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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

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1./2. Januarheft
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1./2. Märzheft
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Der Kampf um das Asiatische Museum in Berlin-Dahlem / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Schweizerische Kunstchronik / Vom holländischen Kunstmarkt / Kleine Kunstchronik / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0266

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Det? Kampf um das Aliatt(cf)e jvtufeum
tn Bedtn^Dablcm.
Der „Kunstwanderer1' hat in seinem Januar-Doppelheft von
dem Aufsatze Mitteilung gemacht, den der amerikanische Kenner
asiatischer Kunst Athur Upham Pope im offiziellen
Organ der amerikanischen M u s e e n , in der Zeitschrift
„Museum Work“, über W i 1 h e 1 m v o n B o d e s alten Plan des
Asiatischen Museums in Berlin-Dahlem veröffentlicht hatte. Der
Kunstwanderer wies aucli darauf hin, daß in der Leipziger „Zeit-
schrift für bildende Kunst“ eine Uebersetzung dieses Aufsatzes
erschienen ist, und berichtete gleichzeitig, daß die M a j o r i t ä t
der m a ß g e b e n d e n Fachgelehrten der B e c k e r -
schen Theorie von dem Nicht-Zusammenhängen der asiatischen
Kunst mit der des Islams feindlich gegeniibersteht. Und Autoritäten
wie S t r z y g o w s k i - Wien. H o b s o n vom Britischen Museum,
P e 11 i o t usw., usw. sind doch wahrhaftig Namen, die es mit
Herrn Professor Dr. Georg Biermann aufnehmen können!
Oder nicht? Aber wir wollen uns mit der bisherigen Tätigkeit
Biermarms nicht näher beschäftigen, sondern möchten bloß sagen,
daß der Ton, den er in seinem „Cicerone“ W i 1 h e 1 m v o n
B o d e gegenüber anschlägt, ordinär ist und da.ß sich diesen Ton
nicht einmal ein Mann von größter Unbildung erlauben würde.
„Man mag“, schreibt Lothar Brieger in der Berliner „Mon-
tagspost“, „Griinde persönlicher Gereiztheit verstehen, soviel man
will, und wird doch entschieden bestreiten müssen, daß Prof. Bier-
mann die geeignete Persönlichkeit ist, iiber einen Mann von der
Bedeutung Bodes in dieser Form zu sprechen.“
Wir wollen uns aber, wie gesagt, mit Herrn Professor Bier-
mann nicht näher befassen, sondern wollen nur feststellen, daß die
Mitteilungen, auf denen er seine Anwürfe aufbaut, f a 1 s c h sind.
Daß, wie er meint, „die islamische Kunst lnindestens 9/io der Mit-
telmeerkultur zugehört“, ist „längst“ nicht erwiesen und daß
„gerade der eigentliche Schöpfer der Islamischen Abteilung des
Kaiser-Friedrioh-Museums“ Professor S a r r e mit „voller Uebei'-
zeugung“ den Beckerschen Standpunkt vertritt, ist zu mindestens
neu. Professor Sarre müßte, glauben wir, gegen solche Angaben
schon deshalb protestieren, weil er, wie wir un.s gut erinnern
können, den alten Plan Bodes gut geheißen hat und sich nicht iin
geringsten „mit Händen und Füßen gegen die“, wie Biermann sicli
ausdrückt, „von Bode beliebte Unterstellung wehrt, daß etwa seine
islamische Abteilung logisch ein Bestandteil des Asiatischen Mu-
seums in Dahlem sein miisse. Scheidet aber“, sagt Professor
Biermann weiter, „der Islam aus, dann bliebe fiir dieses Dahlemer
Projekt nach Bodes Absichten überhaupt nichts übrig, denn fiir
alle anderen Abteilungen ist, nachdem das alte Kunstgewerbemu-
seum geräumt ist, im Zentrum Berlins reichlich Platz vorhanden.“
Als Bode vor 15 Jahren den Plan des Asiatischen Museums
schuf, in dem auch die Islamisohe Abteilung untergebracht werden
sollte, hatten ihn alle maßgebenden Leiter des Kaiser-Friedrich-
Museums und Völkerkunde-Museums gutgeheißen, mitunterschrie-
ben und daran weitergearbeitet. Friedrich Sarre war mit dabei.
Und wir glauben nicht, daß er mit dem Wachsen des Bruno Paul’-
schen Baues in Dahlem, ftir dessen Fertigstellung Wilhelm von
Bode seine Privatbibliothek versteigern ließ, seine Ueberzeugung
geändert hat. Aber — mit der Sache Sarre fällt das gesamte Bier-
mannsche Kartenhaus zusammen!
Kunff au kti o nen.
Bcültn.
Mit der kommenden Versteigerung yom 17.—18. März 1925
kann das Kunst-Auktions-Haus von Jac. H e c h t in der Tauentzien-
straße auf eine halbjährige Auktionstätigkeit zurückblicken. Die
Steigerung hinsichtlich der Qualität dcs Matcrials, das sich von
Auktion zu Aktion merkbar hob, ist bei dem vcrliegenden, reich
illustrierten Kataloge VI (mit 12 Abbildungstafein) besonders her-
vorzuheben. Wir finden sowohl unter den alten wie auch unter
den modernen Gemälden eine Peihe so guter Namen, wie man
ihnen auf Versteigerungen in letzter Zeit nur selten begegnete.

