Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 6./7.1924/25
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0160
DOI issue:
1./2. Januarheft
DOI article:Bode, Wilhelm von: Die italienischen Bronzestatuetten der Renaissance und ihre wissenschaftliche Bearbeitung
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0160
Tullio Lombardi, Eva
die ich in meinem großen Werk vernachläßigt hatte,
infolg’e ungenügiender Kenntn.is der Plastik dieser Zeit,
hat ein anderer Schüler von J. v. Schlosser, Leo Pla-
niscig' in seinem gründlichen Werke über ,, Venetiani-
sche Bildhauer der Renaissance“ (1921) sehr ausftihr-
licli nachg'eholt. Eine große Monographie iiber A. Riccio
diirfen wir vom gleichen Verfasser in nächster Zeit
erwarten. Sehr g;ering;e Ausbeute fiir die Wissenschaft
haben dag;eg;en die g;roßen Prachtwerke über verschie-
dene reiche Bronzesammlung;en von Statuetten ge-
bracht. Der g;anz übertriebene Luxus der Ausstattung
und die Größe der Reproduktionen, welche die Licht-
drucke von Bronzen meist dunkel und leblos erscheinen
läßt, enttäuscht nicht nur bei den Katalogen von Bar-
santi und Castiglioni; auch die beiden Bände der Bron-
zen von John Pierpont Morgan, die manche treffliche
und selbst einzige Stücke entlialten, sind entstellt durch
die geschmacklose, kostspielige handgemalte Tönung
und direkte Anpinslung der Bronzen wie der Sockel.
Und doch ist gerade die Publikation illustrierter Kata-
loge der Hauptsammlungen die wichtigste Aufgabe der
nächsten Zeit. Weder das Bargello-, noch das Viktoria-
und Albert-Museum oder das Museum von Modena und
das Museum in Oxford besitzen Kataloge ihrer sehr
reichen Bronzesammlungen, der Louvre hat nur ein
paar Teilverzeichnisse mit vereinzelten ungenügenden
Abbildungen.
Nach unserem vollständigen Katalog der italieni-
schen Bronzen hatte zunächst Julius von Schlosser die
Bronzen der Wiener Hofmuseen 1910 in einer Zusam-
menstellung der zahlreichen wichtigsten Werke init
ausführlichem Kommentar über jedes Stück veröffent-
licht. Dann hatte Leo Planiscig in seinern Katalog der
„Skulpturen der estensischen Kunstsamrnlung“ auch die
zahlreichen Bronzen der Sammlung, unter denen eine
Anzahl trefflicher Stücke sich befinden, in musterhafter
Weise verzeichnet und abgebildet (1919). Jetzt hat er
den Katalog der „Bronze-Plastiken“ irn Kunsthistori-
sclren Museum zu Wien folgen lassen. Der Verlag von
Anton Schroll hat aucli dieser musterhaft ausgestatteteu
Publikation, die den vierten Band von Jul. Schlossers
„Publikationen aus den Sammlungen für Plastik und
Kunstgewerbe“ bildet, das gleiche Lormat gegeben wie
der der estensischen Sammlung. Dadurch ist der Band
noch durchaus handlich, obgleich er alle Stücke der
Sammlung ausführlich behandelt und sämtlich im Licht-
bild wiedergibt. Das „Bestreben, die Objekte im Licht
der modernen Kunstforschung erscheinen zu lassen“,
erfüllt er in vollstem Maße. Nicht nur für das Studium
der Bronzeplastik, sondern für die Künste der Re-
naissance überhaupt, wird dieser Katalog eine unent-
behrliche Hilfe bieten.
134