wurf diente, ist es doch der Bildhauer, der den Augen-
blick des Wunders plastisch mit wahrhaft italienischer,
frommer Inbrunst schildert und den Stoff zu malerischer
Poesie formt.
Von Johann Brokoff, dem Vater Ferdinand Maxi-
milians, rührt das Modell der Bronzestatue des heiligen
Johann von Nepomuk auf der Karlsbrücke her. Dieses
Standbild ist der eigentliche Ahne der Prager Barock-
plastik, ein Wahrzeichen des lokalen Barockgeistes, in
welchem die in jener Zeit neu auflebende Verehrung für
den böhmischen Heiligen dauernd fortlebt. Der Ur-
sprung dieses Werkes ist eine kleine tönerne Statuette
aus dem 1681 des wie Braun aus Tirol zugewauderten
und hauptsächlich in Wien tätig gewesenen Mathias
Rauchmiller (1660— nach 1720), die sich in Prager
Privatbesitz befindet und die ein Jahr darauf fiir eine
von Brokoff verfertigte Holzfigur später auf dem Haupt-
altar der Kirche des heiligen Johann „na Skalce“ 15)
(gegenüber dem Emauskloster) untergebracht, als Mo-
dell diente. Getreu nach letzterer wurde 1683 die hier
abgebildete Bronzestatue auf Bestellung eines Mathias
Gottfr. von Wunschwitz und auf Ronsberg vom Glok-
kengießer Hieronymus Herold in Niirnberg gegossen.
15) 1730 von Kilian Ignatz Dientzenhoier erbaut.
(Fortsetzung folgt.)
Mathias Braun
zugeschrieben: Zwei
Holzmodelle „Sommer“
und „Herbst“ zu einer
Folge der vier Jahres-
zeiten. Die Konsolen
jünger (Rokoko) und
nicht dazugehörig
Sammlung
P. E. Vondoerfer-Prag
phot. J. F. Langhans
Dte mtemationate BCicbecmelTe in ptovenz
von
]oad)im Ktt’cbnct’
lie derzeitig in Florenz stattfindende Fiera inter-
nazionale del libro verdient die Bezeichnung „inter-
national“ nur mit einer Einschränkung. Denn ganz ab-
gesehen davon, daß von den außereuropäischen Län-
dern Amerika, China, Indien und Japan gar nicht ver-
treten sind, fehlen selbst von den europäischen Staaten
verschiedene, die man in diesem Zusammenhange nicht
gern missen möchte: Die skandinavischen Länder, die
baltischen Randstaaten, Dänemark, Holland, Spanien,
Griechenland, die Türkei und Rußland haben nicht aus-
gestellt. Unter diesen Umständen bleibt ein verglei-
chendes Werten über die Vorzüge bzw. Nachteile der
Bücherproduktion der einen oder anderen Nation von
vornherein auf die Auswahl des Dargebotenen be-
schränkt. Dies Dargebotene besteht aber keineswegs
nur aus künstlerisch wertvollen Büchern, sondern ist
eine Bücherschau schlechthin, die das einfachste
broschierte Gebrauchsbuch, wie den kostbarsten Luxus-
druck umfaßt. Mit solcher Zurschaustellung der ge-
samten Bücherproduktion jedes der ausstellenden Län-
der wird vom ökonomischen Standpunkte aus sicherlich
Interessantes geboten. Man sieht, wie mit dem wacli-
senden Ansprüchen nach einer Spezialliteratur die
Differenzierung des Verlagswesens in allen Ländern
durchdringt, man kann über Bücherpreise, Druck, Pa-
pier und Einband seine Beobachtungen anstellen —
allein, dies steht in einer Kunstzeitschrift nicht zur Dis-
kussion. Will man vom künstlerischen Gesichtpunkte
die Florentiner Büchermesse würdigen, so muß
zweierlei ins Auge gefaßt werden: Erstens, die Bücher
selbst, soweit sie einen Kunstwert darstellen, oder doch
auf einen solchen Anspruch erheben; zweitens, die von
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blick des Wunders plastisch mit wahrhaft italienischer,
frommer Inbrunst schildert und den Stoff zu malerischer
Poesie formt.
