Thema das Wort ergreifen. In das Qebiet der Zusammenhänge
zwischen bildender, darstellender und Tonkunst greifen die Vor-
träge von Prof. Dr. Oskar Bie iiber den „modernen Tanz“ und
von Qeh. Reg.-Rat Prof. Dr. Max Friedlaender von der
Universität Berlin über das „Deutsche Volkslied“. Aber auch
geschichtliche Rückblicke fehlen nicht; so wird Karl S c h e f f 1 e r
über „Die europäische Malerei des neunzehnten Jahrhunderts“
sprechen, Otto Ernst S u 11 e r vom Messe-Amt Frankfurt a. M.
wird „Goethe als Förderer von Handwerk und Technik“ kenn-
zeichnen, Dr. Max Osborn wird ein Bild von dem Berlin, wie
es vor hundert Jahren gewesen ist, entrollen, und Prof. Dr. S c h ä -
f e r, Direktor der Ägyptiscehn Abteilung des Neuen Museums
zu Berlin wird das „Kunstgewerbe des alten Ägyptens auf Grund
der neueren Ausgrabungen“ schildern. Die Vorträge dieser her-
vorragenden Kiinstler, Historiker und Kunstschriftsteller finden im
Hörsaale des alten Kunstgewerbe-Museums statt. Näheres bringt
das Winterprogramm des Vereins, das durch die Qeschäftsstelle,
Bellevuestr. 3 zu erlangen ist.
KLEINE CrALERIE
BERLIN NW 7, NEUE WILHELMSTR. 9-11
NEUE UND ALTE MEISTEIi
Ankauf Yerkauf
fians Tboma
Loms Coüintb übet? don Attmci{leü,
Hans Thoma, der Altmeister der deutschen'Malerei ist
in Karlsruhe gestorben. Am 2. Oktober hat er noch seinen 85. Qe-
burtstag begangen.
Die Nachricht kam uns gerade zu, als die Berliner Sezession,
deren Ehrenmitglied Thoma ist und bleibt, zur Vorbesichtigung
ihrer Herbstausstellung einlud. Wie nun diese Nachricht auf die
Sezession selbst wirkte, hiervon zeigen die nachstehenden Worte
ihres Präsidenten Lovis C o r i n t h , den der „Kunstwanderer“
um seinen ersten Eindruck bat. Corinth schreibt dem „Kunst-
wanderer“:
„Qestern, Freitag, den 7. November, als wir im letzten Arran-
gieren unserer Ausstellung der Berliner Sezession waren, platzte
es wie eine Bombe zwischen uns, das unser Altmeister Hans
Thoma gestorben wäre. Tiefster Schmerz nahm von uns
allen Besitz. Dennoch erschien uns das Ableben des großen
Künstlers beneidenswert. Selten ist ein Mann so von
Gott begnadet worden, daß er Alles, kämpfend bis
ins höchste Alter, voll von geistiger Frische so v o 11 e n -
d e n konnte wie er. Wir legen ihm die Palme und den Lorbeer
auf sein Grab“.
Stn Befucb bet Tboma,
Adolph D o n a t h hat Thoma im Sommer 1923 besucht. Er
schilderte damals im „Kunstwanderer“ seine Eindrücke folgender-
maßen: Am 6. Juli 1923 war ich bei Hans Thoma in Karlsruhe.
Schwester Agathe öffnete mir und führte mich zu ihm. Der Alt-
meister sitzt im Rollstuhl, den er leidcr nicht verlassen kann,
am Fenster und läßt die Sonne über seine Hände fließen, die nicht
mehr schaffen können. Von den Qärten ,die in der Hans Thoma-
Straße rings um die Badische Kunsthalle blühen, wo Thoma irn
Stockwerk über der Museums-Direktion sein Heim hat, flattern
die Schmetterlinge an sein Fenster heran, als wärcn sie die lebende
Huldigung des Sommers für den Maler und Poeten, den Denker
und Philosophen.
