Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 6./7.1924/25
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0129
DOI Heft:
1./2. Dezemberheft
DOI Artikel:Grautoff, Otto: Französische Museumskunst
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0129
Grenoble“. Ein Bündel von Empfehlungen brachte ich
mit. Farcy freute sich, mit einem Deutschcn in Ge-
dankenaustausch zu treten und zeigte mir auch die erst
kürzlich eingetroffene und noch nicht gehängte Samm-
lung Sembat-Augutte. Diese moderne Bildersammlung
sollte nach Sembats testamentarischer Bestimmung dem
würdigsten Provinzmuseum zufallen. Madame Augutte,
die sich kurz nach d'em Tode ihres Gatten das Leben ge-
nommen hat, überwies sie Grenoble. Dieses Museum
ist das einzige in Frankreich, das Werke der neuesten
Zeit besitzt: Gauguin und Signac, Vlaminck und Utrillo,
Othon Friesz und Derain, Marquet und Matisse, Bour-
delle und Laurens sind hier vertreten. Außerdem strebt
Farcy danach, von lebenden Künstlern Stiftungen zu er-
halten. Bis'her schenkte Claude Monet eine herrliche
Land’schaft: Aus dem Walde in Giverny. Wenn der
tatkräftige junge Museumsleiter weiter fortfährt die
Lücken seiner Sammlung glücklich auszufüllen, so wer-
den die Pariser bald nach Grenoble fahren müssen, um
moderne Kunst zu 'Sehen; denn das Musee du Luxem-
bourg tst immer noch außer der Oase Caillebotte ein
recht trostloses Magazin, während im Louvre bekannt-
licli durch die Ums'icht und den Geschmack von De-
monts, Guiffrey und Jamot ein neuer Geist eingezogen
ist. Grenoble wurde vor dem Kriege von Deutschen
viefältig besucht. Sein alter Besitz an Meisterwerken
ist bekannt. Ferdmand Bol, Champaigne, Delacroix,
Dore, Hobbema, Houthorst, Jordaens, Claude Lorrain,
Murillo Palma vecchio Perugino, Rembrandt, Rubens,
Ruisdael, Tintoretto, van de Velde, Veronese, Watteau,
Zurbaran u. A. sind mit großen, schönen Bildern ver-
treten; reich ist auch die kunstgewerbliche Abteilung.
Andre Farcy bereitet natürlich auch einen Katalog vor,
der d'en wissenschaftlichen Anforderungen der Zeit ent-
sprechen soll. Obwohl der junge Museumsleiter erst
wenige Jahre in Grenoble tätig ist, hat er schon vor-
bildlich gewirkt. Es beginnt sich selbst in kleineren
Städten zu regen und in den nächsten Jahren wird sich
vermutlich manches ändern, zumal auch das französi-
sclie Unterrichtsministerium auf Farcys Tätigkeit auf-
merksam geworden ist und alle Museumsleiter auf sie
hinweist.
Menzel,
Zeichnung
Aus dem
Vermächtnis Bonnat 1923
Museum
in
Bayonne
107
mit. Farcy freute sich, mit einem Deutschcn in Ge-
dankenaustausch zu treten und zeigte mir auch die erst
kürzlich eingetroffene und noch nicht gehängte Samm-
lung Sembat-Augutte. Diese moderne Bildersammlung
sollte nach Sembats testamentarischer Bestimmung dem
würdigsten Provinzmuseum zufallen. Madame Augutte,
die sich kurz nach d'em Tode ihres Gatten das Leben ge-
nommen hat, überwies sie Grenoble. Dieses Museum
ist das einzige in Frankreich, das Werke der neuesten
Zeit besitzt: Gauguin und Signac, Vlaminck und Utrillo,
Othon Friesz und Derain, Marquet und Matisse, Bour-
delle und Laurens sind hier vertreten. Außerdem strebt
Farcy danach, von lebenden Künstlern Stiftungen zu er-
halten. Bis'her schenkte Claude Monet eine herrliche
Land’schaft: Aus dem Walde in Giverny. Wenn der
tatkräftige junge Museumsleiter weiter fortfährt die
Lücken seiner Sammlung glücklich auszufüllen, so wer-
den die Pariser bald nach Grenoble fahren müssen, um
moderne Kunst zu 'Sehen; denn das Musee du Luxem-
bourg tst immer noch außer der Oase Caillebotte ein
recht trostloses Magazin, während im Louvre bekannt-
licli durch die Ums'icht und den Geschmack von De-
monts, Guiffrey und Jamot ein neuer Geist eingezogen
ist. Grenoble wurde vor dem Kriege von Deutschen
viefältig besucht. Sein alter Besitz an Meisterwerken
ist bekannt. Ferdmand Bol, Champaigne, Delacroix,
Dore, Hobbema, Houthorst, Jordaens, Claude Lorrain,
Murillo Palma vecchio Perugino, Rembrandt, Rubens,
Ruisdael, Tintoretto, van de Velde, Veronese, Watteau,
Zurbaran u. A. sind mit großen, schönen Bildern ver-
treten; reich ist auch die kunstgewerbliche Abteilung.
Andre Farcy bereitet natürlich auch einen Katalog vor,
der d'en wissenschaftlichen Anforderungen der Zeit ent-
sprechen soll. Obwohl der junge Museumsleiter erst
wenige Jahre in Grenoble tätig ist, hat er schon vor-
bildlich gewirkt. Es beginnt sich selbst in kleineren
Städten zu regen und in den nächsten Jahren wird sich
vermutlich manches ändern, zumal auch das französi-
sclie Unterrichtsministerium auf Farcys Tätigkeit auf-
merksam geworden ist und alle Museumsleiter auf sie
hinweist.
Menzel,
Zeichnung
Aus dem
Vermächtnis Bonnat 1923
Museum
in
Bayonne
107