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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

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1./2. Januarheft
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1./2. Juniheft
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Pariser Kunstleben / Römischer Kunstbrief / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Die Welt der Kunstgelehrten / F. A. Boerners Rembrandt-Landschaft / "Der lachende Mann" / Menzel und der "Herr Wirth" / Meisterwerke deutscher Fayence / Berlins privater Kunstbesitz in der Akademie / Neues vom Kunstantiquariat
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0405

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beeinflußt, sich durch eine schöne Einfachheit in Ausdruck und
Harmonie der Linierung auszeichnen.
Angegliedert ist der diesjährigen „Biennale“ efne internatio-
nale Abteilung für christliche Kunst mit Sälen für Deutschland,
Frankreich, Ungarn und Italien. Hier schneidet Deutschland leider
nicht gut ab, obgleich ihm der größte und schönste Saal zuerteilt
worden ist. Wir glauben, daß dem iiber ganz Deutschland ver-
breiteten „Verein für christliche Kunst“ genug Künstler ange-
hören, die wissen, daß die Kirchenkunst nur im Zusammen'nange
mit der Architektur und Wandmalerei zu entwickeln ist. Warum
sind diese auf der Ausstellung mcht vertreten? Der große Saal
ist derart dürftig mit meist brnisch anmutenden Bildchen kleinsten

die Höhung einer so dringlichen Zeitfrage der Kunst erwarten
dürften.
*
Neben dem großen Ereignis, das die Eröffnung der „Biennale“
im modernen Kunstleben Roms bildet, traten die anderen gleich-
zeitigen Veranstaltungen in den Hintergrund. Trotzdem möge die
kleine aber gewählte Austellung von Graphikern, die kürzlich
der „Gruppe romano degli incisiori artisti“ im Palazzo Venezia
eröffnete, Erwänung finden, in der als überragender Könner der
deutsche Graphiker Sigmund L i p i n s k i unbestreitbar den ersten
Platz einnnimmt. Auch sein jugendlicher Sohn Lino L i p i n s k i
stellt sich hier der Oeffentlichkeit zum ersten Mal mit seinen über-


Heinrich Waldmüller-München, Straße in der Vorstadt, Radierung. Ausgestellt bei Heinrich Barchfeld, Leipzig.

Formates behängt, daß es peinlich berührt. Gewiß zeigt die
Kreuzigung von Felix Baumhauer davon, daß dieser Künstler
weiß, worauf es in der kirchlichen Kunst ankommt, ebenso könnte
Paul T h a 1 h e i m e r s wuchtige Art, wie sie sich in den Gemäl-
den „Consumatum est“ offenbart, das Problem bezwingen, wenn
der Hintergrund nicht die Wandfläche zerreißen würde. Aber es
sind auch die beiden einzigen Werke großen Stils. Alles andere,
darunter manches an sich sehr fein Empfundene wie die Holz-
schnitte Rudolf S c h i e 1’ s , paßt nicht in den großen lichtvollen
Raum hinein und macht mehr den Eindruck einer im letzten
Augenblick vorgenommenen Verlegenheitsfüllung. Sehr viel rei-
cher und im Rahmen der Aufgabe gehalten erscheint die französi-
sche Abteilung mit Namen wie L. C h a p 1 i n , Giovanne S i m o n ,
0. Bourgain, Besnard, Maurice Denis und viele ande-
re, während die Werke der ungarischen Abteilung eine starke
Neigung zur Entgleisung in die Tafelmalerei verraten. Vorwie-
gend traditionell eingestellt, aber doch mit feinem Verständnis
für die malerische Aufgabe, greift die italienische Kunst das Prob-
lem der Kirchenmalerei an. Nur erscheint dieser Conventionalis-
mus zu abgeschlossen und zufrieden, als daß wir von dieser Seite

aus reizvoll zwischen dem Grotesken und Mystischen einher-
tändelnden Kompositionen vor. Sehr mystisch umhängt sind auch
die ernstes Streben verratenden Radierungen Th. B r e n s o n s.
Von den Italienern zeichnet sich Rossini durch tieferen Stim-
mungsgehalt aus. Vorher hatte an dieser Stelle der deutsche in
Rom lebende Maler Pallenberg eine Kollektivausstellung
seiner auf der Mareeslinie liegenden aber doch von gutem eige-
nem Geschmack kundenden Gemälde gezeigt. Curt B a u e r.
Kun{? au Kti o ncn.
Aacberu
Arn 23. und 24. Juni hält Ant. C r e u t z e r, vorm. M. Lem-
pertz in Aachen seine 103. Kunstversteigerung ab. Außer einer
reichen Kollektion Antiquitäten aller Art, wie Arbeiten in Fayence,
Porzellan, Eisen, Kupfer, Zinn, Bronze, Silber etc. Perser Teppichen,
Holzschnitzereien und antiken Möbeln, kouimt eine umfangreiche
Sammlung alter und neuzeitiger Oelgemälde zum Verkauf. Der
Kataiog weist iiber 250 Nummern Antiquitäten und 180 Numinern

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