JHeue Kutiftbücbei?.
H e i n r i c h G ö b e 1 : Wandteppiche. I. Teil: D i e N i e -
derlande. (Band I: Textband mit 668 Seiten und 24 Mar-
kentafeln, Band II: Tafelband mit 510 Abbildungen.) Veriag
Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1923.
Diese Teppichpublikation ist wohl das größtangelegte Werk,
das in letzter Zeit einem Einzelgebiete des Kunstgewerbes gewid-
met worden ist. Dem jetzt vorliegenden ersten Teil sollen drei
weitere folgen, die den romanischen Ländern, den germanischen
und siavischen Gebieten und dem Orient gewidmet sein werden.
Und jeder Teil soll sich wieder in einen Text- und einen Tafel-
band gliedern. Es ist eine ganz enorme Aufgabe, die sich der Ver-
fasser stellt, zumal wenn er in den kiinftigen Bänden mit dersel-
ben Genauigkeit und Breite das Thema behandeln will wie in dem
vorliegenden ersten Teil.
Göbel beherrscht sein Material in geradezu vorbildlicher
Weise. Abgesehen von Teppichen, die in kleinen und sorgfältig
vor fremden Augen behüteten Privatsammlungen sich befinden,
fehlt ihm kaum ein Stiick in seinem Zettel- und Photographien-
kasten. Die Stichproben, die ich machte, um eine Lücke zu kon-
statieren, hatten fast durchweg negativen Erfolg. Das Buch ist
ein wirkliches Kompendium der Wandteppichkunde, wie es bisher
weder in Deutschland noch in anderen Ländern vorhanden war.
Wir besaßen in Deutschland lediglich das kleine Buch von Her-
mann Schmitz, das unter dem Titel „Bildteppiche, Geschichte der
Gobelinwirkerei“ 1919 erschienen ist und auf gedrängtem Raum
eine klare, knappe Zusammenfassung des gewaltigen Themas, mit
besonderer Beriicksichtigung des deutschen Wirkteppichs, bietet.
Das neue Werk von Göbel steckt sich höhere Ziele, es ist mehr
auf eine umfassende als eine zusammenfassende Behandlung ab-
gestellt. Und die reine Kunstgeschichte des Wandteppichs über-
tönend, ist die historische, volkswirtschaftliche, kulturgeschicht-
liche Bedeutung und Stellung des Teppichs und des Teppichwir-
kers in größter Ausführlichkeit von Göbel dargestellt worden.
Eine erstaunliche Belesenheit zeigt sich z. B. in dem großen Ab-
schnitt, der sich mit der „Deutung“ des Wandteppichs befaßt; der
Autor offenbart hier eine Kenntnis der spätmittelalterlichen Dich-
tung, die manchen Literaturhistoriker beschämen könnte. Und die
Archive der niederländischen Städte scheinen mit einer Genauig-
keit ausgeschöpft zu sein, die wohl kaum zu übertreffen ist. Fiir
unsere Zeit, die sich leider daran hat gewöhnen müssen, in kunst-
geschichtlichen Büchern einen sehr mageren Text neben einer
reichen Fiille von Bildmaterial zu finden, ist das Göbelsche Werk
eine völlige Ausnahmeerscheinung. Das tritt rein äußerlich schon
darin zu Tage, daß der Textband mehr als die doppelte Dicke be-
sitzt als der Tafelband.
Zu Beginn wird die Technik des Wandteppichs einer ein-
gehenden Darstellung unterzogen; der hochlitzige Stuhl, der tief-
litzige Stuhl und alle Einzelheiten der Arbeit, Kette, Schuß, die
Schraffen, die verschiedenen Bindungsarten, dann das „Affsetten“
(das nachträgliche Uebermalen), das Vernähen, endlich das Aus-
bessern, Reinigen, das Fälschen und die rationellste Behandlung
alter Bildwirkereien, — alles wird mit größtmöglichster Genauig-
kcit und Kenntnis der Materie behandelt; die Farbengebung wird
von der ästhetischen Seite ebenso gründlich klargestellt wie von
der technischen, wobei sogar sämtliche verwendeten Farbstoffe
eine exakte Analyse erhalten. Ein Exkurs über Wolle, Seide und
Gold, d. h. also über die Rohmaterialien, schließt den technischen
Teil ab.
