Fig. 3. Anbietschale. H. 4,9, Durchm. 36,8 : 28,1
Museo Arqueologico, Madrid
Arqueolögico in Madrid. Wahrscheinlich waren diese
acht Stück dazu bestimmt, als Anbietschalen für
Kuchen, Obst oder ähnlichen Dingen zu dienen. Ist dies
der Fall, so würde sich eine von ihnen mit dem in der
oben angefiihrten Bestellung erwähnten „Credenz-
Telier“ decken. Die gleiche Sammlung besitzt eine be-
sonders reizvolle, herzförmige Anbietplatte mit zwei
durchbrochenen Standreifen, die wohl für zwei einhenk-
lige Schokoladentassen bestimmt waren (Fig. 4). Dann
würde es sich um den Untersatz zu einem „Tete ä tete“
handeln, auf dessen vorderem Teil man sich vielleicht
die kleine Zuckerdose zu denken hat, die die Vereini-
gung spanischer Sammler besitzt (abgebd. a. a. 0.
S. 12 f.). Die Form und ihre besondere Kleinheit (H.
m. D. 4,8, inn. Durchm. 6,8) lassen darauf schließen.
Die Vereinigung spanischer Sammler besitzt weiter
drei tiefe Gefäße, von denen das größere (H. 9,4, Durch-
mess. 25 : 19) den Schwerpunkt nach unten, die beiden
kleineren (H. 7,8, Durchm. 19 : 15) nach oben gelegt
zeigen (abgb. a. a. 0. S. 11 u. 13). Zunächst hielt ich
diese für Suppenterrinen und glaubte annehmen zu kön-
nen, aaß es sich um eine Erweiterung der Bestellung
zu einem Speiseservice gehandelt habe. Da aber Henkel
oder Handhaben sowie Deckel fehlen — und die Dek-
kel sind nicht etwa später in Verlust geraten, sondern
wie aus der Bemalung hervorgeht, von Anfang nicht
dafür gedacht gewesen — habe ich diese Ansicht fallen
lassen und glauben nun, daß wir es hier mit Spülnäpfen
zu tun haben, wie sie sich in ähnlicher Form um 1740
in Meißen nachweisen lassen.
Im Museo Arqueolögico befinden sich endlich zwei
ganz schmale Schalen, deren Bestimmung ich mir lange
nicht erklären konnte (Fig. 5). Ich dachte zunächst da-
ran, daß man auf ihnen kleines Gebäck oder Oliven
oder ähnliches angeboten habe. Hiergegen spricht aber
die Richtung der vier Watteauszenen. Denn der, dem
liierauf etwas angeboten wird, würde die Bilder ver-
kehrt sehen. Es dürfte sich hier vielmehr um Schalen
für Lichtputzscheeren handeln, bei denen diese Bild-
richtung begründet erscheint. Und in der Tat hat Meis-
sen, wie mir Prof. Hösel ') mitteilt, noch heute fast die
gleiche Form, wenn diese sich auch erst von 1849 nach-
weisen läßt. Sicher hat aber Meißen schon früher ähn-
lich geformte „Lichterschiffchen“ angefertigt, wie ein
solches blau unter Glasur bemaltes Stück in der Samrn-
lung Bösenberg in Dresden, das 1763—74 anzusetzen
ist, bewegt. Wenn nun auch die Lorm dieser beiden
Liclitschiffchen insofern ein wenig von der der übrigen
Stücke abweicht, daß bei ihr in der Einfassung und
im durchbrochenen Handgriff Rokokoschnörkel ausge-
prägt zur Geltung kommen, so glaube ich doch, daß
dies kein Grund ist, an der Zugehörigkeit zum Service
zu zweifeln, stelle mir vielmehr vor, daß sicli der Vor-
gang etwa in folgender Weise abgespielt haben kann:
1738, also im Jahre der Eheschließung wurden 14 Früh-
stückservice und einige andere Porzellane nach Neapel
geliefert. Während nun in Meißen an der im gleichen
Jahre gemachten Nachbestellung gearbeitet wurde, hat
das Königspaar melir und melir Geschmack an seiner
Porzellanmitgift gewonnen und infolgedessen die Nach-
bestellung bedeutend erweitert. So wurden beim 17.
Frühstücksservice — gewiß eines der glänzendsten von
allen — dem einen „Credenz-Teller“, der ursprünglich
verlangt war, zum mindesten noch sieben in drei ver-
schiedenen Größen und dein einen Spülnapf noch drei
andere hinzugefügt. Außerdem wurde das Service
durch das Tete ä tete und die beiden Lichtputzschiff-
chen vrrvollständigt.
I :eber die Zeit der Ablieferung liabe ich keinen Hin-
weis gefunden. Man darf indessen wohl annehmen, daß
eine solche Arbeit, bei der alle Formen neu waren und
bei der wie oben angedeuetet, sowohl Watteauszenen
7) Wie mir Prof. Hösel mitteilt, hat er in Meißen die Deckel-
form zu diesen Gefäßen aufgefunden. Demnach scheint man sie
auch als Suppenterrinen verwandt zu haben. Die Goldbemalung
der inneren Mündung der vorliegenden Exemplare läßt aber anf
deckellose Verwendung schließen.
Fig. 4. Anbietplatte für ein Tete ä tete. H. 2,4, Dnrchm. 2/,8 : 25,8
Museo Arqueolögico, Madrid
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