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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

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1./2. Januarheft
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1./2. Aprilheft
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Kühnel-Kunze, Irene: Venturis neuentdeckte "Correggio"- Madonna in der Sammlung Borromeo auf der Isola Bella
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Der Kampf um des Asiatische Museum in Berlin-Dahlem / Wiener Kunstleben / Londoner Kuntschau / Zu Zeichnungen von Aristide Maillol / Kunstauktionen / Aus der Museumswelt / Rheinischer Kunstbrief / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0308

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aber zu gering, als daß Agostino selbst es ausgeführt
haben könnte. Ein Schiiler der Carracci-Werkstatt
wird das Bild direkt nach der Zeichnung des Agostino
oder nach Brizios Kupferstich g'emalt haben. Die Ver-
schiedenheit des landschaftlichen Hintergrundes auf
Stich und Gemälde erklärt sich aus der Übertragung
der Vorlage in die andere Technik. Wie fast alle be-
kannten Zeichnungen des Agostino Carracci wird auch

dieser Entwurf eine großzügige Skizze gewesen sein,
sodaß die bis ins Detail genau ausgeführte Landschaft
des Kupferstiches als Zutat des Stechers anzusehen ist.
Der Maler des in der Sannnlung Borromeo befindlichen
Bildes aber wandelte die Vorlage ab, indem er eine
nocli stärkere Annäherung an die großen Meister des
16. Jahrhunderts suchte — ein Vorgang, der für einen
zweitrangigen Eklektiker um 1600 charakteristiseh ist.


Det? Kampf um des Aßattfcbe Mufeum in BeülmzDabletTL

Im Anschlusse an den im März-Doppelheft des „Kunstwande-
rers“ veröffentlichten Artikel „Der Kampf um das Asiatische Mu-
seum“ möchten wir mitteilen, daß Dr. Ernst K ü h n e 1 vom
Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin, der hervorragende Islarn-
Kenner, an Professor Dr. Qeorg Biermann einen Brief gerichtet
hat, der zu der Frage des Asiatischen Museums Stellung nimmt.
Dr. Kühnel hat diesen Brief dem „Kunstwanderer“ zur Veröffent-
lichung iibergeben. Der Brief lautet:
Berlin, den 17. März 1925
Sehr geehrter Herr Professor Biermann!
In Ihrem in mehr als einer Hinsicht irreführenden Aufsarz
iiber das Asiatische Museum im „Cicerone“ Nr. 3, Februar 1925,
heißt es unter anderm:
„Die Becker’sche These von der Zugehörigkeit der islami-
schen Kunst zum Kulturkreis des Mittehneerbeckens ist iiber-
all längst von den Forschern auf dem Gebiete der asiatischen
Kunst anerkannt worden.“
Mein von Ihnen sehr unterschätzter Kollege Arthur U. Pope
vom Museum in Chicago (früher in San Francisco) hat, wie Sie
wissen, vor kurzem so ziemlich das genaue Gegenteil gesagt und
immerhin einige Aeußerungen von Fachleuten zitiert, die die
Kühnheit Ihrer Behauptung nicht gerade rechtfertigen. Im übri-
gen setzen Sie wie er und andere, die in dieser meines Erachtens
völiig überfliissigen Diskussion das Wort ergriffen haben, als fest-
stehend voraus, daß tatsächlich C. H. Becker eine derartige

Theorie begründet und gelegentlich der Entscheidung über das
Dahlemcr Projekt in die Praxis umgesetzt hat. Dem muß ich
nach meiner Kenntnis der Dinge entschieden widersprechen, und
ich glaube mit den folgenden Ausführungen zu der immer drin-
gender gewordenen Klarstellung des wirklichen Sachverhaltes
beitragen zu können.
Der ganze Streit nahm seinen Ausgang davon, daß C. H.
Becker gelegentlich einer kritischen Beleuchtung des von E.
Troeltsch versuchten konstruktiven Aufbaus verschiedener ge-
schlossener Kulturkreise auf die Unzulässigkeit einer scharfen
Trennung in vorderasiatisch-islamische und „mittelmeerisch-euro-
päische“ Welt hinwies und die Einbeziehung der ersteren in die
letztere aus verschiedenen Griinden verfocht. Am Schluß seiner
Betrachtungen über die ausgesprochene Vermittlerrolle des Islam
zwischen Europa und Asien hat er dann die stärkere Hinneigung
nach dem Abendlande wenigstens in kulturellen Dingen betont,
und hinzugefügt, daß diese Entscheldung „auch eine eminent
praktische Bedeutung hat, wenn es ein Museum einzurichten gilt“
(1922; vergl. Islamstudien, S. 39). Diese beiläufige Randbemer-
kung — denn eine These in Ihrem Sinne ist cs schon deshalb nicht,
weil die Begründung ihrer Anwendbarkcit auf die islamische
Kunst fehlt, deren ihm ferner liegende Probleme C. H. Becker
in anerkennenswerter Zurückhaltung nirgends diskutiert — diese
Randbemerkung konnte nur deshalb in der Oeffentlichkeit soviel
Staub aufwirbeln, weil der, der sie tat, an der Spitze der preußi-
schen Kunstverwaltung stand, und weil der, der sie aufgriff,

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