Wien ") 'befindliches, mit Elfenbeinschnitzereien (Jag’den
imd mythologischen Darstellungen) und Gravierungen
reich verziertes Jagdgewehr, das das Monogramm M. H.
trägt, von unseren Kiinstler 'herrührt, dem .es bei Nagler,
Monogrammisten IV 1888 zugeschrieben wird. Wäre
3) Füirer durch die K. K. Ambraser-Sammlung, 3. Aufl. (1884)
S. 45, Nr. 86. Dieselbe Bezeichnung iibrigens auch auf zwei
Tschinken im Wiener Waffenmuseum, siehe „Übersicht des K. K.
Hof-Waffen-Museums 1882, S. 76, Nr. 2265 und 2296.
dies wirklich der Fall und Hornung auch als Büchsen-
schäfter nachzuweisen, so würde er sich mit diesen
Arbeiten seinem, wenn auch ungleich berühmteren
Landsmann und Zeitgenossen Michael Maucher an die
Seite stellen; aber auch so fügt er sich als ein beach-
tenswertes Glied in jene kleine Gruppe schwäbischer
Elfenbeinschnitzer ein, die bislang in den Städten Geis-
lingen, Stuttgart, Ulm und Gmünd nachgewiesen sind.
Zu diesen vier Städten tritt nunmehr als fünfte Schwä-
bisch Hall hinzu.
Dte Aquaceüe und Handseicbnungen der Scbioßc
BibÜotbeK Berttn
oon
Bogdati Kt’tcget’
J er Mangel an Sinn für die Realitäten des Lebens,
der romantische Zug seines Wesens waren das
Verhängnis der Politik Friedrich Wilhelms IV. Sein
„idealischer Sinn“, von dem seine Mutter in der Cha-
rakteristik ihrer Kinder in einem Briefe an ihren Vater
aus dem Jahre 1808 aus Königsberg spricht, führte ihn
frühzeitig zum Studium der Kunst und zu künstlerischer
Betätigung. Schon in einem im Alter von 13 Jahren
niedergeschriebenen Rechenschaftsbericht über seinen
bisberigen Bildungsgang sagt er: ,,Von Kunstgeschick-
lichkeiten habe ich zwei geübt, die nahe verwandt sind,
das Zeichnen und das Schreiben. Es wird mir nicht
schwer, dem Auge hinzustellen, was ich recht lebendig
fühle.“
Die vormals Königliche Hausbiliothek, eine Ver-
einigung von Bücherschätzen der Hohenzollern seit
Friedrich dem Großen, birgt in zwei umfangreichen
Sammlungen den greifbaren Ausdruck des Kunstsinnes
König Friedrich Wilhelms IV. Die eine ist die aus un-
gefälir 3 600 Blatt bestehende Vereinigung von Aqua-
rellen, Bleistiftzeichnungen und einigen Ölbildern, die
der König — abgesehen von den in den verschiedenen
Schlössern untergebrachten Gemälden — im Laufe der
Jahre erworben hat; die andere ist die Sammlung sei-
ner eigenen Handzeiclmungen und Skizzen. Beide sind
wichtige Quellen für die richtige Auffassung von der
Wesensart dieses vielseitig begabten Fürsten.
Von den Aquarellen und Handzeichnungen der erst-
genannten Sammlung sind viele im Auftrage des Königs
hergestellt, andere wurden von ihm und seiner Gemah-
lin, der Königin Elisabeth, zu gegenseitigen Geschenken
erworben. Die stattliche Reihe namhafter Ktinstler, von
denen diese Blätter herrühren, und die große Anzahl
derselben beweist, daß der König neben der Architek-
tur, die sein eigentliches künstlerisches Schaffensfeld
war, auch der Malerei volles Verständnis entgegen-
brachte und ihr Förderung angedeihen iieß. Angeregt
durch Alexander von Humboldt schickte er im Jahre
1843 Eduard Hildebrandt (1818—1868) nach
Brasilien und in die Vereinigten Staaten und legte damit
den Grund zur Reisefreudigkeit und zu dem Rufe des
Kiinstlers als Darsteller tropischer Landschaften. Seine
Arbeiten von dieser Reise erwarb zum größten Teil
der König selbst. Sie sind fast alle in das Kupferstich-
kabinett gekommen; die Sammlung der Schloßbiblio-
thek enthält davon nur sieben Blatt. Im ganzen besitzt
sie 50 Aquarelle Hildebrandts, die sämtlich vor seiner
großen Weltreise (1862—1864) entstanden sind. Das
bedeutet, daß sie einer Zeit angehören, in der der Künst-
ler noch frei davon war, nur das Phänomenale und Ab-
sonderliche in den Naturerscheinungen wiederzugeben,
ein Bestreben, das später bei ihm zur Manier ausartete.
