Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

DOI Heft:
1./2. Dezemberheft
DOI Artikel:
Hof, Hans: Soll man alte wertvolle Drucke und Graphiken restaurieren?
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0124

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zu den vorstehenden Ausführungen veranlaßt rnicli
eine über lange Zeit der Restauration alter Bücher und
Graphiken gewidmete Tätigkeit, in deren Verlauf es
mir möglich gewesen ist, zu der Überzeugung zu geian-
gen, daß ein sachgemäßes Bekämpfen der in Frage
kommenden Schäden in den weitaus meisten Fällen
wohl möglich ist.
Über das Maß des Erreichbaren möchte ich schließ-
lich einem Fachmann von erster Bedeutung das Wort
geben:
Der Antiquar Emil Fiirsch-München, welcher mir
kürzlich eine Erstausgabe der Deutschen Literatur zur
Bearbeitung übermittelt hatte, teilte mir nach .deren
Rückgabe mit, daß diese nach der tadellosen Beseiti-
gung der in ihr vorhanden gewesenen zahlreichen
Wasser-, Rost-, Stock- und Moderflecken, welche das
Buch nur noch als Makulatur hätten ansprechen lassen,
in nunmehr vorliegendem Zustande auch einem an-
spruchsvollen Sammler wieder begehrenswert erschei-
nen würde.
Der Wert der Art der im Eingang der vorliegenden
Betrachtung erwähnten Bücherschätze und von Gra-
pliiken von Bedeutung ist in dauerndem Wachsen be-
griffen, besonders auch in Folge des Umstandes, daß
solche zum Teil ins Ausland gehen, zum Teil in öffent-
lichen Sammlungen ihren dauernden Platz finden. Die-
ses Schicksal erklärt es, daß z. B. unsere kostbaren
Fiolzschnittbücher und Denkmäler der Deutschen Lite-
ratur des XVI. Jahrhunderts vom Büchermarkt so gut

wie verschwunden sind. An die Steile der Fülle, wie
solche die Sammlungen Kuppitsch, Meusebach,
Maltzahn, Heyse aufweisen, ist fast eine völlige Leere
getreten.
Mit Recht sagt Karl Wolfskehl in seiner stimmungs-
vollen Einleitung zum Auktionskatalog der Bibliothek
Piloty ■— durch Emil Hirsch-München 19lß versteigert
— welche nochmals Holzschnittbücher wie den Ulmer
Boccaccio von 1475, wie den Johannes von Hildesheim,
Straßburg Knoblochtzer 1483, den Ackersmann von
Böhmen, Straßburg 1500 (wohl das Exemplar Katalog
65 von Ludwig Rosenthal-München) und die wert-
vollsten Werke des großen Johann Fischart darbieten
konnte, von dieser Bibliothek, daß sie vielleicht die
letzte Bibliothek dieser Art sei, welche noch zusammen-
gebracht werden konnte.
Welchen Aufstieg zur Höhe in der Preisgestaltung
die Werte der Deutschen Literatur der klassischen und
romantischen Periode, auf welche sich das Interesse
der meisten Mitglieder der Deutschen Bibliophilenge-
meinde richtet, seit der Auktion der Bibliothek Runze-
Zolling — mit dieser Auktion hat das Kunstantiquariat
C. G. Boerner-Leipzig 1904 den Reigen der großen
deutschen Buchauktionen eröffnet — genommen hat,
ist über den Kreis der Bücherliebhaber hinaus allge-
mein bekannt.
Die Pflege kostbarer alter Drucke ist Pflicht aus
ethischen und praktischen Griinden.
Wansleben. Bezirk Halle a. Saale.



1C2
 
Annotationen