Wer ihn zum erstenmal sieht, ist tief bewegt. Qanz leise
nur kann der Alte die Hände bewegen, ganz leise nur kann man
sie fassen, diese feingeäderten durchsichtigen Hände, die der
deutschen Kunst so unvergänglichcs gegeben haben. Der große
weißc Kopf atmet Giite, die dunklen Augen, die über die schmalc
Brillc geradeaus blicken, sind von wundersamem Glanz, alle die
Empfindungen widerspiegelnd, die den großen Maler-Menschen
und Menschen-Maler beseeien.
„Ich habe mich überlebt“, sagt er fast mit Humor. Und ais
ich auf seinen Humor anspiele, antwortet er so temperamentvoll,
wie nur ein ewigjunger antworten kann: „Ja, ich habe immer
H u m o r gehabt, obwohl mir manchmal bitter zumute war. Den
aber wünsche ich a 11 e n Künstlern vom Herzen. Humor sollen
sie haben und mit dem Humor die F r e i h e i t. Jeder soll das
Moderne
Meister
Achenbach,
Baisch,
Bochmann,
Böcklin, Braith
Corinth,
Dahl, Defregger,
Deiker, Diez,
Feuerbach,
Friedrich,
Qebhardt,
Qrützner,
Qude, Hodler,
Jsraels, Jutz,
Kauffmann,
Keller, Knaus,
Kokoschka,
Kröner, Leibl,
Leistikow,
Lenbach,
Liebermann,
Lier, Menzel,
Munkascy,
Munthe,
Pettenkofen,
Picasso, Richter,
Schleich,
Schönleber,
Schreyer,
Schuch,
Schwind,
Slevogt, Sperl,
Spitzweg, Stuck,
Thoma, Trübner,
Uhde, Vautier,
Verboeckhoven,
Voltz, Wenglein,
Zügel
kauft
A. Blumenreicti
Berlin W35
Blumeshof 9
Kurfürst 9438
Der
die zeitscnrifi
aller
Kunsi- und
Geseiiscnattshreise
Der
KUtlSTlUAEIDERER
...
ist
die zeitscnritt
der
intsrnationaien
Kunstuiissenscnaft
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zwischen bildender, darstellender und Tonkunst greifen die Vor-
träge von Prof. Dr. Oskar Bie iiber den „modernen Tanz“ und
von Qeh. Reg.-Rat Prof. Dr. Max Friedlaender von der
Universität Berlin über das „Deutsche Volkslied“. Aber auch
geschichtliche Rückblicke fehlen nicht; so wird Karl S c h e f f 1 e r
über „Die europäische Malerei des neunzehnten Jahrhunderts“
sprechen, Otto Ernst S u 11 e r vom Messe-Amt Frankfurt a. M.
wird „Goethe als Förderer von Handwerk und Technik“ kenn-
zeichnen, Dr. Max Osborn wird ein Bild von dem Berlin, wie
es vor hundert Jahren gewesen ist, entrollen, und Prof. Dr. S c h ä -
f e r, Direktor der Ägyptiscehn Abteilung des Neuen Museums
zu Berlin wird das „Kunstgewerbe des alten Ägyptens auf Grund
der neueren Ausgrabungen“ schildern. Die Vorträge dieser her-
vorragenden Kiinstler, Historiker und Kunstschriftsteller finden im
Hörsaale des alten Kunstgewerbe-Museums statt. Näheres bringt
das Winterprogramm des Vereins, das durch die Qeschäftsstelle,
Bellevuestr. 3 zu erlangen ist.
KLEINE CrALERIE
BERLIN NW 7, NEUE WILHELMSTR. 9-11
NEUE UND ALTE MEISTEIi
Ankauf Yerkauf
fians Tboma
Loms Coüintb übet? don Attmci{leü,
Hans Thoma, der Altmeister der deutschen'Malerei ist
in Karlsruhe gestorben. Am 2. Oktober hat er noch seinen 85. Qe-
burtstag begangen.
