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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

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1./2. Januarheft
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1./2. Märzheft
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Der Kampf um das Asiatische Museum in Berlin-Dahlem / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Schweizerische Kunstchronik / Vom holländischen Kunstmarkt / Kleine Kunstchronik / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0268

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drich v. L Ö w e n f i n c k zuschreibt. Schnorr v. Carolsfeld weist
auch in seinen Literaturnachweisen äuf Jostens Aufsatz „Zur Lö-
wenfinck-Frage“ in Donaths „Jahrbuch ftir Kunstsammler“ i. Bd.
1921 und auf Jostens „Neue Beiträge zur Löwenfinckfrage“ im
„Kunstwanderer“ 1922 hin, und Generaldirektor Geheimrat Dr.
Otto v. F a 1 k e ist im Vorwort, das er fiir den Katalog Darm-
staedter schrieb, der Ansicht, daß mit dieser Löwenfinck-Ent-
deckung die Handhabe gewonnen ist, „um weitere Porzellan-
malereien aus der Friihzeit Meißens als Arbeiten Friedrich v. Lö-
wenfincks zu bestimmen.“ Auf Meißen folgt darin Franken-
thal mit 42 Stücken, darunter den Figuren und Gruppen der bei-
den Lück, der Lanz und Linck — „die verabschiedete Magd“ oder
„die scheltende Dame“ K. G. Lücks ist hier wchl das Glanzstück
— und nun reiht sich W i e n an mit 35 erlesenen Exemplaren an
Gruppen, Figuren, Tassen usw. Die Abteilung N y m p h e n b u r g
riickt mit ihrem Dutzend Bustelli-Figuren an die Schätze des
Bayerischen Nationlmuseums heran, und auch Höchst. Fulda, Berlin
sowie die übrigen deutschen Manufakturen sind in diesem Katalog
in ihren besten Stücken abgebildet. Ein Kapitel für sich ist die
Reihe der 140 a u s 1 än d i s c h e n Porzellane, unter denen S e v -
r e s sowie die e n g I i s c h e n Porzellane wie Chelsea, Wor-
cester u. a. durch Werke von internationalem Rang repräsentiert
sind. Die Welt der Kunstwissenschaft, der Sammler und Händler
darf Prof. Schnorr v. Carolsfeld fiir die hervorragene Katalogar-
beit dankbar sein und dem Hause Lepke gebiihrt der Verdienst,
dcn Katalog Darmstaedter in besonders vornehmer Weise aus-
gestattet zu haben.
*
Am 24. März hat S. Martin Fraenkel eine Auktion von
Büchern mit 111 u s t r a t i o n e n deutscher Künstler. Es
ist eine sehr bemerkenswerte Reihe, die von Diirer und Cranach
bis zur Gegenwart reicht und die aucli zahlreiche Seltenheiten
aufzeigt.
Das Antiquariat Josef Altmann in Berlin, veranstaltet am
Donnerstag, den 26. März 1925 eine Versteigerung i 11 u s t r i e r -
ter Bücher des 18. und 19. Jahrhunderts, von Werken zur
Kunst und Kunstgeschichte, Inkunabeln und alten Flolzsclmitten, von
Deutscher Literatur und Philosophie.
$
An die Versteigerung moderner Graphik, die Max
P e r 1 am 27. und 28. Februar hatte und in der namentlich für
Liebermann, von dem das fast komplette radierte Werk zu
sehen war, fiir C o r i n t h , S 1 e v o g t, U r y so annehmbare
Preise erzielt worden sind, daß sie aufbauend wirken können -
wir werden uns mit den Graphikpreisen demnächst noch beschäf-


Paul Paeschkc, Hamburger Wetter. Radierung
Verlag Neue Kunsthandlung, Berlin

Paul Paeschke, Ronr. Vor St. Petcr
Handzeichnung
tigen — reiht sich in diesem Kunsthause am 30. und 31. März die
Auktion der nachgelassenen B i b 1 i ot h e k Ferruccio Bu-
s o n i. Sie enthält Werke der Weltliteratur in schönen Gesamt-
ausgaben und Erstdrucke, illustrierte Bticher aller Jahrhunderte,
eine hervorragende Cervantes- und E. T. A. Hoffmann-Sammlung,
Bücher mit Widmungen und Dedikationsexemplare, Musikliteratur
usw. Unter den besonderen Kostbarkeiten sieht man eine Balzac
mit einer Widmung des Dichters, Goethes Faust mit den Dela-
croix-Blätter, Slevogts Zauberflöte mit einer Original-Zeichnung
u. a. Fiir den Katalog schrieb Dr. Julius Kapp ein enthusiasti-
sches Vorwort, das der Persnlichkeit des unvergessenen Musikers
gerecht wird und worin er sagt, daß Busonis Bibliothek „weder
eine Bibliophilen-Bibliothek“ ist, „obwohl sie große bibliophiie
Seltenheiten einschließt, noch eine Fachbibliothek, sondern die Bü-
cherei eines umfassenden Geistes.“
Nacli jahrlanger Pause können die deutschen Sammler wieder
einmal die Versteigerung einer Anzahl wirklich guter Bilder alter
Meister aus altem Privatbesitz erwarten. Anschließend an das
Hauptereignis der diesjährigen Auktions-Saison, an die A'erstei-
gerung der Porzellan-Sammlung Darmstaedter, wird das Kunst-
Auktions-Haus Rudolph L e p k e ca. 100 Gemälde aus einer
f ü r s 11 i c li e n G a 1 e r i e versteigern. Abgesehen von einigen
ganz ungewöhnlichen Stücken der Diisseldorfer Schule — Haupt-
werke von Achenbach, Scheuren, Schirmcr etc. handelt es sich
aussohließlich um alte Meister aller Schulen.
Um die Mitte des verflossenen Jahrhunderts erwarb eines
der großen deutschen Fürstenhäuser die Galerie des Oberberg-
rates Bernhard Hausmann in Hannover. Dieser unermüdliche
Sammler hatte es mit sicherem Blick verstanden, aus dem reichen
Kunstbesitz der niedersächsischen Lande Bilder aller Schulen an
sich zu bringen. Gewiß spiegclte auch sein Besitz die allgemeinen
Tendenzen der Zeit wieder, die z. B. bei den holländischen Land-
schaften die italienisierenden Meister bevorzugte, und so finden
wir aucli die Berghem, Carree, Weenix, Balen, Bloemen, van Laer
und Lingelbach gut vertreten. Manches Stiick hatte schon der
Vater H’s auf Versteigerungen erwerben können und die Prove-
nienz einiger Bilder geht zurück auf eine dcr bedeutenden Samm-
lungen des 18 Jahrh., die des Grafen Wahnoden, die im Jahre 1818
in Hannover versteigert wurde. Aber auch die „nordischen Hol-
länder“ sind gut vertreten. Jacob Ruijsdael mit zwei schönen
Landschaften, von denen besonders der „Blick von dcn Dünen“
einen nur noch selten vorkommenden Typus repräsentiert. Sein
Schüler, R. de Vries, ist mit einem, von Lingelbach staffierten, un-
gewöhnlich guten Bild zu finden und der jüngere Jan van der
Meer van Haarlem mit einer „Landsohaft mit Schafherde“, die an
Zartheit mit seinen kostbaren Radierungen wetteifert. Sehr be-
 
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