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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

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1./2. Januarheft
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1./2. Aprilheft
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Der Kampf um des Asiatische Museum in Berlin-Dahlem / Wiener Kunstleben / Londoner Kuntschau / Zu Zeichnungen von Aristide Maillol / Kunstauktionen / Aus der Museumswelt / Rheinischer Kunstbrief / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0321

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stellung der Stilentwicklung des deutschen Möbels, der oft recht
verwickelten Zusammenhänge zwischen den einzelnen Zentren
der Tischlerkunst, hätte den Umfang des Buches ins Ungemessene
gesteigert. Der Verfasser war sich offenbar auch bewußt, daß
eine solche Aufgabe nur bei souveräner Beherrschung des sehr
verstreuten und unübersichtlichen Denkmälerschatzes gelöst wer-
den kann. Die Kunstwissenschaft wird aus dem Hauptteil des
Buches mit seinem kulturhistorisch und technisch ungemein wich-
tigen Inhalt zweifellos hohen Nutzen ziehen. Es ist kaum zuviel
gesagt, daß Fritz Hellwag mit seiner Arbeit erst das Fundament
geschaffen hat, auf dem eine stilkritische Arbeit aufbauen kann.
L u d w i g S c h n o r r v. C a r o 1 s f e 1 d.
*
L e o n a e r t B r a m e r s Zeichnungen z u m T y 1 U 1 e n -
s p i e g e 1 , herausgegeben von E. W. B r e d t. Verlag von
Karl W. Hiersemann, Leipzig 1924.
Den Inhalt dieses schönen Buches bennent richtiger der Ein-
ba.nd: Tyl Ulenspiegel. Mit den Zeichnungen von Leonaert Bra-
mer. Denn Prof. Bredt hat hier ebenso wie beim „Ouevedo“ und
„Lazarillo“ den Illustrationen Bramers ilire Basis, den Text, bei-
gegeben und so ein wertvolles Qanzes geliefert, das ebensosehr
dem Kunstfreunde wie dem Liebhaber der Literatur eine Freude
bereitet. Dem Buche ist zudem eine 55 Seiten umfassende kunst-
historische Einleitung mitgegeben, die über alle einscblägigen Fra-
gen Auskunft gibt. In Ausführlichkeit wird von dem Verhalten
der Zeit Bramers zur kiinstlerischen Buch illustration gesprochen,
dann Bramer selbst als Illustrator gewürdigt, schließlich werden
die Ulenspiegel-Zeichnungen und ihre literarischen Quellen näher
untersucht.
Im Holland des 17. Jahrhunderts war „ein populäres Verlan-
gen nach irgendwie illustrierten Büchern vorhanden, aber ein
künstlerisches Bediirfnis nach wertvollen Buchillustrationen scheint
damals nicht allgemein gefiihlt worden zu sein. Man tat es wohl
gelegentlich, aber es war eher etwas Lästiges für den Verlag als
eine willkommene Gelegenheit, das Buch hervorzuheben“. ■— „Die
Verbindung von Typendruck und Tiefdruck scheint aus enwickel-
tem Kulturbediirfnis abgelehnt worden zu sein. Die Technik der
Holzschneider jener Zeit versagte“. — Und dann ein Anderes: „Nur
die Umwelt interessierte“. — „Wenn Leonaert Bramer allein
schier sich gedrängt fiihlte, immer wieder dichterische Werke und
zumal neuere oder kaum bekannte zu illustrieren . . ., so war das
eine Tat, die ihn als Kiinstler aus seiner ganzen Zeit herausbebt.
Aber seine Zeichnungen blieben in den Mappen der Sammler lie-
gen“. Die 72 Zeichnungen zum Ulenspiegel (Besitz der Kunst-
halle zu Bremen) werden hier zum ersten Male veröffentlicht.
Bramer hat offenbar völlig unabhängig geschaffen. Bredt
gibt vor allem eine ausführliche Qegeniiberstellung mit den Illustra-
tionen des Tobias Stimmer zu Fischarts Euienspiegel und kommt
zu dem Ergebnis, daß nur Bramer jenen „stillen Humor“ aufweise,
der seine Zeichnungen uns so wertvoll erscheinen läßt. „Ihn
interessiert der einzelne Mensch. Seine ganze Lebensbeobachtung
ist gesättigt und beruhigt. Er geht behaglich zwischen allen mög-
lichen Anderen und auch neben dem Qrößten seiner Zeit als
selbständig wäldender und schaffender Qenießer und Künstler sei-
nes Weges. So schuf er auf abseitigen Wegen, ohne sich je ab-
seits zu fühlen“.
Der Text, den Bredt gibt, ist eine von ihm selbst vorge-
nommene Uebertragung der ältesten vlämischen Ulenspiegel-Aus-.
gabe, die Michial von Hochstraten zu Antwerpen im Anfang des
16. Jahrhunderts gedruckt hat. Die Zeichnungen wurden bisher —
zufolge Kramms Angabe — in das Jahr 1656 verlegt (Wichmann,
Nr. 167). Bredt spricht sich überzeugend fiir ein Datierung in die
40er Jahre aus.
Der Eulenspiegel ist ein Volksbuch; naiv, derb, witzig, bäue-
risch, pfiffig. Es mag von vornherein niclit jedermanns Geschmack
sein, darin zu lesen, vielleicht gerade heutzutage nicht; die Bredt-
sche Ausgabe wird aber doch niemanden unzufrieden iassen.
Denn so wenig die Zeichnungen Brafners auf den ersten Blick bc-
stechen, so selir erfreuen sie, wenigstens in der Mehrzahl, bei tie-
ferer Versenkung in Text und Illustration. Die Ruhe des Vor-
trages, die anständige Zurückhaltung, dic einfache Art der Schil-


P. RUSCM
DRESDEN = A. Sidonienstrasse 27

Gemälde
Antike Möbel, Gobelins
Porzellanet Tafelsilber
aus der staatlichen Gemäldegalerie#
dem KgL Residenzschloß
und dem Johanneum zu Dresden
T. 16279

derung erwärmen denjenigen, dcr anfangs dem Buche und seinen
Tafeln kiihl gegeniiberstand, doch immer mehr. Wer sich anfangs
vielleicht dramatischere Bilder wünschte, der wird beim Andauern
der Lektiire wachsenden Qenuß haben gerade an der fast zeit-
losen, klassischen Gelassenheit dieser Zeichnungen. Die Einfach-
heit der Bühne wirkt hier wie bei Shakespeare Wunder: alles Be-
schauen versammclt sich auf die Personen, und aus dem Einzel-
falle kristallisiert sich das Allgemein-Menschliche. Man geht nicht
zu weit, wenn man das Buch als eine Eulenspiegel-Ausgabe be-
zeichnet, bei welcher Text und Illustration, trotz des Unterschiedes
von mehr als hundert Jaliren, in erstaunlich naher Berührung
stehen, die überaus wirksam ist.
Die Ausstattung ist sehr gut. Was mich, vielleicht zu persön-
lich, nicht ganz befriedigt, ist der Umstand, daß in der Stärke der
Papiere fiir die Tafeln und fiir den dazwischen gebundenen Text
ein so großer Unterschied besteht; das berührt ähnlich, wie wenn

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