Die Nachricht kam uns gerade zu, als die Berliner Sezession,
deren Ehrenmitglied Thoma ist und bleibt, zur Vorbesichtigung
ihrer Herbstausstellung einlud. Wie nun diese Nachricht auf die
Sezession selbst wirkte, hiervon zeigen die nachstehenden Worte
ihres Präsidenten Lovis C o r i n t h , den der „Kunstwanderer“
um seinen ersten Eindruck bat. Corinth schreibt dem „Kunst-
wanderer“:
„Qestern, Freitag, den 7. November, als wir im letzten Arran-
gieren unserer Ausstellung der Berliner Sezession waren, platzte
es wie eine Bombe zwischen uns, das unser Altmeister Hans
Thoma gestorben wäre. Tiefster Schmerz nahm von uns
allen Besitz. Dennoch erschien uns das Ableben des großen
Künstlers beneidenswert. Selten ist ein Mann so von
Gott begnadet worden, daß er Alles, kämpfend bis
ins höchste Alter, voll von geistiger Frische so v o 11 e n -
d e n konnte wie er. Wir legen ihm die Palme und den Lorbeer
auf sein Grab“.
Stn Befucb bet Tboma,
Adolph D o n a t h hat Thoma im Sommer 1923 besucht. Er
schilderte damals im „Kunstwanderer“ seine Eindrücke folgender-
maßen: Am 6. Juli 1923 war ich bei Hans Thoma in Karlsruhe.
Schwester Agathe öffnete mir und führte mich zu ihm. Der Alt-
meister sitzt im Rollstuhl, den er leidcr nicht verlassen kann,
am Fenster und läßt die Sonne über seine Hände fließen, die nicht
mehr schaffen können. Von den Qärten ,die in der Hans Thoma-
Straße rings um die Badische Kunsthalle blühen, wo Thoma irn
Stockwerk über der Museums-Direktion sein Heim hat, flattern
die Schmetterlinge an sein Fenster heran, als wärcn sie die lebende
Huldigung des Sommers für den Maler und Poeten, den Denker
und Philosophen.
Wer ihn zum erstenmal sieht, ist tief bewegt. Qanz leise
nur kann der Alte die Hände bewegen, ganz leise nur kann man
sie fassen, diese feingeäderten durchsichtigen Hände, die der
deutschen Kunst so unvergänglichcs gegeben haben. Der große
weißc Kopf atmet Giite, die dunklen Augen, die über die schmalc
Brillc geradeaus blicken, sind von wundersamem Glanz, alle die
Empfindungen widerspiegelnd, die den großen Maler-Menschen
und Menschen-Maler beseeien.
„Ich habe mich überlebt“, sagt er fast mit Humor. Und ais
ich auf seinen Humor anspiele, antwortet er so temperamentvoll,
wie nur ein ewigjunger antworten kann: „Ja, ich habe immer
H u m o r gehabt, obwohl mir manchmal bitter zumute war. Den
aber wünsche ich a 11 e n Künstlern vom Herzen. Humor sollen
sie haben und mit dem Humor die F r e i h e i t. Jeder soll das
Moderne
Meister
Achenbach,
Baisch,
Bochmann,
Böcklin, Braith
Corinth,
Dahl, Defregger,
Deiker, Diez,
Feuerbach,
Friedrich,
Qebhardt,
Qrützner,
Qude, Hodler,
Jsraels, Jutz,
Kauffmann,
Keller, Knaus,
Kokoschka,
Kröner, Leibl,
Leistikow,
Lenbach,
Liebermann,
Lier, Menzel,
Munkascy,
Munthe,
Pettenkofen,
Picasso, Richter,
Schleich,
Schönleber,
Schreyer,
Schuch,
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Slevogt, Sperl,
Spitzweg, Stuck,
Thoma, Trübner,
Uhde, Vautier,
Verboeckhoven,
Voltz, Wenglein,
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A. Blumenreicti
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