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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

DOI issue:
1./2. Januarheft
DOI issue:
1./2. Aprilheft
DOI article:
Schröder, Bruno: Neue griechische Kunstwerke im Berliner Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0304

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Abb. 5. Eros und Psyche
cr nur eine Kopie und durch kein zweites Beispiel auf
seine Zuverlässigkeit hin zu priifen. Sonst wäre er
wohl geeignet, in den Verhandlungen über den noch


Abb. 2. Ammon

ganz unkenntlichen Kalamis Bedeutung zu erlangen.
Was ihn auch ohne diese kunstgeschichtliche Beziebung
wertvoll macht, ist die Wiirde und der Ernst, die auch
aus den vergröberten Formen der Kopie und durch alle
Verstümmelung hindurch zu Tage treten.

Der pheidiasischen Zeit gehört dann die Athena
(Abb. 3) an, in Eskischehir gefunden und aus dem feinen
Kalkstein, dem sog. Meerschaum, geschnitten, der dort
gebrochen wird; es ist die verkleinerte Nachbildung
einer Statue, die dem sog. Torso Medici verwandt ge-
wesen sein muß. Athena steht straff aufgerichtet, in
doppelter Gewandung, mit dem Chiton und dem ge-
gürteten Peplos bekleidet. Um die Schultern trägt sie
die Aegis, noch in der altertümlich schweren Form. die
später zierlichen, schärpenartigen Gebilden gewichen
ist; am linken Arm hing der große Rundschild, die
Rechte wird die Lanze gehalten haben. Das sauber
ausgeführte Werk gibt bei aller Kleinheit einen guten
Begriff von der harmonischen Mächtigkeit der attischen


Abb. 4. Frauenköpfchen

Göttergestalten, die damals in den überall neu gebauten
Tempeln aufgerichtet wurden. In der Zeit nach Perikles
hat offenbar Alkamenes, ein Schüler des Pheidias, vor
andern solche Kultbilder aufgetragen bekommen.
Glückliche Funde in Verbindung mit Schriftstellen haben
es i.i letzter Zeit mögnci; gemacht, genauere Vorstel-
lungen von seiner Kunstart zu gewinnen. Dadurch sind
wir aucli berechtigt, das Frauenköpfcheu (Abb. 4) mit
seinem Nainen zu verbinden. Es ist, wie es scheint, von
einein Relief abgesplittert und gehörte zu einer Frauen-
gestalt, die sich ein wenig nach der Seite wendete. Das
kleine Bruchstück ist nur 9 cm hoch, uud docli gleichen
die Formen vollkommen denen eines Kopfes von monu-
mentalen Massen, der auf der Akropolis gefunden und
vor kurzem mit der Prokne-Statue des Alkamenes ver-
einigt worden ist. Die kraftvolle Anlage des Ganzen
mit den großen Formen an Stirn, Augen und Wangen
ist noch ganz pheidiasisch, aber der weiche, schwel-
lende Mund und das iebhafte Auf und Ab der Haarwellen

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