Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 6./7.1924/25
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0174
DOI Heft:
1./2. Januarheft
DOI Artikel:Unus, Walther: Blechen in Heidelberg
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sehr gehalten in der Farbe, fast nur grau uud grün mit
einem stark gedeckten Himmel; allerdings innerhalb
dieser Beschränkung außerordentlich lebendig und be-
wegt. Nun ist zu dieser Studie, zur Zeit in der Galerie
Nicolai, Berlin, das ausgeführte Bild aufgetaucht, ein
wichtiges Beispiel dafür, was eine Zeit wirklicher Mal-
kultur für einen Unterschied zwischen der geistvollen
Skizze und dem „Werk“ macht, für das die Studie
schließlich bestimmt ist. Es ist von imposanter Größe,
75 zu 85 cm, nähert sich also bezeichnenderweise dem
Quadrat, d. h. die Verhältnisse des Hauptmotivs werden
ungefähr eingehalten: seine Furchtbarkeit und Massig-
keit herrschen. Die rotbraune Untermalung schimmert
oft durch das blasse Lehmgelb des Turms und Erd-
reichs, das tiefere Rotbraun des großen Wartturms da-
hinter mit seiner schönen Silhouette hält die hellere
Masse im Hintergrund fest. Licht- und Schattenteile
sind raffiniert gut verteilt, sodaß die Gesamtheit harmo-
nisch in der Bildfläche ruht. Besonders schön klingt
rechts und links das Ganze gleichsam in Idyllen aus.
Rechts über den sonnenflimmernden Büschen auf der
Ruine die dunstige grünliche Berglehne, links das kleine
rotgedeckte Turmhäuschen in den Baumkronen. Die
Farben sind zart, ohne flau zu werden, die Baumgruppe
vor dem niedergestürzten Turmteil faßt die Raummasse
in sich als lebendig bewegtes; kurz mit wachsendem
Erstaunen sieht man, wie der Meister alles, was in der
kleinen Studie einfarbig angedeutet war, in einer viel
reicheren Farbenskala entwickelt hat. Das Bild dürfte
in den ersten Jahren nach der Rückkehr aus Italien ge-
malt sein, da er hoffen durfte, einem froheren Leben
entgegenzugehen.
G. J. Kern: Märkische Landschaft
Besitzer: Städtische Kunstsainmlung, Cottbus
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einem stark gedeckten Himmel; allerdings innerhalb
dieser Beschränkung außerordentlich lebendig und be-
wegt. Nun ist zu dieser Studie, zur Zeit in der Galerie
Nicolai, Berlin, das ausgeführte Bild aufgetaucht, ein
wichtiges Beispiel dafür, was eine Zeit wirklicher Mal-
kultur für einen Unterschied zwischen der geistvollen
Skizze und dem „Werk“ macht, für das die Studie
schließlich bestimmt ist. Es ist von imposanter Größe,
75 zu 85 cm, nähert sich also bezeichnenderweise dem
Quadrat, d. h. die Verhältnisse des Hauptmotivs werden
ungefähr eingehalten: seine Furchtbarkeit und Massig-
keit herrschen. Die rotbraune Untermalung schimmert
oft durch das blasse Lehmgelb des Turms und Erd-
reichs, das tiefere Rotbraun des großen Wartturms da-
hinter mit seiner schönen Silhouette hält die hellere
Masse im Hintergrund fest. Licht- und Schattenteile
sind raffiniert gut verteilt, sodaß die Gesamtheit harmo-
nisch in der Bildfläche ruht. Besonders schön klingt
rechts und links das Ganze gleichsam in Idyllen aus.
Rechts über den sonnenflimmernden Büschen auf der
Ruine die dunstige grünliche Berglehne, links das kleine
rotgedeckte Turmhäuschen in den Baumkronen. Die
Farben sind zart, ohne flau zu werden, die Baumgruppe
vor dem niedergestürzten Turmteil faßt die Raummasse
in sich als lebendig bewegtes; kurz mit wachsendem
Erstaunen sieht man, wie der Meister alles, was in der
kleinen Studie einfarbig angedeutet war, in einer viel
reicheren Farbenskala entwickelt hat. Das Bild dürfte
in den ersten Jahren nach der Rückkehr aus Italien ge-
malt sein, da er hoffen durfte, einem froheren Leben
entgegenzugehen.
G. J. Kern: Märkische Landschaft
Besitzer: Städtische Kunstsainmlung, Cottbus
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