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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

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1./2. Novemberheft
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Winkler, Friedrich: Museen und Universitätsstädte in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0086

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dernen Anschauungen und den Leistungen der Museen
erzielt, wie es bei uns höchst selten, wenn überhaupt,
erzielt wird. Man braucht nur das äußere Gewand der
amerikanischen Museumsberichte, wie sie zahlreiche
Institute herausgeben, zu betrachten, die Vorzüglichkeit
des Satzes, Papier, der Abbildungen, das gute Satz-
bild, um den hohen Stand des Buchgewerbes, das im
Dienste der Museen tätig ist, zu erkennen. Der Inhalt
solcher Berichte gar, in denen unaufhörlich Kurse, ein-
zelne Vorlesungen, tägliche Führungen mit künstleri-
schen Darbietungen abwechseln, die knappen zutreffen-
den Bemerkungen zu Neuerwerbungen, die natürlich
nicht mit dem Wissen quittiert sind, das solche Einfüh-
rungen durch europäische Gelehrte auszeichnet, iiber-
zeugen, daß hier Bedürfnisse vorhanden sind, von denen
wir nur eine sehr schwache Vorstellung haben. Wir,
die wir auf eine immerhin nicht mehr ganz junge und
gewiß ruhmreiche Kultur zurückblicken können!
Eins der Unternehmungen, das der drohenden Bla-
siertheit und dem Snobismus auf seine Weise steuern
will, ist jetzt in Freiburg i. Br. ans Licht getreten, wo ein
junger rühriger Museumsdirektor seit einiger Zeit am-
tiert. Die letzten Jahreshefte 1923 und 1924 (Berichte
aus dem Augustinermuseum in Freiburg i. Br., Urban-
Verlag), die in unverkennbarer Anlehnung — wie übri-
gens auch die Berliner und Wiener Museumsberichte —
an amerikanische Bulletins abgefaßt sind, berichten von
einem Verein der Museumsfreunde, einer kunstwissen-
schaftlichen Gesellschaft, einem Verlag, der seine Tätig-
keit vor allem in den Dienst der oberrheinischen Kunst
der früheren Jahrhunderte stellen will, von zahlreichen
Neuerwerbungen und zuguterletzt noch von einer Aus-
stellung oberrheinischer Kunst des 15. und 16. Jahr-

hunderts, die diesen Sommer anläßlich der 4. Tagung für
christliche Kunst veranstaltet worden ist. Ein reiches
Programm! Freiburg ist freilich durch seine Lage so-
wie als Universitätsstadt besser als viele andere
deutsche Städte daran. Wenn man jedoch die Universi-
tätstädte mustert, die durch fürstliche, geistliche oder
bürgerliche Kunstpflege ähnlich wie Freiburg begüustigt
sind, so wird man wohl öfters Wünsche lebendig werden
sehen, die Freiburg geweckt hat.
Ein Bedenken sei nicht unterdrückt, das beim
Durchblättern der Freiburger Berichte aufsteigt. Es
scheint heute nach den Enttäuschungen, die die Bestre-
bungen in Hamburg und Mannheim bereitet haben, in
Deutschland kaum möglich, anders als über Fachkreise
wie kunstwissenschaftliche oder Museumsvereine zum
Publikum vorzudringen. Bei aller Achtung vor den
Fähigkeiten des gerade heutzutage von vielen begabten
Schriftstellern betätigten Journalismus, muß man doch
sagen, daß er immer nur unterhalten, kaum aber
dauernd an etwas zu fesseln vermag. Man fühlt die
Verpflichtung, die Fachgenossen zu interessieren, oder
solche, die ihnen als Angehörige derselben sozialen
Schicht, oder als Sammler und Händler nahestehen, und
man vergißt darüber das eigentliche Publikum. Für
Mitteilungen, die auf Ergebnissen gelehrter Arbeit be-
ruhen, sollte man den Rahmen nie zu weit spannen. Hin-
gegen sollte nichts unterlassen werden, um dem Men-
schen klar zu machen, daß — mit Schiller zu redeu —
nur imReiche des ästhetischenScheins
das Ideal der Gleichheit erfüllt wird,
w e 1 c h e s d e r Schwärmer s o g e r n a u c h
d e m W e s e n n a c h r e a 1 i s i e r t s e h e n
m ö c h t e.
 
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