Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

DOI Heft:
1./2. Januarheft
DOI Heft:
1./2. Aprilheft
DOI Artikel:
Schröder, Bruno: Neue griechische Kunstwerke im Berliner Museum
DOI Artikel:
Baum, Julius: Kunstwanderungen in der Schweiz
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0305

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
verrät das Empfinden einer jüngeren Generation. Noch
weiter hinab leitet das köstliche Relief von Samsun
Abb. 5, das einst einem bronzenen Wassergefäß als
Schmuck gedient hat. Eros und Psyche stehen neben-
einander an einem Felsen, wie in vertrautem, aber nicht
zärtlichem Gespräch. Nur in der Wendung und Neigung
der Häupter und in der sanft fließenden Haltung der
Gliedmaßen zeigt sich die innere Beseelung, die bereits
die weiche Art der praxitelischen Kunst ahnen läßt.
Aber meisterhaft ist das Gleichgewicht der Komposition

und der malerische Gegensatz zwischen den Gestalten
und den ausgebreiteten Flügelpaaren, vortrefflich auch
die sorgsame technische Ausführung; die Gruppe ist
fast zu schön für ein Gefäß alltäglichen Gebrauchs, aber
sie will uns als ein passender Schmuck erscheinen, wenn
wir uns vorstellen, die Hydria habe, wie es in andern
Fällen bezeugt ist, einstmals die Asche eines Toten ge-
borgen. Da mochten denn Eros und Psyche beziehungs-
voll an Seelenglauben und an Jenseitshoffnungen er-
innern.

Callot
Ansicht des Louvre
in Paris


Graphik-Auktion
bei
Hollstein &. Puppel
Berlin

Kunhioanderungen tn det? ScbmetE
oon

lulius
|ie schweizerische Denkmäleraufnahme ist, mit der
deutschen verglichen, noch stark im Rückstande.
Die ersten Inventarhefte von Rahn entsprechen so
wenig, wie die frühesten deutschen Kunstverzeichnisse,
den heutigen Ansprüchen. Von dem neuesten, sehr
gewissenhaft gearbeiteten Inventarband, jenem des
Kantons Unterwalden von D u r r e r , ist die letzte
Fieferung noch immer nicht erschienen. So greift man
gern zu anderen Hilfsmitteln. Sie bieten sich in drei
stattlichen neuen Bänden.
Der erste dieser Bände ist bei Eugen Rentsch in
Erlenbach erschienen. Maria B 1 a s e r hat die Aus-
wahl der 354 Abbildungen getroffen, Artur W e e s e
eine Einleitung dazu geschrieben. Die Verbindung von
herrlichster Landschaft und stolzen Werken der Kunst
ist in der Schweiz unvergleichlich. Eine Wanderung
durch die Bilder dieses Buches bereitet demgemäß einen
hohen Genuß. Die Zusammenstellung vernachläßigt
nichts. Man findet Städteansichten aus der Vogelschau,
wertvolle romanische und gotische Kirchen, darunter
wenig bekannte, wie S. Peter in Müstail, und durch ein-
zigartige Schönheit ausgezeichnete, wie Liebfrauen zu
Valeria ob Sitten, Einzelwerke der romanischen Stein-
plastik und Goldschmiedekunst, Beispiele der zahlrei-
chen erhaltenen kirchlichen Innenräume mit Watid-

6aum
malereien, stolze Burgen, Stadttore, ßrunnen und
Herrenhäuser mit der Pracht der vertäfelten Gemächer
und stuckierten Säle. Auch dem Rokoko, das der
Schweiz Gotteshäuser vom Range der Kirchen in
S. Gallen und Maria Einsiedeln sowie stattliche Land-
sitze geschenkt hat, ist genügend Raum gewidmet. Zum
Beschlusse finden sich Abbildungen einzelner Möbel-
stücke, Kästen, Tische, Öfen, heilige und weltliche Me-
tallgeräte und Tongefäße. Artur Weese begleitet diese
Bilder mit einer feinfühligen Einführung.
Von anderer Art ist ein großes, bei Wasmuth in
Berlin erscheinendes Unternehmen, für das der Archi-
tekt Adolf G a u d y verantwortlich zeiclmet und von
dem bisher zwei Bände vorliegen: Die kirchlichen Bau-
denkmäler der Schweiz. Das Werk soll alle Kantone
umfassen. Die beiden ersten Bände sind den Kantonen
Graubünden, S. Gallen, Appenzell und Thurgau gewid-
met. Die Aufgabe ist spiezieller als in dem anderen
Werke. Die Baukunst herrscht, den Neigungen des Her-
ausgebers entsprechend, vor; doch werden auch die
anderen Künste bercksichtigt. Die Einleitungen sind von
liebevoller Ausführlichkeit, in der Beschreibung und den
Grundrissen zuverlässig, in der kunsthistorischen Ana-
lyse oft — und oder auch daneben — tastend. Gleich
das erste Bild des ersten Bandes setzt den erhaltenen

267
 
Annotationen