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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

DOI issue:
1./2. Januarheft
DOI issue:
1./2. Märzheft
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Der Kampf um das Asiatische Museum in Berlin-Dahlem / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Schweizerische Kunstchronik / Vom holländischen Kunstmarkt / Kleine Kunstchronik / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0269

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vorzugt werden die kleineren Genremaler wie Brakenburg (aus dcr
Sammlung Walmoden) J. M. Molenaer, Bega, Drogsloot, dann von
der späteren Gcneration der sehr seltene Jan Mieris, Verkolje u. a.
Aufallend gute Porträts finden sich; Nicolas Neufchatel, der trotz
des Namens wohl der deutschen Schule zuzurechnen ist, hat das
stattliche Porträt eines Mannes, der seine Rechte auf seinen schön
verzierten Helm legt, gemalt; ihm ist wohl auch der feine Kopf
eines blondbärtigen Mannes zuzuschreiben, aus dem der Zu-
sammenhang mit aer Holbein'schen Kunst deutlich spricht.
Deutsch ist auch das ungewöhnlich schöne Porträt einer Frau in
der weißen Haube, datiert 1554, das von der Hand eines west-
fälischen Meisters zu sein scheint. Von Ravestijen gibt es sein
liebenswürdig ungeschicktes Kinderbild, von Jan Lievens zwei
Porträts, welche zeigen, wie der Künstler den iiberwältigenden
Einfluß seines großen Lehrers, Rembrandt, in sich aufnehmen
konte, ohne die eigene Persönlichkeit zu verlieren; von Philip de
Ghampaigne, einem ernsten Gelehrten, und von dem schwedisch-
Miinchener Hofportra'tisten Desmarees ein reiches Bildnispaar,
das Maria Theresia und Iesof I. darstellt. Aus den Bruckmann'
schen Pigmentsdrucken ist vieles weiten Kreisen bekannt, was


Finetti, Reitpferd. Neue Kunsthandlung, Berlin

nun zur Versteigerung gelangt, so das schöne Gruppenbild der
„Großmutter mit Enkelkind“ von Juriaan Ovens, oder die statt-
liche Madonna mit Heiligen von Sodorna. Dagegen sind Bilder,
wie ,,die Anbetung des Kindes“ von Lelio Orsi und die beiden rei-
zenden Landschaften von Zuccarelli früheren Generationen gleich-
giiltiger gewesen als unserer Zeit, die wir mit neuer Freude ita-
lienisches Barock und Rokoko genießen.
Ganz fiir sich steht die „Verlobung der Katharina“. So, wie
Lucas Cranach in seiner herrlichen „Ruhe auf der Flucht“ im
Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin die religiöse Szene zum über-
konfessionellen Märchen gestaltete, so hat hier ein sächsischer
Maler um die gleiche Zeit, und sicher beeinflußt von Cranach,
ein anderes licbliches Märchenbild geschaffen: in sommerlicher,
mitteldeutscher Landschaft sitzt die mädchenhafte Mutter, das
nackte Christuskind spiclt mit der kleinen, wohl erst sechsjäh-
rigen, Katharina, die als gutes dcutsches Bürgermädchen gekleidet
ist und ringsherum, zwischen Blumen, auf den Bäumen und in der
Luft tummeln sich die Engelein. Ein Vorbesitzer des Bildes hat
vor mehr als 100 Jahren sich so sehr in dieses verliebt, daß er auf
der Rückseite vermerkte, nur Albrecht Diirer könnte es geschaffen


A L T CHINA K U N S T
ANTIQ UITÄTEN

ERNST FRITZSCME
HOFLIEFER ANT
SONDERAUSSTELLUNG
VON ALTEM PORZELLAN UND BRONZEN
BERLIN W 66, WILHELMSTRASSE 49
I_

haben. Bis vor kurzer Zeit waren viele dieser Bilder, die nnn
zur Versteigerung gelangen werden, in einem deutschen Provinz-
museum zu sehen. Erst die tiefgehenden Vermögensverändernn-
gen des letzten Jahrzehnts haben die fiirstlichen Vorbesitzer ver-
anlassen können, einen Teil der Fideikommißgalerie des herzog-
lichen Hauses zu veräußern.
*
Hugo H e 1 b i n g , München und Paul C a s s i r e r , Berlin,
versteigern vom 1. bis 3. April eine Sammlung von Taschen-
u h r e n aus siideutschem Adelsbesitz, die das kostbarste und
gewählteste ist, was seit Iangem an Uhren auf den Markt kam. Nur
46 Stück, aber eine Uebersicht über die Entwicklung der trag-
baren Uhr vom 16. bis ins 18. Jahrhundert und zugleich der Be-
weis für die Bedeutung der älteren tragbaren Uhr als Schmuck-
stiick. Der verstorbene Besitzer der Sammlung war ein sicherer
Kenner auf dem Gebiete des alten Kunstgewerbes, er war zudem
gut beraten und übersah den internationalen Markt. So entstand
die Sammlung ohne alle theoretischen Erwägungen, damit eine
Geschichte der Uhren oder dcr Zeitmessung zu illustrieren, der
einzige Gedanke war vielmehr, vom Gute das Beste, zu erwerben
und davon wieder möglichst nur Prcben von unberührter Erhaltung.
Diese Sammlung zu beschreiben und mit einem Gcleitwort zu
versehen, konnte der Münchener Kunstgelehrte, Professor Dr.
Ernst v o n Bassermann- Jor-dan gewonnen werden. Bas-
sermann-Jordan beschreibt und wiirdigt in seiner bekannten er-
schöpfenden Weise unter Vermeidung aller subjektiven Wertnr-
teile die Halsuhren aus Metall und Bergkristall, die Goldemaill-
uhren und die Uhren phantastischer Form. Von der emaillierten
Massenware des späten 18. und des beginnenden 19. Jahrhunderts
cnthält die Sammlung auch nicht ein einziges Stück. Daß bei
Bassermann-Jordans Untersuclmngen viel interessantes ermittelt
wurde, ist selbstverständlich. Von Daniel Habreoht, dem Enkel
des Erbauers der zweiten Straßburger Münsteruhr, ist ein silberner
Totenkopf vorhanden, von G. Nourisson, dem beriihmten Wieder-
hersteller der monumentalen Münsteruhr in Lyon, eine Halsuhr aus

GALERIE
KllDOLF WILTSCHEK
BERLIN NW 7, NEUE WILHELMSTR. 9-11
NEUE UM) ALTE MEISTER
Ankaut’ Yerkauf

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