Der zweite große Abschnitt ist der „Deutung“ gewidmct, in
der — nach einem Satz des Vorworts — versucht wurde, „den
Einfluß zu ldären, den das damalige Schriftwesen, das in engstem
Zusammenhange mit den Pantominen, den Mysterienspielen, den
Intermedien, dem Theater. kurz mit allem, was den Menschen er-
freute und über das Grau des Alltags erhob, auf den Entwerfer
der Skizzen, den Patronenmaler und den Wirker übte.“ Und
schließlich folgen dann, nach den Grafschaften des ehemaligen Her-
zogtums Burgund gegliedert, die ausführlichen Monographien der
einzelnen Manufakturen. So wird der ganze Komplex von Fragen,
die das Thema aufwirft, von allen Seiten her beleuchtet und durch-
:r 1
! ORIGINAL-GRAPHIK
| ALTER UND MODERNER MEISTER
• Aldegrever, Altdorfer, Amman, Backhuizen, Bega, Beham, della
J Bella, Belotto, Berghem, Bink, Bol, Breenberg, Breugbel, Callot,
\ Canale, Claude, Cranach, Drevet, Dürer, v Dyck, Edelinck,
\ Gellee, Goitzius, Goya, Hollar, Lautensack, Leyden, Masson, Nan-
* teuil, Ostade, Rembrandt, Ruisdael, Schongauer, Waterloo, Zeeman
-ll«*weÄl€:«n -
J Appian, Besnard, Bone, Bracquemond Buhot, Cameron, Corot,
J Daubigny, Daumier, Forain, Haden, Legros, Lepere, Manet,
J Meryon, Mület, Whistler, Zorn
j Soeben erschtenen: Katalog XVI: Neuerwerbongen
: m. 50 Abbildungen. Fr. 3.— Katalog XV: Helvetica
| GUTEKUNST & KLIPSTEIN
: BERN (Schwei/) Hotelgasse 8n
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leuchtet, und unsere Kenntnis des niederländischen Wandteppid
von seinen Anfängen an bis zum Ende auf eine absolut zuve
lässige, breite Basis gestellt. Wir sind dem Verfasser zu größte
Dank verpflichtet für seine aufopfernde Arbeit irn Dienste diesc
Sache; für jeden, der sich — als Liebhaber oder von Amtswege
— mit der Materie befaßen muß, ist der Besitz des Göbelsche
Werkes einfach unentbehrlich.
Der Tafelband mit seinen rund 500 Einzelabbildungen ilT
striert die Ausführungen des Textes aufs Anschaulichste. Aus de
öffentlichen Sammlungen der ganzen Welt, aus Privatbesitz un
aus dem Kunsthandel ist das große Material mit unendliche
Fleiß zusammengetragen. Einige äußerliche Mängel des gut au
gestatteten Werkes mögen — zu Nutz und Frommen der noch
Aussicht stehenden Bände -— hier nicht verschwiegen sein. Vie
leicht wäre es besser gewesen, mehr Einzelausschnitte auf de
Tafeln zu zeigen, in denen die für die künstlerische Unterscheidun
der verschiedenen Werkstätten wichtigen Einzelheiten klarer zi
PAUL BOTTENWIESER
QEMÄLDE ALTER MEISTER
FRANKFURT a. M. BERLIN
Friedberger-Anlage 16 Bellevuestraße 5
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Margraf & Co., G. m. b. H.
Alikunsi s-s:
A N - & VERKAUF guter Antiquitäten
BERLIN Unter den Linden 21
A. WERTHEIM
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MÖBEL / GEMÄLDE
GOBELINS / STOFFE
BERLIN W BELLEVUESTR. 7-8
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derlande. (Band I: Textband mit 668 Seiten und 24 Mar-
kentafeln, Band II: Tafelband mit 510 Abbildungen.) Veriag
Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1923.
