waren, daß sie alle Wä'nde von unten bis oben bedeck-
ten und ihre Anordnung nicht nach ihrem Werte, son-
dern nach der Gefälligkeit des erzielten Wandeindruk-
kes ging. Mit der von Jahr zu Jahr wachsenden Be-
deutung der Museen als Bildungsstätten des Volkes war
es unumgänglich nötig, gerade hier Wandel zu schaffen
und durch eine genügend lockere Hängung dem einzel-
nen Werk den nötigen Wirkungsraum zu geben, ohne
dabei jedoch die Tradition einer Galerie von solcher
geschichtlicher Bedeutung zu verletzen. So wurde das
Gebäude am Zwinger allmählich umgestaltet, wrobei es
freilich zu dem Übelstande kam, daß man fast die Hälfte
der Bilder magazinieren mußte, um für die Hauptstücke
ein wirklicher Ersatz für den Neubau sein. Denn der
Platz hätte für die Vereinigung aller wichtigen moder-
nen Bilder nich ausgereicht. Er ist vielmehr eine Ent-
lastung des Zwinger-Gebäudes, das jetzt die beste
Qualität der alten im I. und II. Stock und der modernen
Abteilung im Erdgeschoß beherbergt.
Das Palais hat in zwei Stockwerken 22 Räumlich-
keiten, die sicli um einen mittleren achteckigen Vor-
raum und ein großes Treppenhaus gruppieren. Die An-
ordnung der Bilder bot insofern Schwierigkeiten, als
eine Einheit des verfügbaren Materials fehlte. Denn
es war einerseits der Zweck der Überweisung des Hau-
ses an das Museum, daß die Bilder des 19. Jahrhunderts
Platz zu schaffen. Fehlte es für jene schon an geeig-
neten Depoträumen, zu schweigen von dem Bedürfnis,
sie als Studiengalerie zugänglich zu machen, so er~
schwerte die moderne Abteilung mit ihren laufenden
Erwerbungen noch den Fall. So war ein Neubau neben
dem Gebäude am Zwinger dringend nötig, und tat-
sächlich wurde er auch vom Ministerium bewilligt und
1914 begonnen, allerdings nur, um schon kurz nacli
Kriegsbeginn liegen gelassen zu werden. Der sächsi-
sche Staat hat seitdem nie mehr die Mittel aufzubringen
vermocht, den Bau weiterzuführen, vielmehr den Plan
endgiltig aufgegeben und die vorhandenen Fundamente
zuschütten lassen.
Ein gauz unhaltbarer Zustand war so entstanden,
und es mußte so schnell wie möglich für einen Ersatz
gesorgt werden. Nach jahrelangen Verhandlungen
wurde der Galerie endlich das Königl. P a 1 a i s i n
der Parkstraße zur Verfügung gestellt und nun,
im Innnern ganz renoviert, dem Publikum zugänglich
gemacht. Der Zweck dieser Sammlung konnte nicht
hier ihren guten Platz fänden, die zwar, notgedrungen
durch den Raummangel im Haupthause, ausgeschieden
worden waren, die aber docli entweder eine Ausstel-
lung in der modernen Abteilung des Hauptgebäudes
verdient hätten oder ihrer Beliebtheit bei einem großen
Teile des Publikums wegen nicht verschwinden sollten.
Andererseits aber mußte man daran denken, das Wich-
tigste aus dem Vorrat alter Bilder endlich dem Publi-
kum und der Forschung wieder zugänglich zu machen
und hatte dabei besonders die Abteilung zu berücksich-
tigen, für die Dresden die beste und reichhaltigste über-
haupt nördlich der Alpen ist und von der doch irn
Hauptgebäude schon aus Mangel an genügenden großen
Wandflächen vieles nicht gezeigt werden kann: die
Sammlung italienischer Barockbilder. Da außerdern die
Zahl der in Frage kommenden Gemälde des 19. und 20.
