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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

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1./2. Dezemberheft
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Kunststätten in neuen Rußland / Aus Amerikas Kunstleben / Londoner Kunstschau / Wiener Kunstbrief / Vom holländischen Kunstmarkt / Schweizerische Kunstchroik / Neuerwerbungen des Museums in Brüssel / Leipziger Herbstmesse 1924 / Aus der Museumswelt / Kunstausstellungen / Neue Graphik / Kunstauktionen / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0146

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Heue Kunftbücbet^
W i 1 h e 1 m v o n B o d e : A d r i a e n B r o u w e r. Sein Leben
und seine Werke. Mit 150 Abbildungen. Euphorion-Ver-
1 a g , Berlin 1924.
Wilhelm v. Bode ist trotz seiner 79 Jahr-e — der 10. De-
zember ist sein Geburtstag — von einer Elastizität, wie man sie
auch hundert jtingeren Kunsthistorikern wünschen möchte. Denn
dieses Brouwer-Buch, eine Art Ergänzung seiner vor vierzig Jahren
erschienenen Monographie über den Meister, zeigt eine so unver-
brauchte Frische des Vortrags, daß es sich allen seinen früheren
berühmten Publikationen würdig anreiht. Bode nimmt, wie gesagt,
seine alte Brouwer-Monographie zur Grundlage für seine jiingste
Arbeit, beruft sich des weiteren auf den Katalog von Dr. Hofstede
de Groot und bildet von 140 ihm bekannten Gemälden des Künst-
lers, den er gleich hinter Rembrandt und Rubens stellt, 117 Gemäl-
de und zahlreiche Zeichnungen ab.
Bode beschäftigt sich zunächst mit dern Leben des Kiinstlers,
indem er das urkundliche Material heranholt, jedoch die einzelnen
Daten-Aufzeichnungen durch episodistisches Beiwerk würzt. Und
er kommt zu dem Schlusse, daß die Angabe aller alten Biographen,
der Kiinstier sei „träg im Malen“ gewesen und habe ,,fast nur in
der Kneipe“ gemalt, unmöglich richtig sein könne. Sodann geht
der Forscher zur Tätigkeit Brouwers in der Schule bei Frans Hals
über und meint, daß für diesen Aufenthalt des Künstlers in Haar-
lem das früheste ihm vertraute Gemälde „Der Leiermann in der
Dorfstraße“ den „iiberzeugenden Beweis“ liefere. „Das echte, mit
dem Monogramm bezeichnete Bild kam“, schreibt Bode, „1884
mit einer Sammlung Festeties bei Roos in Amsterdam zur Ver-
steigerung; der jetzige Besitzer ist nicht bekannt, wir können aber
die Abbildung nach der damals gemachten Aufnahme bringen.“
Seit dem Erscheinen des Bode’schen „Brouwer“ ist wie wir
erwähnen möchten, dieses früheste Bild des Meisters in der Galerie
Paul B o 11 e n w i e s e r zu Berlin anfgetaucht. Es beweist klar,
daß „der spätere große Meister der Charakteristik“ mit der Karika-
tur begonnen hat, indem er aus den Bauern um Halsens „Rommel-
potspieler“ „grobknochige, ungelenke Kerle“ formt und aus den
Kindern „formlose Gnomen“. Das war so um das Jahr 1621-22.
Aber bald nachher bereichert der Meister „das Repertoire seiner
Darstellungen“ und verfeinert es, bis von 1627 bis 1631 das urkund-
liche Material zu stocken beginnt. Und Bcde wirft nicht nur die
Frage auf, welche Bilder Brouwer während dieser Jahre gemalt
hat, sondern weist unter Heranziehung der Forschungen Burgers
und Schmidt-Degeners nach, daß um 1630 Brouwer und Rembrandt
„nahe beicinander lebten und tätig waren“ und daß trotz der Selb-
ständigkeit des einzelnen „unwillkürlich jeder aus der Kunst des
andern“ Nutzen zu ziehen wußte. Hingegen ist Bode der Ansicht,
daß Rubens Einfluß auf Brouwer, der diesen nach Antwerpen zog,
nur ganz gering war und „sich nur indirekt“ äußert.
Ein Glanzstück des Buches ist Bodes erschöpfende Darstel-
lung der Brouwer'schen Landschaft. „Kein Landsehaftsmaler“,
sagt der große Kunstkenner, „und sei er der größte, ist in hunder-
ten seiner Gemälde, die uns erhalten sind, so mannigfach, wie
Brouwer in Erfindung, Stimmung und Farbenwirkung in der knap-
pen Mandel von Landschaften, die bisher von ihm wieder ans
Tageslicht gekommen sind; selbst ein Rubens und ein Rembrandt,
die allen Landschaftern vom Fach weit überlegen sind, erreichen
ihn nicht darin.“ Und Bode schließt sein bedeutendes Brouwer-
Buch mit einem Hinweis auf die Versuche des Meisters sich auch
im Großen und Dekorativen zu betätigen. „Diese Versuche“, sagt