Von Johann Brokoff, dem Vater Ferdinand Maxi-
milians, rührt das Modell der Bronzestatue des heiligen
Johann von Nepomuk auf der Karlsbrücke her. Dieses
Standbild ist der eigentliche Ahne der Prager Barock-
plastik, ein Wahrzeichen des lokalen Barockgeistes, in
welchem die in jener Zeit neu auflebende Verehrung für
den böhmischen Heiligen dauernd fortlebt. Der Ur-
sprung dieses Werkes ist eine kleine tönerne Statuette
aus dem 1681 des wie Braun aus Tirol zugewauderten
und hauptsächlich in Wien tätig gewesenen Mathias
Rauchmiller (1660— nach 1720), die sich in Prager
Privatbesitz befindet und die ein Jahr darauf fiir eine
von Brokoff verfertigte Holzfigur später auf dem Haupt-
altar der Kirche des heiligen Johann „na Skalce“ 15)
(gegenüber dem Emauskloster) untergebracht, als Mo-
dell diente. Getreu nach letzterer wurde 1683 die hier
abgebildete Bronzestatue auf Bestellung eines Mathias
Gottfr. von Wunschwitz und auf Ronsberg vom Glok-
kengießer Hieronymus Herold in Niirnberg gegossen.
15) 1730 von Kilian Ignatz Dientzenhoier erbaut.
(Fortsetzung folgt.)
Mathias Braun
zugeschrieben: Zwei
Holzmodelle „Sommer“
und „Herbst“ zu einer
Folge der vier Jahres-
zeiten. Die Konsolen
jünger (Rokoko) und
nicht dazugehörig
Sammlung
P. E. Vondoerfer-Prag
phot. J. F. Langhans
Dte mtemationate BCicbecmelTe in ptovenz
von
]oad)im Ktt’cbnct’
lie derzeitig in Florenz stattfindende Fiera inter-
nazionale del libro verdient die Bezeichnung „inter-
national“ nur mit einer Einschränkung. Denn ganz ab-
gesehen davon, daß von den außereuropäischen Län-
dern Amerika, China, Indien und Japan gar nicht ver-
treten sind, fehlen selbst von den europäischen Staaten
verschiedene, die man in diesem Zusammenhange nicht
gern missen möchte: Die skandinavischen Länder, die
baltischen Randstaaten, Dänemark, Holland, Spanien,
Griechenland, die Türkei und Rußland haben nicht aus-
gestellt. Unter diesen Umständen bleibt ein verglei-
chendes Werten über die Vorzüge bzw. Nachteile der
Bücherproduktion der einen oder anderen Nation von
vornherein auf die Auswahl des Dargebotenen be-
schränkt. Dies Dargebotene besteht aber keineswegs
nur aus künstlerisch wertvollen Büchern, sondern ist
eine Bücherschau schlechthin, die das einfachste
broschierte Gebrauchsbuch, wie den kostbarsten Luxus-
druck umfaßt. Mit solcher Zurschaustellung der ge-
samten Bücherproduktion jedes der ausstellenden Län-
der wird vom ökonomischen Standpunkte aus sicherlich
Interessantes geboten. Man sieht, wie mit dem wacli-
senden Ansprüchen nach einer Spezialliteratur die
Differenzierung des Verlagswesens in allen Ländern
durchdringt, man kann über Bücherpreise, Druck, Pa-
pier und Einband seine Beobachtungen anstellen —
allein, dies steht in einer Kunstzeitschrift nicht zur Dis-
kussion. Will man vom künstlerischen Gesichtpunkte
die Florentiner Büchermesse würdigen, so muß
zweierlei ins Auge gefaßt werden: Erstens, die Bücher
selbst, soweit sie einen Kunstwert darstellen, oder doch
auf einen solchen Anspruch erheben; zweitens, die von
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