Jahrhunderts nicht ausgereiclit hätte, um das Palais
ganz zu füllen, so ließen sich beide Zwecke gut ver-
einen, — umso besser, als für manche der großen Wän-
de und der weiten Perspektiven die zur Verfügung
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ten und ihre Anordnung nicht nach ihrem Werte, son-
dern nach der Gefälligkeit des erzielten Wandeindruk-
kes ging. Mit der von Jahr zu Jahr wachsenden Be-
deutung der Museen als Bildungsstätten des Volkes war
es unumgänglich nötig, gerade hier Wandel zu schaffen
und durch eine genügend lockere Hängung dem einzel-
nen Werk den nötigen Wirkungsraum zu geben, ohne
dabei jedoch die Tradition einer Galerie von solcher
geschichtlicher Bedeutung zu verletzen. So wurde das
Gebäude am Zwinger allmählich umgestaltet, wrobei es
freilich zu dem Übelstande kam, daß man fast die Hälfte
der Bilder magazinieren mußte, um für die Hauptstücke
ein wirklicher Ersatz für den Neubau sein. Denn der
Platz hätte für die Vereinigung aller wichtigen moder-
nen Bilder nich ausgereicht. Er ist vielmehr eine Ent-
lastung des Zwinger-Gebäudes, das jetzt die beste
Qualität der alten im I. und II. Stock und der modernen
Abteilung im Erdgeschoß beherbergt.
Das Palais hat in zwei Stockwerken 22 Räumlich-
keiten, die sicli um einen mittleren achteckigen Vor-
raum und ein großes Treppenhaus gruppieren. Die An-
ordnung der Bilder bot insofern Schwierigkeiten, als
eine Einheit des verfügbaren Materials fehlte. Denn
es war einerseits der Zweck der Überweisung des Hau-
ses an das Museum, daß die Bilder des 19. Jahrhunderts
Platz zu schaffen. Fehlte es für jene schon an geeig-
neten Depoträumen, zu schweigen von dem Bedürfnis,
sie als Studiengalerie zugänglich zu machen, so er~
schwerte die moderne Abteilung mit ihren laufenden
Erwerbungen noch den Fall. So war ein Neubau neben
dem Gebäude am Zwinger dringend nötig, und tat-
sächlich wurde er auch vom Ministerium bewilligt und
1914 begonnen, allerdings nur, um schon kurz nacli
Kriegsbeginn liegen gelassen zu werden. Der sächsi-
sche Staat hat seitdem nie mehr die Mittel aufzubringen
vermocht, den Bau weiterzuführen, vielmehr den Plan
endgiltig aufgegeben und die vorhandenen Fundamente
zuschütten lassen.
Ein gauz unhaltbarer Zustand war so entstanden,
und es mußte so schnell wie möglich für einen Ersatz
gesorgt werden. Nach jahrelangen Verhandlungen
wurde der Galerie endlich das Königl. P a 1 a i s i n
der Parkstraße zur Verfügung gestellt und nun,
im Innnern ganz renoviert, dem Publikum zugänglich
gemacht. Der Zweck dieser Sammlung konnte nicht
hier ihren guten Platz fänden, die zwar, notgedrungen
durch den Raummangel im Haupthause, ausgeschieden
worden waren, die aber docli entweder eine Ausstel-
lung in der modernen Abteilung des Hauptgebäudes
verdient hätten oder ihrer Beliebtheit bei einem großen
Teile des Publikums wegen nicht verschwinden sollten.
Andererseits aber mußte man daran denken, das Wich-
tigste aus dem Vorrat alter Bilder endlich dem Publi-
kum und der Forschung wieder zugänglich zu machen
und hatte dabei besonders die Abteilung zu berücksich-
tigen, für die Dresden die beste und reichhaltigste über-
haupt nördlich der Alpen ist und von der doch irn
Hauptgebäude schon aus Mangel an genügenden großen
Wandflächen vieles nicht gezeigt werden kann: die
Sammlung italienischer Barockbilder. Da außerdern die
Zahl der in Frage kommenden Gemälde des 19. und 20.
Jahrhunderts nicht ausgereiclit hätte, um das Palais
ganz zu füllen, so ließen sich beide Zwecke gut ver-
einen, — umso besser, als für manche der großen Wän-
de und der weiten Perspektiven die zur Verfügung
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