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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

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1./2. Januarheft
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1./2. Aprilheft
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Der Kampf um des Asiatische Museum in Berlin-Dahlem / Wiener Kunstleben / Londoner Kuntschau / Zu Zeichnungen von Aristide Maillol / Kunstauktionen / Aus der Museumswelt / Rheinischer Kunstbrief / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0311

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voller als je, und wir wollen alles daran setzen, urn in Ihrem
Geiste unsere Arbeiten fortzuführen.“
Dieser Sympathie-Kundgebung der Kunstgeschichtlichen Ge-
sellschaft für Wilhelm von Bode haben sich die A r c h ä o 1 o g e n
angeschlossen.
IDtetaet? Kun(Heben.
W i e n , Ende März.
Anfangs März hat die „Gesellschaft der Museumsfreunde“
in den Räumen der Wiener „S e z e s s i o n“ eine Ausstellung
von Werken der französischen Malerei des 19. Jahr-
hunderts eröffnet. Eine Kunstschau von bester Qualität und er-
lesener Schönheit, welche durch das Entgegenkommen der franzö-
siscnen Regierung und die intensive Werbetätigkeit des im Wiener
Kunstleben außerordentlich verdienten Malers Moll ermöglicht
wurde. Sie gibt ein übersichtliches Bild des künstlerisclien Werde-
prozesses, der in Frankreich mit den Klassizisten David und Ingres
einsetzt, tiber Gericault und Delacroix, und den Meistern der
Barbizonschule, zum Bauernmaler Millet, dem Lyriker Corot führt,
in den leitenden Männern des Impressionismus, in Courbet, Manet.
Monet, Seurat und Signac gewaltigen Aufschwung nimmt und in
Cezanne und van Gogh seincn Ausklang findet. Die Ausstellung
enthält u. a. an Leihgaben aus dem Louvre die Badende von
Ingres, die Tigerjagd von Delacroix, die Mühle von Corot und
das strickende Mädchen von Millet. Aus der Luxembourg
Galerie kam der Balkon von Manet und ein Portrait von Tou-
louse-Lautrec. Aus dem Petit-Palais wurde Daumiers Liebhaber
der Stiche geholt. Aus der Sammlung Durand-Ruel stammen u. a.
von Renoir: Die Loge, die Seine bei Argenteuil und Monet in
seinem Garten malend; von Degas Tänzerinnen im Vorraum der
Bühne und von Puvis de Chavannes, Jean Cavalier. Mit kost-
baren Beiträgen sind die Sammler Dr. Hermann Eißler, Wien
(Gericault, Eine Verrückte; Renoir, Lesende junge Mädchen;
Cezanne, Landschaft); ferner Baron Moriz Herzog (ßadende von
Cezanne) und Hofrat von Majovszky, Budapest (Handzeichnun-
gen der bedeutendsten Impressionisten) vertreten. Jm Künst-
lerhaus ist gegenwärtig eine Kohektiv-Ausstehung des kraft-
beschwingten und wurzelechten Tiroler Monumentalmalers A 1b i n
E g g e r - -L i n z zu sehen. Ein Teil des imposanten Lebens-
werkes des mit seiner Heimatsscholle eng verbundenen Künstlers,
das Verhältnis des Tiroler Menschen zu der ihn umgebenden
Natur, das kraftgestählte, herbe und doch zugleich innerlich ver-
tiefte Hineinhorchen in ihr geheimnisvolles Weben und Werben,
die Tragik des Alltags und der „Totentanz“ der letzten Kriegs-
jahre sind der ungefähre Stoffkreis dieser Bilder, die ein eigenes
Stilgefühl expressiver Monumentalität und sehnsiichtiger Empfind-
samkeit ausstrahlen.
Einem älteren Tiroler Künstler, dem gerade 80 Jahre alt
gewordenen Wiener Bildhauer Emanuel Pendl, von dem
ein Teil des figuralen Schmuckes des Wiener Justizpalastes, des
Parlamentsgebäudes, der Akademie der bildenden Künste, des
neuen Burgtors und mehrerer öffentlicher Gebäude in Graz, Inns-
bruck, Reichenberg etc. herriihrt, widmet der Kunstsalon Artin
eine besondere Ausstellung. An das Werk Emanuel Pendls
schließt sich noch eine kleine und sehr anregende Uebersicht der
in Wien erreichbaren Werke seines Großvaters Johann Baprist,
des Schülers Zauners und hervorragenden Wachsbossierers und
seines Vaters Franz Xaver, der als Kirchenplastikcr zum honen
Ruf gelangte. In dieser interessanten Kunstschau ist auch noch
ein vierter Pendl vertreten, Erwin, der Sohn des Jubilars, der
als minutiösfeiner Prospekt- und Vedutenmaler zu den längst
anerkannten und vielbeschäftigten Wiener Künstlern der Gegen-
wart zählt. G.

Das „Berliner Tageblatt“ nennt
den „Kunstwanderer“ die „auch im weiten Aus-
land anerkannte Sammler - Zeitschrift.“

tondonet? Kunffßbau.
L o n d o n , Ende März.
Das Haus Christie war wiederum der Schauplatz einer
interessanten Versteigerung, als der R o m n e y „Harriet Mellon,
Hcrzogin von St. Albans“ ausgeboten und von Legatt für 1650
Guineen angekauft wurde. Zwei andere Romneys, Hauptmann
Gilvie und Frau Trimmer, brachten 500 Guin. (Sampson). Die
G r e u z e - Studie eines Mädchen in weißer Haube ging an Roth-
schild fiir 580 Guin. Ein Panelbiid von I s r a e 1 s „Die ängstliche
Familie“ ergab 430 Guin. (Sampson), ein sehr kleines Gemälde
von Guardi 240 Guin. (Stolt).


Rosalba Carriera, 1675—1757
Danie mit roter Schleife (Pastell), 32X26 cm
Eigentum der Kunsthandlung P. Rusch, Dresden
(Aus der Pastellsammlung der Staatsgalerie zu Dresden)
Lord Darnley hat sich entschlossen, einen Teil seiner
Sammlung von Bildern Tizians, Gainsboroughs, Reynolds usw.
zu verkaufen. Die Versteigerung wird am 1. Mai in den Räumen
der Firma Christie, London, stattfinden. Die englischen
Zeitungen appellieren an die Kunstliebhaber, um der Nation diese
Schätze zu erhalten nnc il re Abwanderung iiber den Ozem zu
verhüten.
*
Jarvis zahlte bei Christies 1200 Guin. fiir zwei Briisseler
Tapisseriestücke, Don Quixote darstellend, spätes 17. Jahrhundert.
Ein Gobelin aus derselben Zeit mit Flora, Venus und Adonis
ging an Mallet ftir 780 Guineen.
*
Bei der Versteigerung eines weiteren J'eils der unerschöpf-
lichen B r i t w e 1 1 B i b 1 i o t h e k bei S o t h e b y s kaufte Dr.
Rosenbach, New York, im Auftrage seiner amerikanischen Klien-
ten fiir insgesamt 880 Pf. Sterling Robert Ayletts, iin Jahre 1621
veröffentlichte Ausgabc des Hohelieds, einen Genfer Druck des
Jahres 1556 von Kalvins „Gebetformel“ und eine Tragikomödie

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