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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 17.1905-1906

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Schumann, Paul: Die dritte deutsche Kunstgewerbeausstellung Dresden 1906, [3]: Raumkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.4870#0243

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DIE DRITTE DEUTSCHE KUNSTGEWERBEAUSSTELLUNG DRESDEN 1906

gegnen, sind großenteils die schon erwähnten, wie
Behrens, Kreis, Gußmann, Guhr, Kleinhempel, Pankok,
Haustein, Rochga, Nigg-Magdeburg, Julius Diez und
Olaf Lang-München usw. Besonders zu nennen ist
noch Oskar Häbler-Dresden. Auch kommen hier,
namentlich für Stickerei auch eine ganze Reihe von
Künstlerinnen in Betracht, so Frau Professor Lilli
Behrens-Düsseldorf, Frau Oberstleutnant Hottenroth,
Gertrud Lorenz und Gertrud Münchmayer-Dresden,
Anna Petersen-Behrendorf in Schlesien, Frau Steiner-
Barmen, Frau Winkler und Frau Else Wislicenus-Berlin,
nicht minder Margarete von Brauchitsch-München,
Frau Professor Peters-Königsberg, und als Ausführende
haben vorzügliche technische Leistungen aufzuweisen:
für kirchliche Stickereien Fräulein Elisabeth Flegel-
Dresden und Frau Tina Frauberger-Düsseldorf, die
sich schon als Verfasserin eines Buches über Spitzen
einen guten Namen gemacht hat; dann Fräulein
Armgard Angermann, die Otto Gußmanns Entwürfe
mit Verständnis und künstlerischem Empfinden aus-
führt, Gertrud und Marie Peters-Königsberg. Auch
die Vereinigten Werkstätten für Kunst und Handwerk-
München sind hier als Aussteller trefflicher Stickereien
und Applikationsarbeiten nach Entwürfen ihrer Künstler
zu nennen.

Unter den industriellen Ausstellern stehen die aus
Plauen i. V. obenan. J. und B. Wolf haben pracht-
volle Fensterausstattungen in Handstickerei, Filet- und
Klöppelspitzen, sowie in Bandarbeit und Handstickerei
in Tüll ausgestellt (Entwurf von Walter Arzt), auch
einen Türvorhang in gelbem Moiree mit Handstickerei
(Entwurf von Oskar Häbler-Dresden); eine reich-
haltige Gesamtausstellung von Fensterbehängen, Maschi-
nenspitzen, Applikationsstickereien in Maschinentam-
bour- und Bandarbeit hat der Kunstgewerbeverein
zu Plauen i. V. veranstaltet, der damit erneut die
große Leistungsfähigkeit seiner Mitglieder und der
Plauenschen Künstler bekundet. Die kunstvollen Stores
in Spitzentechnik im Empfangszimmer von Peter
Behrens sind ebenfalls Plauensches Fabrikat, von
Gebr. Tegeler. Ein Prachtstück ist sodann die Robe
in reicher Handcrochetstickerei auf feinstem Brüsseler
Tüll mit Spitzen und Blumen in Reliefstickerei; dieses
kostbare Werk von Walther Poppitz-Plauen i.V. wurde
von der Königin von Sachsen für die Prinzessin Maria
Annunziata von Bourbon angekauft. Prachtvolle
Damenkleider sieht man auch in der Ausstellung des
Frauenvereins Idun, der unter der Leitung der Prin-
zessin Beatrice von Sachsen-Koburg steht; die Ent-
würfe stammen teils von dieser selbst, teils von der
Kronprinzessin Marie von Rumänien und der Erb-
prinzessin zu Hohenlohe-Langenburg.