Im Haschen nach überraschenden Lichteffekten ver-
nachläßigte er das Gegenständliche immer mehr. Von
einer 1847 bis 1848 nach Fngland und Schottland unter-
nommenen Reise besitzt die Schloßbibliothek sechs
Darstellungen von Windsor, der Insel Wight, Eton und
der Prince Street in Edinburgh mit dem Denkmal Walter
Scotts. Die Ansicht von Eton, von Windsor aus geseh-
en, ist hier wiedergegeben. Einige in der Wirkung von
Luft und Liclit ganz ausgezeichnete Aquarelle aus Spa-
nien und Portugal wie von der Insel Madeira vom Jahre
1849, sechs Ansichten vom Harz (1851), Darstellungen
aus Italien (Genua, Florenz und Neapel) und von der
Reise des Künstlers nacli Norwegen im Jahre 1850 ver-
vollständigen die Folge der landschaftlichen Blätter
Hildebrandts. Sehr anmutig sind auch seine drei Kin-
dertypen von Mönchgut auf Rügen.
Wie Hildebrandt ging auch der Landschaftsmaler
F e r d i n a n d Bellerman n (1814—1889) auf Em-
pfehlung Humboldts mit königlicher Unterstützung nach
Südamerika. Die Schloßbibliothek besitzt nur drei Blatt
von den zahlreichen Bildern, die der Künstler auf dieser
Reise gemacht hat, aus dem Jahre 1851. Mehrere sei-
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imd mythologischen Darstellungen) und Gravierungen
reich verziertes Jagdgewehr, das das Monogramm M. H.
trägt, von unseren Kiinstler 'herrührt, dem .es bei Nagler,
Monogrammisten IV 1888 zugeschrieben wird. Wäre
3) Füirer durch die K. K. Ambraser-Sammlung, 3. Aufl. (1884)
S. 45, Nr. 86. Dieselbe Bezeichnung iibrigens auch auf zwei
Tschinken im Wiener Waffenmuseum, siehe „Übersicht des K. K.
Hof-Waffen-Museums 1882, S. 76, Nr. 2265 und 2296.
dies wirklich der Fall und Hornung auch als Büchsen-
schäfter nachzuweisen, so würde er sich mit diesen
Arbeiten seinem, wenn auch ungleich berühmteren
Landsmann und Zeitgenossen Michael Maucher an die
Seite stellen; aber auch so fügt er sich als ein beach-
tenswertes Glied in jene kleine Gruppe schwäbischer
Elfenbeinschnitzer ein, die bislang in den Städten Geis-
lingen, Stuttgart, Ulm und Gmünd nachgewiesen sind.
Zu diesen vier Städten tritt nunmehr als fünfte Schwä-
bisch Hall hinzu.