Diese Teppichpublikation ist wohl das größtangelegte Werk,
das in letzter Zeit einem Einzelgebiete des Kunstgewerbes gewid-
met worden ist. Dem jetzt vorliegenden ersten Teil sollen drei
weitere folgen, die den romanischen Ländern, den germanischen
und siavischen Gebieten und dem Orient gewidmet sein werden.
Und jeder Teil soll sich wieder in einen Text- und einen Tafel-
band gliedern. Es ist eine ganz enorme Aufgabe, die sich der Ver-
fasser stellt, zumal wenn er in den kiinftigen Bänden mit dersel-
ben Genauigkeit und Breite das Thema behandeln will wie in dem
vorliegenden ersten Teil.
Göbel beherrscht sein Material in geradezu vorbildlicher
Weise. Abgesehen von Teppichen, die in kleinen und sorgfältig
vor fremden Augen behüteten Privatsammlungen sich befinden,
fehlt ihm kaum ein Stiick in seinem Zettel- und Photographien-
kasten. Die Stichproben, die ich machte, um eine Lücke zu kon-
statieren, hatten fast durchweg negativen Erfolg. Das Buch ist
ein wirkliches Kompendium der Wandteppichkunde, wie es bisher
weder in Deutschland noch in anderen Ländern vorhanden war.
Wir besaßen in Deutschland lediglich das kleine Buch von Her-
mann Schmitz, das unter dem Titel „Bildteppiche, Geschichte der
Gobelinwirkerei“ 1919 erschienen ist und auf gedrängtem Raum
eine klare, knappe Zusammenfassung des gewaltigen Themas, mit
besonderer Beriicksichtigung des deutschen Wirkteppichs, bietet.
Das neue Werk von Göbel steckt sich höhere Ziele, es ist mehr
auf eine umfassende als eine zusammenfassende Behandlung ab-
gestellt. Und die reine Kunstgeschichte des Wandteppichs über-
tönend, ist die historische, volkswirtschaftliche, kulturgeschicht-
liche Bedeutung und Stellung des Teppichs und des Teppichwir-
kers in größter Ausführlichkeit von Göbel dargestellt worden.
Eine erstaunliche Belesenheit zeigt sich z. B. in dem großen Ab-
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Autor offenbart hier eine Kenntnis der spätmittelalterlichen Dich-
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keit ausgeschöpft zu sein, die wohl kaum zu übertreffen ist. Fiir
unsere Zeit, die sich leider daran hat gewöhnen müssen, in kunst-
geschichtlichen Büchern einen sehr mageren Text neben einer
reichen Fiille von Bildmaterial zu finden, ist das Göbelsche Werk
eine völlige Ausnahmeerscheinung. Das tritt rein äußerlich schon
darin zu Tage, daß der Textband mehr als die doppelte Dicke be-
sitzt als der Tafelband.
Zu Beginn wird die Technik des Wandteppichs einer ein-
gehenden Darstellung unterzogen; der hochlitzige Stuhl, der tief-
litzige Stuhl und alle Einzelheiten der Arbeit, Kette, Schuß, die
Schraffen, die verschiedenen Bindungsarten, dann das „Affsetten“
(das nachträgliche Uebermalen), das Vernähen, endlich das Aus-
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der technischen, wobei sogar sämtliche verwendeten Farbstoffe
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Der zweite große Abschnitt ist der „Deutung“ gewidmct, in
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einzelnen Manufakturen. So wird der ganze Komplex von Fragen,
die das Thema aufwirft, von allen Seiten her beleuchtet und durch-
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\ Canale, Claude, Cranach, Drevet, Dürer, v Dyck, Edelinck,
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von seinen Anfängen an bis zum Ende auf eine absolut zuve
lässige, breite Basis gestellt. Wir sind dem Verfasser zu größte
Dank verpflichtet für seine aufopfernde Arbeit irn Dienste diesc
Sache; für jeden, der sich — als Liebhaber oder von Amtswege
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Der Tafelband mit seinen rund 500 Einzelabbildungen ilT
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Margraf & Co., G. m. b. H.
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