Ein sehr eigenartiges unter diesen Kleidern be-
ruht auf dem künstlerisch verarbeiteten Motiv des
Spinnennetzes. Einen ganzen Verkaufsraum für in-
dividuelle Frauenkleidung (Reformtracht), der manches
Interessante enthält, hat die Freie Vereinigung für
Verbesserung der Frauenkleidung (Fräulein Ella Law-
Dresden) ausgestellt. Weiter sind zu rühmen die
Damast- und Jacquardgedecke von Richter und Gold-
berg-Großschönau, die Tischdecken und die Wand-

bespannstoffe von Hugo Rudolph-Walddorf i. S.
Stilgerechte Wandbespannstoffe nach künstlerischen
Entwürfen sind überhaupt vielfach zu sehen, so von
Wilhelm Vogel Möbelstoffweberei Chemnitz (auch
Teppiche und Dekorationsstoffe), von Johannes Teich-
mann-Dresden (nach Kreis, Gußmann, Groß, Häbler)
und von der Patentspinnerei Altdamm bei Stettin
Zellulose-Wandbespannung. Überaus stattlich führen
die Vereinigten Glanzstoffabriken in Elberfeld ihre
vielseitigen Erzeugnisse aus Glanzstoff (= Kunstseide),
Glanzstickseide (Satin) und Roßhaar-Imitat (Sirius)
vor und auch die Hagener Textilindustrie Hagen
bringt ihre ansprechenden bedruckten Kattune sehr
wirksam zur Geltung. Mit technisch lobenswerten
Spitzen und Posamenten aus solchem Glanzstoff und
aus Leinen ist A. L. Fritzsch-Annaberg vertreten.
Gut ausgeführte Türvorhänge in Tapisseriestoff (in
Ehmckes Bücherzimmer nach Entwurf von Klara
Möller-Koburg) stammen von Gustav Kottmannn-
Krefeld. Teppiche sind zahlreich und in vortrefflicher
Ausführung vorhanden, so die von der Sächsischen
Kunstweberei Claviez A.-G.-Adorf i. V. (die auch
zahlreiche echtfarbige Stoffe aus Holzfasergespinst,
Xylolin und anderes ausstellt), ferner handgeknüpfte
Smy rnateppiche und maschinengewebte Chenilleteppiche
von den Vereinigten Smyrna-Teppich-Fabriken A.-G.-
Berlin, gute Erzeugnisse der Krefelder Teppichfabrik
A.-G. im Musiksaal von Peter Behrens, von den
Wurzener Teppich- und Veloursfabriken im Wohn-
raum von Fritz Schumacher und von Marie Lübcke
(Wandteppich in der Bremer Diele mit Motiven aus
der Geschichte Bremens nach Entwurf von Leonhard
Gunkel). Die sämtlichen, dem Räume trefflich an-
gepaßten Möbelbezüge in derselben Diele sind nach
Entwürfen von Margarete Funcke-Bremen teils von
Elisabeth Lindemann in der Museumsweberei Meldorf,
teils von der Künstlerin selbst ausgeführt. Den künst-
lerisch hervorragenden Teppich »Die Findung des
Moses« in der Königsberger Diele hat Otto Ewel-
Dresden entworfen. Schließlich sind noch zu nennen
wegen ihrer trefflichen Erzeugnisse: Eckardt & Sohn-
Chemnitz (besonders Tisch- und Divandecken, Vor-
hänge, Möbelstoffe usw.), die Paulinenstiftung für
weiblichen Hausfleiß zu Weimar (besonders Hand-
webereien, Fächer in Handstickerei und Malerei auf
Crepe), F. Witzleben, kgl. Hoflieferant-Leipzig (her-
vorragend schöne kunstvolle Pelzwaren) und Heinrich
Pfannstiel-Weimar. Die vorzüglichen frei modellierten
oder fertig gebeizten Lederarbeiten des letztgenannten
bilden einen Teil der Gesamtausstellung des Kunst-
gewerbevereins zu Weimar, deren geschmackvolle
Anordnung von Henry van de Velde herrührt. Por-
zellane und Bürgeier Töpfereien, Silberwaren, Be-
leuchtungskörper, Metallarbeiten und anderes zeigen
vielfach den Einfluß van de Veldes, teils mit gutem,
teils mit weniger gutem Erfolg.

Sehr zahlreich sind endlich die modernen Spiel-
waren vertreten. Den ersten Anstoß zu der Änderung
der Spielsachen im pädagogisch-künstlerischen Sinne
haben die Dresdener Werkstätten für Handwerkskunst
gegeben; sie haben aber bald zahlreiche Nachfolge
 
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