ei, „zeigen, daß Brouwer im Begriffe war, die Schranken nicht
zu beachten, die auch seinem Genie gesetzt waren.“ D.
*
H a n d b u c h f ü r A utographensammle r von E u g e n
W o 1 b e , Verlag Richard Carl S c h m i d t & Co, Berlin.
Dieses Buch war eine Notwendigkeit. Den Autographen-
Sammlern, deren Kreis in den letzten Jahren beträchtlich an Um-
fang zunahm, fehlte sicher die richtige Anleitung, fehlten die Richt-
linien fiir das weitere Sammeln. Wolbes Handbuch nun erfiillt
seinen Zweck. Es gliedert die Materie vorzüglich und bietet auch
dem Autographenfreund, der blos gelegentlich sammelt, reiche An-
rcgung. Ein genauer Kenner des Autographenwesens verbreitet
sich hier nicht allein über die Entwicklungsgeschichte des Auto-
graphensammelns, iiber die Schicksale der Handschriften und ihre
Marktwerte, sondern ist auch der gegebene Führer für den ange-
henden Sammler. Selbstverständlich behandelt Eugen Wolbe auch
die technischen Fragen dieses Sammlergebietes und das für ieden
Sammler so wichtige Thema „Echtheit und Fälschung“. Die Ka-
pitel „Autograph und Graphologie“ und „Ernstes und Heiteres aus
dem Reiche des Autographen“ sind geeignet, das jmit vielen Facsi-
miles geschmückte Wolbesche Handbuch auch in jenen Leser-
kreisen einzuführen, die dem Autographensammeln sonst frcmd
gegenüberstehen.
*
Georg D e h i o ließ unter den Veröffentlichungen des Deut-
schen Vereins für Kunstwissenschaft im Verlag Ernst W a s m u t h
A. G. in Berlin sein H a n d b u c h d e r deutschen Kunst-
denkmäler (Erster Band: Mitteldeutschland) in d r i 11 e r Auf-
lage erscheinen. Es ist ein äußerst verdienstvolles Werk, dessen
wichtigste Grundlage die amtlichen Denkmälerbeschreibungen („In-
ventare“) bilden. Die Städte sind alphabetisch angeordnet, ihr
Kunstbesitz ist kurz und sachlich aufgezeichnet.


MEINRICH TRITTIER

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Redaktionsschluss für das 1/2. Januarheft 5. Januar 1925. — Redaktionsschluss für das 1. Februarheft 5. Februar 1925.
Herausgeber u. verantwortlicher Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneberg. — Verlag „Der Kunstwanderer“, G. m. b H„ Berlin.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW. 68.

GALERIE DR. GOLDSCHMIDT-DR. WALLERSTEIN, berlin, schöneberger ufer 36A
ALTE GEMALDE GOTISCHE SKULPTUREN RENAISSANCE-BRONZEN

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