
genwart und von Entwürfen tüch-
tiger Kunstgewerbler, die so repro-
duziert werden, daß sie in der Werk-
statt auch vom kleinen Meister zur
Ausführung verwendet werden kön-
nen. Der Inhalt ist sehr reichhaltig;
die verschiedensten Fragen, die im
Leben an den Geschäftsleiter heran-
treten bezüglich Rechtsprechung,
Buchführung, Unfallverhütung usw.,
finden sachgemäße eingehende Er-
örterung, b.
Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., a. m.b.H., Leipzig
KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU
gewölbtem Schulterrande, auf dem die Krone des
Deckels ruht.
Die glatte vergoldete Wandung umläuft an der Stelle
ihrer weitesten Ausladung der Friesstreifen eines bacchischen
Zuges: Weinlaubbekränzte Gestalten menschlicher und
halbmenschlicher Bildung, Kentauren, nackte Mädchen
entführend, bocksfüßige Satyrn, fischschwänzige Nixen
mit dem Thyrsosstabe, dazwischen Amorinen auf einem
Widder reitend oder schwebend mit Pfeil und Bogen be-
wehrt, tummeln auf dem gekörnten goldenen Grunde ihre
silbernen Leiber zwischen dem glatten, oberen und dem
unteren Friesrande mit streng stilisiertem Wellenprofil.
Rechts und links entwächst dem Fries ein fisch-
schwänziges, muschelhornblasendes Tritonenpaar, das die
beiden dem Schulterrande des Gefäßes aufgehefteten Hand-
griffe stützt. Vier flache, nach unten keilförmig ausladende
Bänder stützen den das Gefäß umspannenden Fries und
verbinden ihn, selbst auch der goldenen Wanne fassenden
Halt gewährend, mit dem profilierten Fußring. Sie zeigen
den getriebenen Schmuck silberner Putten, Knaben mit
Früchten, Knabe und Mädchen sich umfaßt haltend.
Der Deckel ist reich und leicht verziert, wie es sich
für ein Gefäß schickt, das ein stark duftendes, dampfendes
und süßes Mischgetränk zu fassen bestimmt ist. Ge-
gossene silberne Widderköpfe aus dichtverschlungenen
freirankenden Weinreben hervorsehend, wechseln mit
mädchenhaften Masken zwischen
getriebenen Fruchtgehängen. In der
Mitte steigt, von vier Kolbenblüten
und einer schlanggestielten Pigna
überragt, eine phantastische Krone
auf, aus deren vier zwischen grotesken,
in Blattwerk auswachsenden Män-
ner- und Löwenmasken geöffneten
Seiten pantherfüßige Sphinxe, Put-
ten auf den Nacken tragend, frei
vorspringen.
Das Prunkgefäß ruht auf einem
luftigen vierseitigen Sockel. An den
Ecken der flachen Basis mit gegos-
senen und getriebenen Füllungen
der schmalen Seitenflächen treten
kleine, an der Stirnseite mit Masken
auf gerollten Schilden verzierte Posta-
mente vor, auf denen großgeflügelte
Mädchengestalten wie aus Träu-
men erwachend hocken. Sie stützen
die glatte Randfläche für das Gefäß,
auf deren Eckvorsprüngen weinlaub-
bekränzte dionysische Masken mit
starrgeöffnetem Munde über den
träumenden Mädchen stehen. Reich
bewegte, mit vollen Trauben be-
hangene Weinranken schwingen sich
aus den unteren Basisecken leicht
zu der oberen Standfläche des Sockels
hinauf, deren Seitenmitten weibliche
Masken vorgeheftet sind.
Das ganze Werk ist umsponnen
und umwoben mit dem süßen Mär-
chenreiz der edelsten deutschen
Romantik. Max Sauerlandt.
SCHWARZWÄLDER UHREN
Obwohl die SchwarzwälderUhren-
industrie in der Regel Massenfabri-
kation geworden ist, dem Export dient, gibt es doch
Firmen, die ihre Aufmerksamkeit, ihr Können mehr der
Qualität, sowohl in bezug des Materiales als auch des
Äußeren, zuwenden. Eine der ersten dieser Manufakturen
ist die Uhrenfabrik zu Lenzkirch, die in allen größeren
Städten Vertreter hat, von welcher wir eins ihrer neuesten
Produkte in Abbildung vorführen. Die Gehäuse dieser
Uhren (eine Standuhr und zwei Freischwinger) sind aus
Eichenholz und gebeizt, die Zifferblätter dagegen aus
Fayence zum Teil mit Goldlüster versehen.
Unser Schreinerhandwerk. Von Adolf Steuer und Robert
Biicheler, herausgegeben von Leonhard Heilborn. 70Tafeln
nebst Werkzeichnungen in 10 Lieferungen ä 2,50 Mark,
für Abonnenten des »Südd. Möbel- und Bauschreiners«
ä 2 Mark. Verlag des »Südd. Möbel- und Bauschreiner«,
Greiner & Pfeiffer, Stuttgart.
Die vorliegenden beiden ersten Lieferungen geben auf
je 7 Blättern mit zugehörigen nafurgroßen Detailzeichnungen
Entwürfe für innere Ausstattung der Bau- und Möbel-
schreinerei im Maßstabe 1 : 10 in flotter Federzeichnung
mit allen wissenswerten konstruktiven Details in vernünftigen
modernen Formen; einzelne Blätter erläutern den darge-
stellten Gegenstand in perspektivischen Handskizzen, die
für die Übertragung in Werkzeichnungen durchaus dem Fach-
manne genügen. Wir finden Schlafzimmermöbel, Treppen-
geländer, Speisezimmer- und Küchen-
möbel, Bücherschränke. Zimmer- und
Haustüren, Schränke, Tische, Stühle,
kurz den ganzen Bedarf für eine mo-
derne Haus- und Wohnungseinrich-
tung bei bescheidenen Verhältnissen.
Die Entwürfe zeugen von sicherem
Geschmack, fachmännischem Ver-
ständnis für das Praktische und
Zeitgemäße; es dürfte diese Ver-
öffentlichung weiteren Kreisen der
Techniker und Schreiner eine will-
kommene Bereicherung ihrer Hand-
bibliothek bilden. b.
Der süddeutsche Möbel- und Bau-
schreiner. Eine Fachzeitschrift,
5. Jahrgang, herausgegeben von
Leonhard Hellborn. Verlag von
G reiner & Pfeiffer, Stuttgart. 6 Hefte
pro Vierteljahr, Preis 1,50 Mark.
Diese Zeitschrift macht sich zur
Aufgabe, die Fachleute der Bau- und
Möbelschreinerei und der Innendeko-
ration überhaupt auf dem Laufenden
zu erhalten über alle Neuerungen
in technischer und stilistischer Be-
ziehung. Sie erreicht dies durch Vor-
führung von Abbildungen aus mu-
stergültigen Einrichtungen der Ge-
genwart und von Entwürfen tüch-
tiger Kunstgewerbler, die so repro-
duziert werden, daß sie in der Werk-
statt auch vom kleinen Meister zur
Ausführung verwendet werden kön-
nen. Der Inhalt ist sehr reichhaltig;
die verschiedensten Fragen, die im
Leben an den Geschäftsleiter heran-
treten bezüglich Rechtsprechung,
Buchführung, Unfallverhütung usw.,
finden sachgemäße eingehende Er-
örterung, b.
Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., a. m.b.H., Leipzig