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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

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1./2. Januarheft
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1./2. Februarheft
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Strauß, Konrad: Zur Renaissancekeramik in Schlesien
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0218

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Abb. 2 Abb. 1

chern zeigt, gehört zweifellos in diese Gruppe, leider
konnte ich dieses Stück aus technischen Gründen nicht
mitabbilden.
Obwohl uns hier nur die Gefäßscherben und Mo-
del für Gefäßreliefs interessieren, so sei doch knapp
auf die Funde der Formen und Ausformungen von
Ofenbestandteilen, von Kacheln und Gesimsstücken
eingegangen; näheres ist bereits in dem Aufsatz von
Masner4) ausgeführt. Die gefundenen Reste stammen
von einer großen Anzahl von Oefen; sie sind z. T. un-
glasiert, z. T. grün und blau-weiß glasiert. Die Kachel-
größe beträgt teilweise 44X50 cm und bringt Darstel-
lungen aus dem Marienleben, der Passion, von den
Evangelisten sowie Brustbilder von Frauen in zeitge-
nössischer Tracht und Allegorien und Kostümbilder. Bei
den Kacheln ist häufig grüne, hellgelbe, tiefbraune oder
schwarze Bleiglasur verwandt, daneben werden auch
schon die undurchsichtigen Zinnglasuren in ultra-
marineblau, apfelgrün, intensiv gelb und weiß ange-
bracht. Auf einem Gesimsstück ist die Jahreszahl
1603 zu lesen, die nach Masners Ansicht vielleicht
schon eines der jüngsten Erzeugnisse der Werkstatt
sein kann, während das übrige der von großer Blüte
zeugenden Ofentöpferei in Glogau im letzten Jahrzehnt
des 16. Jahrhunderts entstanden sein dürfte.
Yon Gefäßen sind außer Henkel-Fragmenten von
großen glasierten Gebrauchsgeschirren, auch Teile von
glasierten Tellern und Schüsseln vorhanden. Die Orna-
mente sind in hellem Gelb auf hellbraunem bis tief-
schwarzem Grunde, bei einem Stück einer breitrandi-
gen Schüssel weiß auf grünlichem Grunde unter der
Glasur bemalt. Ein braunglasiertes Bruchstück zeigte

die untere Hälfte einer Figur der hl. Veronika mit dem
Schweißtuche im flachen Relief, ein anderes Stück,
die Madonna mit dem Kinde, in höherem Relief. Diese
Auflagen sind aus einer kleinen Matrize ausgeformt
uud auf die Gefäßwandung aufgesetzt und beklebt, eine
Technik, die charakteristisch für schlesische Gefäße
dieser Zeit ist. Solche Formen für Gefäßauflagen fan-
den sich in Glogau auch in großer Zahl. Sie sind
zum Teil von ziemlicher Größe, die kleinsten jedoch
weisen einen Durchmesser von 2 bis 3 cm auf. Oft
sind sie auf der Rückseite mit einem Griff zur be-
quemen Handhabung bei Aufdrücken versehen. Es
finden sich einfache Ornamente aus dem Tier- und
Pflanzenreich, beliebt sind kleine Rosetten, ferner reli-
giöse Motive, wie die Verkündigung, Christus und die
Samariterin am Brunnen, Maria mit dem Kinde,
Christuskopf, Apostel- und Engelsfiguren, ferner Köpfe,
Kostümfiguren, Familien- und Stadtwappen, sowie end-
lich Löwen- und Engelsköpfe, Arabesken, Delphine mit
Putten im Renaissance-Stil, wahrscheinlich nach Sti-
chen süddeutscher Kleinmeister.
Auf der Rückseite dieser Formen sind sehr oft die
eingekratzten Marken P. W., einmal MW, HK und in
unvollständiger Ausführung die Marke K. angebracht.
Von Ausformungen aus Negativformen sind ein
Fragment mit der Darstellung von zwei Figuren aus
einem Reigen, sowie ein prächtiger Frauenkopf
(Abb. 3) hervorzuheben.
Im Stadtarchiv zu Glogau befindet sich nun ein
kleines Büchlein, angelegt Anno 1596, über die Töpfer-
zeche zu Glogau. Die letzten Eintragungen sind 16?
erfolgt.
Es beginnt mit einer Aufzählung der Meisternamen
aus dem Jahre 1596 wie folgt: Nickell Pauer, George
Weigelt, Matthes Piexe, Matthes Drescher, Valten
Luschke, Adam Kaßwaldt, Zacharias Pauer, Joachim
Frembde, George Pauer, Peter Weisse, Matthes
Weisse, George Schwager, Hans Jacob Funior, Hanß
Schindler, Michael Pfietzer, George Veit. Es werden
nun die Namen der einzelnen Lehrjungen nebst Jahres-
zahlen aufgeführt und woselbst sie in die Lehre gegan-
gen sind. Da ja der einzelne Töpfername für die For-
schung bei der Geschichte der Renaissance-Keramik
von Interesse sein kann, so lasse ich die verschiedenen
Meister- und Lehrjungennamen und zwar soweit be-


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