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K[aus Qt?af oon Baudtffin
A ls vor einiger Zeit die Kieler Kunsthalle ältere Gra-
1 * phik aus den Beständen ihres Kupferstichkabinetts
zeigte, stieß der Kieler Maler J. Fürst, dessen kundigen
Händen gerade eine alte unansehnliche Leinwand zur
Reinigung und Wiederherstellung anvertraut worden
war, auf einen Stich, der diesem Bilde ähnelte. Dieser
Beobachtung danken wir es, daß wir von einem bislang
verschollenen Gillis van Coninxloo Nachricht geben
können. Erhaltene Werke dieses wichtigen Künstlers,
zu dessen Schülern ein Herkules Seghers zählt, sind
Stiche nach Coninxloo mehrfach. Nach Plietzsch soll
dieselbe Landschaft auf einem Bruyn’schen Blatt mit
der Heilung des Blinden vorkommen; Wurzbach kennt
es nicht, und die Kupferstich-Kabinette in Berlin, Dres-
den und München besitzen es, wie sie entgegenkom-
mend mitteilten, nicht.
Aus der Staffage unseres Bildes ergibt sich, daß
die Landschaft in der Sammlung Semenov in St. Pe-
tersburg (Plietzsch Nr. 9; auf Holz; 0,98X1,35 cm)
die kleiner ist und weniger und in anderen Farben ge-
Gillis van Coninxloo, Landschaft mit der Taufe des Mohren (198X120). Kiel, M. Hansen
nicht so zahlreich, als daß nicht jede neue Schöpfung
seines Pinsels einiger Aufmerksamkeit gewiß sein darf,
urnso mehr vielleicht, als das hier wiedergegebene Bild
zu denen gehören scheint, die nach der Meinung von
Ed. Plietzsch (Die Frankenthaler Maler. Leipzig 1910
Beitrg. z. Kunstgeschichte N. F. XXXVI) in die Lücke
treten, die das Dresdener Bild aus dem Jahre 1588 von
der Waldlandschaft in der Galerie Lichtenstein aus dem
Jahre 1598 trennt.
Die Landschaft mit der Taufe des Moliren, die wir
liier einführen, wird beglaubigt durch den im Gegensinn
ausgeführten Stich von Nicolas de Bruyn (Wurzbach
Nr. 86) aus dem Jahre 1600; an die Stelle des biblischen
Vorganges hat Bruyn ein Parisurteil gesetzt; diese
Freiheit des Staffagewechsels hat er sicli mehrfach ge-
nommen; auch die Landschaft finden wir im Mittel-
und Vordergrund etwas verändert, vorn wohl um der
antiken Handlung eine räumigere Bühne zu schaffen.
Ähnliche Abweichungen von ihren Vorlagen zeigen die
malte Figuren zählt, mit dem Bruyn’schen Stich und
unserem Bilde zusammenhängt; wie sie sich zueinan-
der verhalten, vermag ich heute nicht zu sagen. Das
Kieler Bild — außer einem Riß in der Mitte, nahe dem
unteren Rande, war es unbeschädigt und liate nur lange
Zeit unbeachtet auf dem Boden liegend aller Pflege ent-
behren müssen — macht nach der vorsichtigen Instand-
setzung durch den Maler Fürst einen ausgezeichneten
Eindruck und geht mit einem Bilde wie etwa der Land-
schaft in Schwerin, so eng zusammen, daß ich trotz
Vorhandenseins des Petersburger Bildes keine Beden-
ken trage, es für eigenhändig zu erklären. Bilder von
ähnlichen Maßen zähle ich im Werke Bruyn’s mehrere.
