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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

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1./2. Januarheft
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1./2. Februarheft
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Dammann, Walter Heinrich: Michael Rummers "Ausruhender Jäger"
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0214

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jYltebael Rutrunecs „Aust’ubendet? lägev”
von
Waltev t~L Dammann^plensbut?g

I Jft genug: ist seit Goethes Roentgenerwähnung 3) im
Schrifttum von des kunst- und geschäfttüchtigen
Neuwieder Meisters Werkstatt und Werk die Rede ge-
wesen* 2). Den Freunden des „Kunstwanderers“ braucht
man davon nicht zu erzählen. Weniger hört man von
denjenigen seiner Gehilfen, deren Arbeit zum Ruhme
und Erfolge seiner Werkstatt sehr wesentlich beigetra-
gen hat, von den Mechanikern und Mosaizisten. Im-


Abb. 1. Micliael Rummer, Ausruhender Jäger
Holzeinlegearbeit im Hamburgisch. Museum für Kunst u. Gewerbe

merhin kennt män ein paar Namen: Heinrich Streuli
von Zürich, Johann Anton Roetig aus Hachenburg im
Nassauischen und, als den bedeutendsten, Michael Rum-
mer von Handschuchsheim bei Heidelberg. Rummer

G Goethes Werke, Goldene KfSssiker-Bibliothek, Bong, Ber-
lin, Tl. 21, S. 32: Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten.
2) Z. B.: Meusels Miszeilaneen artistischen Inhaltes IV, 1780,
S. 47, (von Mieg). •—- Nagler, Kiinstlerlexikon, XIV, S. 42. — Alois
Riegl, Mitt. d. k. k. österr. Museums, 1887, S. 469. — E. Zais,
L'Ebeniste David Roentgen in: Gazette ds Baux Arts, Paris 1890,
S. 180. •— Chr. Scherer, Technik und Geschichte der Intarsla,
Leipzig 1891, S. 134. —• Hans Schmidkunz, Intarsia in: Kunst und
Kunsthandwerk XI, 1908, S. 453. — E. W. Braun, Michael Rummer
usw., in: Kunst.und Kunsthandwerk XII, 1909, S. 183. —- O. v.
Falke, Das Roentgenbureau im Kimstgewerbemuseum, in: Amtliche
Berichte, Berhn 1911, Sp. 22. — G. Lehnert, Ulustrierte Geschichte
des Kunstgewerbes, Berlin o. J., Bd. II, S. 276 ff. — Emil Hannover,
in: Det Danske Kunstindustriemuseums Virksomhed, Kopenhagen
1920/21, S. 50 ff.

war am 3. Mai 1747 geboren. Nach seiner Lehrzeit in
Neuwied bei Roentgen und in England bei Gem war er
in Warschau, u. a. auch bei dem Kabinettmacher Nie-
mann, dann in Handschuchsheim, schließlich wieder in
Neuwied tätig. Er starb um 1812. An den bekannten
farbigen Blumen- und Vögeleinlagen der Neuwieder
Möbel hat er sicher einen bedeutenden Anteil, obwohl
der sich erst dann wird näher abgrenzen lassen, wenn
die längst wünschenswert gewordene Einzeldarstellung
der Roentgenkunst vorliegt; und obwohl diese schmük-
kende Kleinarbeit notwendig weit geringer bleibt als
das, was seine kunstfertige Hand in ihren Höchst-
leistungen zu schaffen vermochte. Denn wir wissen,
daß er außer an einem Kabinett für Marie Antoinette
als Hauptkünstler an den großen Holzmosaiktapeten be-
schäftigt war, die, für den Prinzen Karl von Lothrin-
gen, den Gouverneur der Niederlande, 1777 angefertigt
und nach Brüssel geliefert, sich jetzt im Wiener Mu-
seum befinden. Es sind zwei große, gestaltenreiche
Mosaikgemälde aus der römischen Gesclüchte — Raub
der Sabinerinnen und die bekannte Großmut Szipios,
nicht die Koriolangeschichte, wie andere meinen. Die
Zeichnungen dazu erbat sich Roentgen von keinem ge-
ringeren als von Januarius (— Johann Askanius?3)
Zick. Diese Tapeten werden häufig beschrieben, von
Schmidkunz (a. a. O.) auch gut abgebildet. Eine an-
dere, mehrfach wiederholte und durch künstlerischen
Wert besonders hervorragende Meisterleistung Rum-
mers, ein „Kabinettstück“ im heutigen Sinne des Wor-
tes, war bisher nur aus Texterwähnungen bekannt. So
mögen Nachweis und Abbildung willkommen sein; viel-
leicht auch, da der Gegenstand ganz aus dem Kreise
der bekaimten Arbeiten herausfällt, Anlaß geben, daß
noch diese oder jene ähnliche Leistung als ein Werk
Rummers erkannt werde. Es ist der schon von Mieg
(bei Meusel a. a. 0.) gerühmte und genau beschriebene
„Ausruhende Jäger“, der gleich nach seiner Herstellung
1780 in den Besitz des Speyerer Domherren v. Berol-
dingen überging. Das Beroldingensche Exemplar
scheint noch nicht wieder zum Vorschein gekommen
zu sein. Zwei unter sich fast gleiche Wiederholungen
(Abb. 1 und 2), in Hamburg und in Oldenburg4), unter-
scheiden sich aber von der Meuselschen Beschreibung
jenes ersten Exemplares nur dadurch, daß die „man-
cherlel Fruchtstücke unten herum“ fehlen — sind also
geeignet, eine genaue Vorstellung auch von jener, bis-
her verschollenen Arbeit zu geben.
David Roentgen gehorte bekanntlich der Herren-
huter Sekte an. Das kreisnmde, 19,4 cm Durchmesser

3) Allgem. deutsche Biographie, Leipzig 1900, Band 45, S. 150.
4) Freundliche Mitteilung des Herrn Oberstaatsanwalts O.
•Riesebieter.
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