Dte Aquaceüe und Handseicbnungen der Scbioßc
BibÜotbeK Berttn
oon
Bogdati Kt’tcget’
J er Mangel an Sinn für die Realitäten des Lebens,
der romantische Zug seines Wesens waren das
Verhängnis der Politik Friedrich Wilhelms IV. Sein
„idealischer Sinn“, von dem seine Mutter in der Cha-
rakteristik ihrer Kinder in einem Briefe an ihren Vater
aus dem Jahre 1808 aus Königsberg spricht, führte ihn
frühzeitig zum Studium der Kunst und zu künstlerischer
Betätigung. Schon in einem im Alter von 13 Jahren
niedergeschriebenen Rechenschaftsbericht über seinen
bisberigen Bildungsgang sagt er: ,,Von Kunstgeschick-
lichkeiten habe ich zwei geübt, die nahe verwandt sind,
das Zeichnen und das Schreiben. Es wird mir nicht
schwer, dem Auge hinzustellen, was ich recht lebendig
fühle.“
Die vormals Königliche Hausbiliothek, eine Ver-
einigung von Bücherschätzen der Hohenzollern seit
Friedrich dem Großen, birgt in zwei umfangreichen
Sammlungen den greifbaren Ausdruck des Kunstsinnes
König Friedrich Wilhelms IV. Die eine ist die aus un-
gefälir 3 600 Blatt bestehende Vereinigung von Aqua-
rellen, Bleistiftzeichnungen und einigen Ölbildern, die
der König — abgesehen von den in den verschiedenen
Schlössern untergebrachten Gemälden — im Laufe der
Jahre erworben hat; die andere ist die Sammlung sei-
ner eigenen Handzeiclmungen und Skizzen. Beide sind
wichtige Quellen für die richtige Auffassung von der
Wesensart dieses vielseitig begabten Fürsten.
Von den Aquarellen und Handzeichnungen der erst-
genannten Sammlung sind viele im Auftrage des Königs
hergestellt, andere wurden von ihm und seiner Gemah-
lin, der Königin Elisabeth, zu gegenseitigen Geschenken
erworben. Die stattliche Reihe namhafter Ktinstler, von
denen diese Blätter herrühren, und die große Anzahl
derselben beweist, daß der König neben der Architek-
tur, die sein eigentliches künstlerisches Schaffensfeld
war, auch der Malerei volles Verständnis entgegen-
brachte und ihr Förderung angedeihen iieß. Angeregt
durch Alexander von Humboldt schickte er im Jahre
1843 Eduard Hildebrandt (1818—1868) nach
Brasilien und in die Vereinigten Staaten und legte damit
den Grund zur Reisefreudigkeit und zu dem Rufe des
Kiinstlers als Darsteller tropischer Landschaften. Seine
Arbeiten von dieser Reise erwarb zum größten Teil
der König selbst. Sie sind fast alle in das Kupferstich-
kabinett gekommen; die Sammlung der Schloßbiblio-
thek enthält davon nur sieben Blatt. Im ganzen besitzt
sie 50 Aquarelle Hildebrandts, die sämtlich vor seiner
großen Weltreise (1862—1864) entstanden sind. Das
bedeutet, daß sie einer Zeit angehören, in der der Künst-
ler noch frei davon war, nur das Phänomenale und Ab-
sonderliche in den Naturerscheinungen wiederzugeben,
ein Bestreben, das später bei ihm zur Manier ausartete.
Im Haschen nach überraschenden Lichteffekten ver-
nachläßigte er das Gegenständliche immer mehr. Von
einer 1847 bis 1848 nach Fngland und Schottland unter-
nommenen Reise besitzt die Schloßbibliothek sechs
Darstellungen von Windsor, der Insel Wight, Eton und
der Prince Street in Edinburgh mit dem Denkmal Walter
Scotts. Die Ansicht von Eton, von Windsor aus geseh-
en, ist hier wiedergegeben. Einige in der Wirkung von
Luft und Liclit ganz ausgezeichnete Aquarelle aus Spa-
nien und Portugal wie von der Insel Madeira vom Jahre
1849, sechs Ansichten vom Harz (1851), Darstellungen
aus Italien (Genua, Florenz und Neapel) und von der
Reise des Künstlers nacli Norwegen im Jahre 1850 ver-
vollständigen die Folge der landschaftlichen Blätter
Hildebrandts. Sehr anmutig sind auch seine drei Kin-
dertypen von Mönchgut auf Rügen.
Wie Hildebrandt ging auch der Landschaftsmaler
F e r d i n a n d Bellerman n (1814—1889) auf Em-
pfehlung Humboldts mit königlicher Unterstützung nach
Südamerika. Die Schloßbibliothek besitzt nur drei Blatt
von den zahlreichen Bildern, die der Künstler auf dieser
Reise gemacht hat, aus dem Jahre 1851. Mehrere sei-
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