Unseres ist abgestimmt auf blau, grün und grau,
zu denen vorn ein rötliches Violett hinzutritt; der Mit-
telgrund ist bläulich grün, Berge und Himmel grau,
hier und da mit bräunlichen Tönen durchsetzt; die
spiegelnde blanke Wasserfläche links hinten, die lufti-
gen Wolken, sind voll malerischer Werte. Der voll-
108
oon
K[aus Qt?af oon Baudtffin
A ls vor einiger Zeit die Kieler Kunsthalle ältere Gra-
1 * phik aus den Beständen ihres Kupferstichkabinetts
zeigte, stieß der Kieler Maler J. Fürst, dessen kundigen
Händen gerade eine alte unansehnliche Leinwand zur
Reinigung und Wiederherstellung anvertraut worden
war, auf einen Stich, der diesem Bilde ähnelte. Dieser
Beobachtung danken wir es, daß wir von einem bislang
verschollenen Gillis van Coninxloo Nachricht geben
können. Erhaltene Werke dieses wichtigen Künstlers,
zu dessen Schülern ein Herkules Seghers zählt, sind
Stiche nach Coninxloo mehrfach. Nach Plietzsch soll
dieselbe Landschaft auf einem Bruyn’schen Blatt mit
der Heilung des Blinden vorkommen; Wurzbach kennt
es nicht, und die Kupferstich-Kabinette in Berlin, Dres-
den und München besitzen es, wie sie entgegenkom-
mend mitteilten, nicht.
Aus der Staffage unseres Bildes ergibt sich, daß
die Landschaft in der Sammlung Semenov in St. Pe-
tersburg (Plietzsch Nr. 9; auf Holz; 0,98X1,35 cm)
die kleiner ist und weniger und in anderen Farben ge-
Gillis van Coninxloo, Landschaft mit der Taufe des Mohren (198X120). Kiel, M. Hansen
nicht so zahlreich, als daß nicht jede neue Schöpfung
seines Pinsels einiger Aufmerksamkeit gewiß sein darf,
urnso mehr vielleicht, als das hier wiedergegebene Bild
zu denen gehören scheint, die nach der Meinung von
Ed. Plietzsch (Die Frankenthaler Maler. Leipzig 1910
Beitrg. z. Kunstgeschichte N. F. XXXVI) in die Lücke
treten, die das Dresdener Bild aus dem Jahre 1588 von
der Waldlandschaft in der Galerie Lichtenstein aus dem
Jahre 1598 trennt.
Die Landschaft mit der Taufe des Moliren, die wir
liier einführen, wird beglaubigt durch den im Gegensinn
ausgeführten Stich von Nicolas de Bruyn (Wurzbach
Nr. 86) aus dem Jahre 1600; an die Stelle des biblischen
Vorganges hat Bruyn ein Parisurteil gesetzt; diese
Freiheit des Staffagewechsels hat er sicli mehrfach ge-
nommen; auch die Landschaft finden wir im Mittel-
und Vordergrund etwas verändert, vorn wohl um der
antiken Handlung eine räumigere Bühne zu schaffen.
Ähnliche Abweichungen von ihren Vorlagen zeigen die
malte Figuren zählt, mit dem Bruyn’schen Stich und
unserem Bilde zusammenhängt; wie sie sich zueinan-
der verhalten, vermag ich heute nicht zu sagen. Das
Kieler Bild — außer einem Riß in der Mitte, nahe dem
unteren Rande, war es unbeschädigt und liate nur lange
Zeit unbeachtet auf dem Boden liegend aller Pflege ent-
behren müssen — macht nach der vorsichtigen Instand-
setzung durch den Maler Fürst einen ausgezeichneten
Eindruck und geht mit einem Bilde wie etwa der Land-
schaft in Schwerin, so eng zusammen, daß ich trotz
Vorhandenseins des Petersburger Bildes keine Beden-
ken trage, es für eigenhändig zu erklären. Bilder von
ähnlichen Maßen zähle ich im Werke Bruyn’s mehrere.
Unseres ist abgestimmt auf blau, grün und grau,
zu denen vorn ein rötliches Violett hinzutritt; der Mit-
telgrund ist bläulich grün, Berge und Himmel grau,
hier und da mit bräunlichen Tönen durchsetzt; die
spiegelnde blanke Wasserfläche links hinten, die lufti-
gen Wolken, sind voll malerischer Werte. Der voll-
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