Aus der Fülle des Materials seien Werke von Dirk Hals, Zwei
Gesellschaftsszenen, Caspar Netscher, Damenporträt, J. Wynants,
Landschaft mit Staffage, J. Sandraert, Bildnis eines Ratsherrn,
Govaert Flinck, Floris, Nic. Maes, Bakhuijzen, Poussin, Quer
furt, Vernet, Heemskerck u. a. genannt.
Die modernen Meister sind mit Bildern von Liebermann,
Reiter am Strand, Corinth, Herrenporträt, Defregger, Mädchen-
kopf, Spitzweg, Garten mit Haus, Toulouse-Lautrec, drei Tänze-
rinnen, Lesser Ury, Grunewaldsee, Th. Hosernann, Am Gartenzaun,
Osw. Achenbach, Triumphbogen des Septimius Severus, C. F.
Müller-Kurzwelly u. a. vertreten.
Neben Kleider-, Kabinett- und Stollenschränken, Vitrinen,
Tischen, Truhen und Kommoden sind prachtvolle Renaissance- und
Barockstiihle in sehr guter Erhaltung zu finden, ferner sehr ge-
schmackvolle rKonen, Leuchter und Girandolen. — Großem Inter-
esse werden die Brüsseler Seidentapisserie und der
Flandrische Renaissance-Gobelin begegnen, weil beide Stiicke
durch die Eigenart der Motive hervorragen.
*
Am 23. März bringt Karl Ernst H e n r i c i gemeisam mit dem
Antiquariat Halle, München, eine äußerst gewählte. kostbare


Finetti, Sattelplatz auf Reitturnier. Neue Kunsthandlung, Berlin

Sammlung vcn dekorativen Kunstblättern des 18. Jahrhunderts
zum Ausruf, unter denen sich vorzügliche Qualitäten des eng-
1 i s c h e n und französischen Farbendrucks sowic
der Schabkunst befinden. Namen wie Bartolozzi, ßonnet,
Debucourt, Demarteau, Descourtis, Janinet, .1. R. Smith, Reynolds,
W. Ward u. a. sind hier glänzend vertreten. Ein reich illustrierter
Katalog orientiert über diese 378 Nummern umfassende Kollcktion.
Der monumentale Katalog der Por.zellansammlung Professor
Dr. Ludwig D a r m s t a e d t e r , die, wie berichtet, vom 24. bis
26. März in Rudolph L e p k e s Kunstauktionshause versteigert
wird, ist mit nicht weniger als 130 Lichtdrucktafeln geschmückt,
auf denen die Ha.uptstticke der berühmten Berliner Sammlung re-
produziert sind. Wir finden da in der Serie M e i ß e n , die allein
170 Stiicke enthält, die gesuchten Kriloninfiguren Kändlers, allen
voran die entzückende Dame (Nr. 78) mit dem violetten Mieder.
die durch Paters ,,Le baiser rendu“ beeinflußt isf, sehen die sel-
tene grcße Krinolingruppe August III. mit Gemahlin (Nr. 76), die
köstliclie Krinolindame mit den zwei Möpsen (Nr. 80), den einzig
dastehenden Ftinfer-Satz der A. R.-Vasen (Nr. 93—97), die herr-
liche Deckelterrine (Schneeba.llmuster) mit dem Wappen des
Dauphins von Frankreichs (Nr. 99) und die eiförmige Vase mit den
Hafenprospekten (Nr. 98), die Prof. Dr. Ludwig Schnorr v o n
Carolsfeld, der Verfasser des vorbildlichen Darmstaedter-
Katalogs, auf Anraten von Dr. H. H. Josten dem Adam Frie-

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