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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

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1./2. Januarheft
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1./2. Juniheft
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Pariser Kunstleben / Römischer Kunstbrief / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Die Welt der Kunstgelehrten / F. A. Boerners Rembrandt-Landschaft / "Der lachende Mann" / Menzel und der "Herr Wirth" / Meisterwerke deutscher Fayence / Berlins privater Kunstbesitz in der Akademie / Neues vom Kunstantiquariat
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0413

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hatte, von Dr. H o f s t e d e <d e G r o o t erworben w o r d e n.
Hofstede de Groot hält seine Meinung von der Echtheit des Bildes
aufrecht und stellt es in seinem Hause zur freien Besichtigung und
Prüfung aus. Man darf also neugierig sein, wie sich das Rätsel
dieses seltsamen Falles lösen wird.
Mcnset utid dev „fievv IDirtbü
Das soeben bei Richard Carl Schmidt & Üo., Berlin, er-
schienene neue Buch ,,T e c h n i k d e s Kunstsammelns“
vcn Adolph Donath enthält auch ein umfangreiches Kapitel
„Aus der Werkstatt des Sammlers“, worin Donath Beobachtungen,
Ergebnisse und Erlebnisse hervorragender Kunstsammler aller Ge-
biete schildert. So wird hier unter anderen der Berliner Samm-
ler moderner Meister Geheimrat Eduard A r n h o 1 d charakteri-
siert, dessen Freunde Menzel und Leibl, Böcklin und Lenbach,
Uhde und Liebermann geworden waren. „Sie aile“ schreibt
Donath, „verkehrten auch brieflich mit ihm und wenn ihn einer von
den Meistern besuchte, war es für den Sammler ein Festtag.
Menzel sagte zu Arnhold immer: ,.H e r Wirt“. Und
so oft er Arnholds Pradilla sah, war er entzückt und rief:
„Wenn ich das nur könnte“. Von dem Menzel’schen „T ü r k i -
schen Cafe in der Wiener Weltausstellung“ er-
zählte mir übrigens der Geheimrat eine amiisante Gesch.ichte. Eines
Tages war D j e m a 1 P a s c h a im Arnholdschen Hause. Er hatte
von Bildern keine Ahnung und kümmerte sich aucii nicht um die
Stücke, die da im Oberlichtsaal der Galerie und in den angrenzen-
den Salons hingen. Plötzlich aber fiel sein Blick auf den Menzel.
„Das ist ja mein B r u d e r“, schrie er auf und nun erknndigte er
sich nervös, was für ein Bild das sei, und als der Sammlcr ihm
sagte, das wäre das tiirkische Cafe auf der Wiener Weltaus-
stellung, da sagte er lächelnd: „Mein Bruder war ja Deie-
g i e r t e r auf dieser Ausstellung“.
M^tffenüet?ke deutfcbet? fayenee.
Im Kunligctüßcbemufcum frankfutt a ]vL
Die Frankfurter Kunsttage 1925 mit einer Ausstellung einzu-
leiten, die Frankfurts glänzende Leistung und ein halbes Jahrhun-
dert lang zusammen mit dern Nachbarort Hanau währende Mono-
polstelle in Deutschland auf einem Gebiete kiinstlerischer Produk-
tion rühmlichst heraushebt, war ein glücklicher Gedanke.
Die 850 in sechs Räumen des Kunstgewerbemuseums zur
Schau gfcctrdlten Kunstwerke sind ausgewählte Glanzstticke, mit
peinlichster Ausschaltung jeder typischen Durchschnittsware, man
erblickt nur Gegenstände, die auch in ihrer Entstehungszeit edelste
Erzeugnisse der Fayenceindustrie waren.
Die iiberragende Stellung der Fayence dm siebzehnten Jahr-
hundert fällt zusammen und wächst heraus aus dem barocken Zeit-
empfinden fiir malerisehe Werte; für fiirstliche und bürgerliche
Prachtentfaltung. Eine Zeit, die ein subtiles Gefühl für die weich-
geschwungene Oberfläche hatte, fiir bis zu Hyperbeln gesteigerten
Kurven, die dem Geraden aus dem Wege gehen und das Sich-
biegende und Geschweifte suchte, Pelz, Haut und die wellige Ober-
fläche einer Landschaft mit Pinsel und Radiernadel abtastete, eine
Zeit, deren erregte Sinnlichkeit bis zum Orient schweifte und die
erste einschneidende Chinamode hervorrief, die mußte in der
Fayence ihr adäquates Material erkennen. Rötliche, schwere Erde,
die in weiche wellige Zinnglasur eingebettet ist, deren dichtc
Masse einen vorzüglichen Malgrund abgab, zur Dekoration her-
ausforderte.
Itaiien hatte, beginnend im fünzehnten Jahrhundert, schon im
sechzehnten Jahrhundert eine blühende Industrie und Export nach
dem Norden entwickelt, der ausging von der Stadt Faenza und
deshalb der Ware den Namen gab. In gleicher Weise nennt der
Italiener die Fayence Majolika, indem er so den Weg angibt, auf
dem diese Töpferware über Majorka als Import der spanischen
Araber auf Umwegen aus dem Orient zu ihnen kam.
Unser Wissen erkennt zuerst um 1530 in Ntirnberg eine
deutsche Fayencewerkstätte, im Uebrigen ruhen die deutschen An-

P. RUSCH
DRESDEN-A. Sidonienstrasse 27


Gemälde
Antike Möbek Gobelins
Porzellane, Tafelsilber
aus der staatlichen Gemäldegalerie,
dem Kgh Residenzschloß
und dem Johanneum zu Dresden
T. 16279

fänge m Dunkeln. Aber diese Inkunabel der Fayencekunst treten,
ähnlich wie ihre älteren Schwestern in der Druckerkunst, mit
prachtvoller Monumentalität auf: jene zwölf im Ganzen erhaltenen
Eulengefäße. Kunstwerke in Modellierung und Technik, die am
Ende und nicht am Anfang einer Entwicklung aufzuragen scheinen.
Sie blieben auch Einzelerscheinungen, auf engste Bestellerkreise
beschränkte Kunst kleinster Werkstätten. IJie Renaissance mußte
sich erst im malerisehen Barock auflösen, chinesischer Import im
Seestaate Holland die Delfter Konkurrenz ins Leben rufen, die
mit ihren Porzellan genannten Fayencen die deutschen Märkte
überschwemmte, bis sich die erste dcutsche lebensfähige Manu-
faktur mt Großbetrieb in Hanau grtindete. Diese Ehre ließ sich
1661 das große Frankfurt durch die Ungeschicklichkeit seiner
Stadtobrigkeit fortnehmen. Die in Hanau schnell aufbliihende
Fabrikation fand fünf Jahre später endlch auch den Frankfurter
Rat wohlgeneigt, detn Wallonen Jan Simonet und seinem Kapital-
geber Fehr die Erlaubnis zur Gründung einer Porzellanbäckerei

II NEUE GALERIE II

/AÜ NCHEN
Resiclenzstpaße 25

BERLIN
Leipzigerstpaße 124
Eingang Wilhelmstp. SOa

/Aeistepwepke
dep Aalepei
cles 19. uncl 20. Jahphunclepts
Ankauf hoehpangigep Wepke
aus dem Leibl - und Diezkpeis

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