Krinolinfigur von Kändler, Meissen 1/36—1740
Auktion Darmstaedter bei Lepke, Berlin
arbeitet imd für den der Generaldirektor der Preußi-
schen Staatsmuseen Geheimrat Dr. Otto von Fal-
k e das Vorwort schreibt.
Man darf auf diese Publikation gespannt sein. Wir
selbst aber müchten heute nur eine kleine Übersicht
iiber die Flauptbestände der Darmstaedterschen Samm-
lung geben und einige wenige ihrer prominentesten
Stücke im Bilde vorführen. M e i ß e n schreitet natür-
lich voran. Frühestes Boettger-Porzeilan ist da, und
daß wir es nicht vergessen: auch ein ,,Versuch“ von
Tschirnhausen interessiert uns. Und aus der Nach-
Boettgerschen Zeit sehen wir Service mit ungewöhn-
lich feinem Reliefdekor, sehen einen ganzen Satz cliinoi-
seriengeschmückter Herold-Vasen, sehen Kändler-
Gruppen voll plastischer Beseeltheit und Kändlers opu-
lente Krinolingruppen und -Figuren voll der ent-
zückendsten Bewegung. Und unter den Meißner Ge-
schirren ragt ein Schneeballgefäß vom Jahre 1750 auf,
das fiir den Dauphin von Frankreich geschaffen wurde,
Die Henkel des Gefäßes sind Delphine und der Teller
zeigt das Wappen des Dauphins. Aber neben Meißen
brilliert hier auch Wi en mit seinen Krinolinengruppen
und seinen Servicen und Tassen. Ein Service aus der
Periode Sorgenthal in Gold und Enzianblau fällt beson-
ders auf, und daneben steheri die Putten-, Schäfer- und
Komödiantentypen, die die Donaustadt von Meißen ent-
lehnt hatte. Eine Figur Josephs II. und die Figur eines
„Hofherrn“ scheinen mir am charakterstischsten.
Neben Meißen und Wien ist N y m p h e n b u r g
mit einer imposanten Reihe seiner Bustelft-Figuren ver-
treten (die Dame mit Fiasco, die von Schnorr von Ca-
rolsfeld in seinem weitverbreiteten Porzellan-Buch ab-
gebildete Dame im Reifrock — vielleicht die
Markgräfin von Bayreuth —, dann die beiden Kinder-
köpfe, die den Meißner Köpfen künstlerisch überlegen
scheinen u. a.) uud an Nymphenburg schließt sich
H ö c h s t mit zahlreichen uniken Melchior-Stücken an,
unter denen sich die herrliche farbige Büste Emanuel
von Breitbachs, Kurfürsten von Mainz befindet. Doch
auch die Serie F r a n k e n t h a 1 — die famose „Schel-
tende Dame“ ist wohl nach einem französischen Stich
der Zeit modelliert — und die Serie F ü r s t e n b e r g
enthalten Qualitäten von hohem Rang. Allerliebst ist
das Fürstenberger Tintenfaß: in der Mitte Merkur, der
einem heranfliegenden Putto einen Brief übergibt, wäh-
rend links ein Hahn mit aufgeblasenem Hals die Szene
beobachtet. Und an den Behältern des originellen Tin-
tenzeugs sind kleine Vogelschwärme modelliert.
Die Manufaktur L u d w i g s b u r g fehlt ebenso-
wenig wie B e r 1 i n , die Manufaktur F u 1 d a eben-
sowenig wie das Thüringer Porzellan und zu allen die-
sen hunderten von deutschen Stticken gesellen sich
noch C h a m b r e 1 a n s - Sachen, so benannt, weil sie
„zu Hause“, im Chambre, bemalt worden sind. Und
von dieser Gruppe, die einst als die der „Pfuscher“ be-
zeichnet wurde, heute aber sehr geschätzt ist, be-
sitzt Professor Darmstaedter eine überaus wertvolle
Reihe. Von erstaunlicher Farbenpracht sind hier die
Arbeiten Bottengrubers (1730—1740) und sehr apart in
der Technik — die Zeichnung ist mit dem Diamanten
eingeritzt — präsentieren sich die Teller des Kanoni-
kus Busch aus Flildesheim.
Die klassischen Stücke des deutschen und Wiener
Porzellans führen uns dann zu den Meisterproben der
a u s 1 ä n d i s c h e n Manufakturen, auf deren Haupt-
Krinolinfigur von Franz Bustelli, Nymphenburg um 1755
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